Abriss der Wissener Altstadt-Brücke: Es geht los – Was man jetzt wissen sollte
Von Regina Morkramer
Jetzt ist es offiziell: Am Montag, dem 26. August, beginnt der Abriss der Altstadt-Brücke über die Sieg in Wissen. Das teilt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) mit. Bereits ab Freitag, dem 23. August, wird die Brücke gesperrt, die Umleitungen werden ausgeschildert. 14 Monate sollen Abriss und Neubau dauern. Die Umleitung erfolgt über die Alserberg-Brücke. Wir haben noch einmal alle wichtigen Informationen für Anwohner, Pendler und Bürger zusammen getragen.
Wissen. Nun ist es soweit: Nach langer Vorlaufzeit reißt das Land Rheinland-Pfalz die rund 80 Meter lange Siegbrücke in der Wissener Altstadt im Zuge der Landesstraße L 278 bis auf die Pfeiler ab, um sie komplett neu aufzubauen. Baubeginn ist laut Pressemitteilung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) vom 20. August am Montag, dem 26. August. Bereits ab Freitagnachmittag, dem 23. August, wird die Brücke gesperrt und die Umleitung über die so genannte Alserberg-Brücke ausgeschildert. Die Aktivierung der Verkehrssicherung, also die Sperrung der Brücke, wird laut LBM vorgezogen, da die L 278 im Bereich der Siegbrücke für die Ausrichtung des Altstadtfestes am 24. August in Anspruch genommen wird. Damit dient das Wochenende auch bereits dazu, dass sich die Verkehrsteilnehmer umorientieren können. Der LBM bittet alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis und dankt allen Beteiligten „für die kooperative und ergebnisorientierte Zusammenarbeit bei den vorab erfolgten Abstimmungen.“ Wir haben alle wichtigen Informationen für Anwohner, Pendler und Bürger zusammen getragen:
Warum wird die Brücke abgerissen?
Die Brücke an der L 278 ist in die Jahre gekommen und kaputt, auf einem Notensystem von 1 bis 4 des Landesbetriebs Mobilität erhielt sie bei Untersuchungen zuletzt eine Bewertung von 3,5. Der Beton ist undicht, der Stahl korrodiert, die Brücken-Lager sind angegriffen. Um die Verkehrssicherheit und die langfristige Nutzung der Strecke gewährleisten zu können, besteht also dringender Handlungsbedarf. Gleichzeitig lohnt sich die Sanierung wirtschaftlich nicht – einzige sinnvolle Lösung ist somit der komplette Abriss bis auf die Brückenpfeiler und der Neubau. „Obwohl sich die Siegbrücke derzeit augenscheinlich in einem passablen Zustand befindet, ist die Erneuerung des circa 62 Jahre alten Bauwerks auf Grund baulicher Mängel und der erforderlichen Neuverlegung, der im Überbau verlegten Gasleitung, unumgänglich“, teilt der LBM dazu in seiner jüngsten Veröffentlichung nochmals mit. Und weiter: „Eine Ertüchtigung der Spannbetonkonstruktion in einen den heutigen Anforderungen genügenden Zustand ist nicht mehr möglich, wie ausführliche betontechnologische Untersuchungen des Hohlkastenüberbaus sowie der Pfeiler und Widerlager ergaben.“
Was kostet der Neubau?
Der Neubau ist im Vorfeld vom Land Rheinland-Pfalz mit drei Millionen Euro veranschlagt worden.
Wie lange dauern die Baumaßnahmen?
Das Land plant für die Arbeiten bislang rund 14 Monate ein. Bis Herbst 2020 soll der Verkehr dann wieder über die neue Altstadt-Brücke rollen können. Risikofaktoren wie ein sehr kalter Winter und heftiges Hochwasser können die Bauzeit verlängern.
Wie läuft der Abriss?
Begonnen wird mit dem Brückenabschnitt unmittelbar über der Sieg, die hier verrohrt auf aufgefüllt wird. Dann folgen die äußeren Teile der Brücke. Die bestehenden Pfeiler bleiben weitgehend erhalten, auf ihnen werden Betonriegel errichtet, die die Lastenverteilung verbessern.
Wie soll der Verkehr umgeleitet werden?
