Der Eichen-Prozessionsspinner – ein Problemfalter breitet sich aus
Von Förster Frank Krause
Der Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtfalter. Er bevorzugt warm-trockenes Klima und breitet sich aufgrund der Klimaveränderungen immer stärker in Deutschland aus. Die Brennhaare der Raupen sind für Mensch und Tier gefährlich und lösen allergische Reaktionen aus.
Verbreitung
Der Eichen-Prozessionsspinner ist ein Insekt des Offenlandes, kommt vor allem in warm-trockenen Regionen vor und bevorzugte Einzelbäume, Bestandsränder und lichte Eichenwälder. In Trockenjahren kann es zu Massenvermehrungen kommen und dann befällt er auch jüngere Bäume und große geschlossene Waldgebiete. In Deutschland sind in Folge der Massenvermehrungen mittlerweile alle Bundesländer betroffen.
Der Eichenprozessionsspinner (EPS) kommt an allen Eichenarten vor.
Für den Menschen gefährlich sind die Haare ab dem 3. Larvenstadiums des Eichenprozessionsspinners, also im Mai und Juni. Die 0,2 Millimeter langen Brennhaare brechen leicht ab, sind mit Widerhaken versehen und enthalten das Eiweiß „Thaumetopoein“. Mit jedem Entwicklungsstadium steigt die Gesundheitsgefährdung. Eine Altraupe besitzt bis zu 700.000 Brennhaare. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest.
Eine Gefährdung besteht besonders beim direkten Kontakt mit den Raupen, die während der Fraßzeit der Raupen am größten ist. Eine ganzjährige Gefahrenquelle sind die Häutungsnester und die am Baum oder am Boden verbleibenden Verpuppungsgespinste. Die Brennhaare bleiben an Kleidung und Schuhen haften, die bei Berührung immer neue toxische Redaktionen auslösen. Das Toxin der Brennhaare ist über mehrere Jahre aktiv. Sogar Brennholz aus diesen Gebieten stellt einen Risikofaktor dar. Gesundheitliche Beschwerden durch den Eichenprozessionsspinner können daher während des gesamten Jahres entstehen.
Die Gespinstnester mit den Häutungsresten finden sich in der Regel unterhalb des Kronenansatzes und sind gut sichtbar. Sie stellen ebenfalls eine Gefahrenquelle dar und sollten von Fachfirmen entfernt werden.
Die eindringenden Brennhaare reizen die Oberhaut und die Schleimhäute und können Knötchen, Quaddeln und eine Hautentzündung verursachen. Die Hautreaktionen halten (unbehandelt) oft ein bis zwei Wochen an. Meist sind alle Hautbereiche betroffen, welche nicht bedeckt waren. Die Haut- und Schleimhauterscheinungen können mit Kortisolpräparaten behandelt werden. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika.
Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut durch Einatmen der Haare können zu Bronchitis bis hin zu Asthma führen. Hier wirken Kortisonsprays und Sprays mit bronchienerweiternden Mitteln erforderlich. Selten ist eine stationäre Behandlung notwendig. Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf. In Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Schockreaktionen. (Quelle: LWF , Merkblatt 15, 2018)
Tipps für den Schutz
Generell dürfen Raupen und ihre Nester auf keinen Fall berührt werden. Schon bei Verdacht eines Gifthaarkontakts können folgende Maßnahmen helfen.
• Kleidung umgehend im Freien (!) wechseln, Schuhe nass reinigen
• Kleidung bei 60 Grad waschen
• Sichtbare Raupenhaare mit einem Klebstreifen entfernen
• Gründliche Dusche mit Haarreinigung und Augenspülung mit Wasser
• Betroffene Gegenstände wie das Auto waschen und saugen
• Bei Hautreaktionen sollte der Hausarzt aufgesucht werden, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren Quelle: ECARF (Europäische Stiftung für Allergieforschung)
Eichenprozessionsspinner sind auch für Haustiere gefährlich
Zwar schützt das Fell gut vor den Haaren, aber Schnauze und Schleimhäute sind gefährdet. Vor allem Hunde sind durch ihr Herumschnüffeln in Gefahr. Das Gift der Raupe kann schwere allergische Reaktionen auslösen. Zunge und Lefzen können stark anschwellen und es kann zu Atemproblemen kommen. Zur ersten Hilfe sollte man die betroffenen Stellen mit klarem Wasser abspülen, kühlen und im Zweifel den Tierarzt aufsuchen.
Gefahr für die Bäume und den Wald
Bis vor 30 Jahren beschränkte sich der Raupenfraß des Eichenprozessionsspinners auf einzeln stehende Eichen in Parkanlagen, Alleen, auf Parkplätzen oder entlang von Waldrändern. Der Schaden war gering, da die Eichen durch den Johannistrieb ein hohes Regenerationsvermögen besitzen. Seit den 90er Jahren tritt der Schädling jedoch flächig in Massenvermehrung auf. Bei Kahlfraß können zukünftig auch Waldgebiete mit hohem Eichenanteil Schaden nehmen.
Wer Nester des Eichenprozessionsspinner entdeckt, sollte sie sie umgehend der zuständigen Ortsgemeinde oder im Wald den Forstämtern melden. (Quelle: sdw.de)
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Förster Frank Krause
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