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Minister Bruch: Alle Beteiligten sollen an einen Tisch
Die Sieg trennt die Ortsgemeinden Hövels und Mittelhof und somit auch die Ortschaften Kleehahn und Siegenthal. Die Brücke war für Generationen die Verbindung zwischen den Dörfern. Die Nachbarschaftskontakte brachen mit der Sperrung der maroden Brücke im Jahr 2008 ebenso zusammen, wie die kurzen Wege zur Bushaltestelle an der B 62. Innenminister Karl-Peter Bruch kam am Freitag zum Ortstermin und will nun alle Beteiligten zum gemeinsamen Gespräch in Mainz sehen.
Siegenthal/Kleehahn. Der rheinland-pfälzische Innenminister Karl-Peter Bruch hat durchaus Verständnis für die Anliegen der Bürger aus Siegenthal und Kleehahn, deren soziale Kontakte mit der Sperrung der Brücke über die Sieg urplötzlich zum Erliegen kamen. Beim Ortstermin an der Brücke, die auf Einladung der SPD Wissen und MdL Thorsten Wehner stattfand, zeigte sich Bruch bestens informiert zur besonderen Situation der Kleehahnbrücke.
Diese Brücke, seit mehr als einem Jahr für jegliche Nutzung gesperrt, hat in der Tat eine eigenwillige und besondere Geschichte. Mehr als 50 Jahre alt und nie gepflegt oder gewartet, verband sie bis zur Sperrung die beiden Ortsgemeinden Mittelhof und Hövels. Die Verbandsgemeinde Wissen als Rechtsnachfolger der ehemals privat gebauten Brücke noch vor dem 2. Weltkrieg hatte Gutachten in Auftrag gegeben, die vernichtend für die Konstruktion und die Verkehrssicherheit der Brücke ausfielen. Im Jahr 2007 hatten Vertreter der SPD-Ratsfraktion auf den maroden Zustand der Brücke öffentlich aufmerksam gemacht. Deshalb wurde im Jahr 2008 die Brücke für jegliche Nutzung gesperrt. Damit wurden jegliche Kontakte der beiden Dörfer unterbunden, Kinder konnten ihre Spielkameraden nicht besuchen, die Bushaltestelle war abgebunden und vieles mehr.
MdL Thorsten Wehner wollte vor Ort vom Minister wissen, ob es eine Möglichkeit der Unterstützung vom Land gibt, um die Sanierung der Brücke (für Fußgänger und Radfahrer) doch noch zu realisieren. Vertreter der Orts- und Verbandsgemeinde nahmen neben zahlreichen Einwohnern am Ortstermin teil. Mittelhofs Ortsbürgermeister Franz Cordes machte ebenso wie Hövels Ortsbürgermeister Andreas Steckenstein deutlich, dass ihre Ortsgemeinden so hoch verschuldet sind, dass eine Sanierung der Brücke unmöglich sei.
In der Diskussion vor Ort regte Bruch an, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. Der Minister zeigte sich zur Geschichte der Brücke bestens informiert. "Sie wurde nie gepflegt und gewartet, jetzt müssen alle Verantwortlichen an einen Tisch", sagte Bruch. Das sind die beiden Ortsgemeinden Hövels und Mittelhof, die VG Wissen, die Stadtwerke Wissen (Leitungsnetz) und das Land Rheinland-Pfalz (verantwortlich für die Sieg). Bruch sprach klare Worte, gerichtet an die lokalen Mandatsträger und Bürgermeister. "Ohne die beteiligten Ortsgemeinden geht nichts, sie müssen wissen, was sie wollen, es muss ein öffentliches Interesse an der Fuß- und Radwegbrücke bestehen", sagte der Minister vor Ort. Er regte ein Treffen in Mainz an, möglichst mit allen Beteiligten, um Lösungen für die Bürger zu suchen, die realisierbar seien. Wehner sagte zu, dies so schnellstens zu organisieren.
Da Hövels mit den Brückensanierungen (3) auf dem Gebiet der Ortsgemeinde besonders hart betroffen ist, sah sich der Innenminister auch noch die marode Brücke in Hövels zum Sportplatz an. Hier führt die Fußgängerbrücke über die Sieg zum Sportplatz und ist Eigentum der Ortsgemeinde. Steckenstein berichtete, dass die Anträge auf Zuschüsse aus dem Investitionsstock abgelehnt worden seien. Bruch empfahl dringend, die Anträge neu zu stellen und zwar unter dem Stichwort Brückensanierung und nicht unter dem üblichen Stichwort Unterhaltungsaufwand. Diese Brücke sei natürlich lebenswichtig, nicht nur als Verbindung für die Nutzung des Sportplatzes, auch für den Wanderweg "Botanischer Weg". Eine Querung über die Sieg für Wanderer gibt es zwischen Wallmenroth und Wissen nicht, es sei denn, man benutzt die private Hängebrücke bei Hofgut Auen - oder man durchquert die Sieg schwimmend oder an seichten Stellen barfuß.
Die Einwohner von Kleehahn und Siegenthal wollen ihre Verbindung zurück - daran ließen sie keinen Zweifel. Und warum man nicht wie in anderen Landesteilen dieser Republik, marode Brücken mit Holzauflagen saniere, damit sie für Radfahrer und Fußgänger nutzbar sind, auch dies wurde vor Ort leidenschaftlich diskutiert. "Was in Bayern mit alten Brücken geschieht, muss doch auch an der Sieg funktionieren", waren sich viele einig.
Die Gutachter hatten jeglichen Fahrzeugverkehr bereits im Jahr 2007 infrage gestellt und im Jahr 2008 zeigten sich laut Gutachten erhebliche Schäden an der Stahlkonstruktion und an den Widerlagern. Eine Sanierung wurde damals mit rund 800.000 Euro veranschlagt. Ein Neubau der Brücke sollte 2008 820.000 Euro kosten. Da aber auch erhebliche Schäden an den Geländern und an den Schrammborden beidseitig festgestellt wurden, sei die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer nicht mehr gewährleistet. Deshalb wurde die komplette Sperrung der Brücke im letzten Jahr empfohlen und beschlossen.
An diesen Gutachten gab es vor Ort erhebliche Zweifel. Franz Cordes ist sich sicher, dass die Brücke mit einer entsprechenden Sanierung der Sicherheitseinrichtungen noch viele Jahrzehnte ihren Dienst tut. Sein Amtskollege Andreas Steckenstein sieht das skeptischer, zumal seine Ortsgemeinde drei Brücken sanieren muss und eigentlich jetzt schon völlig pleite ist. Während die Ortsgemeinde Mittelhof noch Interesse an der Sanierung der Kleehahnbrücke mit Unterstützung aller Beteiligten hat, zeigte sich Hövels Bürgermeister da zurückhaltend. Zumal es einen Ratsbeschluss gibt, der deutlich macht, dass eine Kostenbeteiligung der Ortsgemeinde an der Sanierung der Kleehahnbrücke unmöglich ist. Am Ende des Besuches machte Wehner deutlich, dass nun möglichst schnell alle Beteiligten zu einem gemeinsamen Gespräch geladen werden sollen. (hw)
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Innenminister Karl-Peter Bruch (2. von rechts) machte vor Ort energisch deutlich, dass alle, egal ob Land, Kreis, Verbandsgemeinde oder auch Ortsgemeinden das gleiche Geld ausgeben - das Geld der Bürger. Fotos: Helga Wienand
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