Als Umleitungsstrecke steht die Alserberg-Brücke („rote Brücke“) zur Verfügung. Allein durch die räumliche Nähe macht das Sinn – problematisch wird die Umleitung aber durch das hohe Verkehrsaufkommen. Über die Altstadt-Brücke rollen bisher täglich nahezu 9.000 Fahrzeuge. Auch wenn davon durch Meidung der Strecke oder andere, großräumigere Umleitungen ein Teil wegfällt, entsteht für die Alserberg-Brücke eine hohe Zusatzbelastung. Sie soll für beide Fahrtrichtungen immer nur einspurig befahrbar sein.
● Ampeln regeln den Verkehr
Zwei Ampelsysteme werden errichtet, um den Verkehr über die Bahnparallele B 62, die Straße Am Güterbahnhof (K 66), die Alserberg-Brücke und die untere Holschbacher Straße, dann weiter über Morsbacher oder Birkener Straße zu führen. Diese Ampeln stehen an der Einmündung der K 66 auf die B 62 an der Bahnunterführung und oberhalb der Brücke an der Kreuzung Holschbacher Straße/Stadionstraße.
● Hermannstraße schafft Entlastung
Unterstützend zur Alserberg-Brücke und anschließender Holschbacher Straße wird der Verkehr verstärkt über die Hermannstraße auf den Alserberg führen. Um den Verkehrsfluss zu unterstützen, soll hier von 7 bis 14 Uhr – bergaufwärts gesehen – auf der linken Seite nicht mehr geparkt werden dürfen. Auch ein beidseitiges Parkverbot wird bei Bedarf in Betracht gezogen.
Warum gibt es keine Ersatzbrücke?
Durch den Brückenabriss und -neubau fehlt Wissen eine von zwei Querungen über die Sieg. Trotzdem kann für die Bauzeit keine Ersatzbrücke errichtet werden, die die Verkehrssituation entspannen würde. Verschiedene Vorschläge wie eine Pontonbrücke oder zumindest eine Fußgängerbrücke wurden vom LBM geprüft und verworfen. Zur Begründung wird der Naturschutz angeführt, denn eine Ersatzbrücke hätte laut LBM auf jeden Fall „massive Eingriffe in die Sieg inklusive Aue sowie in private Grundstücke zur Folge. Die Sieg inklusive der Siegaue unterliegen als FFH-Gebiet einem besonderen landespflegerischen Schutz.“ Eine Ponton-Brücke ist nicht möglich, da der Flusslauf bei drohendem Hochwasser nicht verriegelt darf.
Was können Betroffene tun, um die Situation zu entspannen?
Als besonders belastend in der Umleitungssituation wird von der Stadt und vom Land der Schulverkehr erachtet, der komplett über die Alserberg-Brücke führt. Nicht nur Busse fahren über die Brücke, sondern auch viele so genannte „Elterntaxis“ – also Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zum Gymnasium und zur Realschule auf dem Alserberg bringen und abholen. So ist davon auszugehen, dass sich der Verkehr besonders morgens und mittags auf und rund um die rote Brücke staut. Um hier Entlastung zu schaffen, bittet Wissens Stadtbürgermeister Berno Neuhoff die Eltern um Kooperation. Mindestens für die Zeit der Baumaßnahmen und der damit verbundenen Umleitungen sollen Schüler nach Möglichkeit den Bus nutzen, statt mit dem privaten PKW zur Schule gebracht und abgeholt zu werden. Neuhoff hofft, dass das Land und der Landkreis sich an einem verbilligten Schülerticket beteiligen. Auch der Fußweg über die Stadionbrücke, vor allem älteren Wissenern als Salamanderbrücke bekannt, bietet sich an, der Weg durch die Unterführung an der B 62, über die Stadionbrücke und weiter bergauf zu den Schulen ist sicher.
Wie geht es danach weiter?
Die neue Brücke steht und der Verkehr kann wieder ungehindert durch Wissen rollen? Leider nicht ganz. Auf den Brückenneubau folgt in absehbarer Zeit und räumlicher Nähe die Erneuerung der Kreisstraße K 66 (Holschbacher Straße) ab der Alserberg-Brücke bis zur Pirzenthaler Straße. Wieder ist dann besonders der Schulverkehr betroffen, so dass hier bereits jetzt eine langfristige Lösung, wie etwa mit subventionierten Schülertickets für den Bus, gefunden werden muss.
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