Willibert Pauels: „Ne bergische Jung“ verbreitete kölsche Stimmung
Am Samstagabend war im Bürgerhaus Obererbach kaum ein Platz frei. Willibert Pauels, besser bekannt als „Ne bergische Jung“, besuchte den Westerwald. In seinem fast zweistündigen Programm ging es, wie immer bei seinen Auftritten, um die Frage, ob Religion und Karneval zusammen passen. Ein weiterer Punkt war sein offener Umgang mit der Erkrankung Depression, die ihn zu einem längeren Klinikaufenthalt gezwungen habe.
Obererbach. Die Dorftreffgruppe um Claudia Schmid, die sich im Rahmen der Dorfmoderation gebildet hat, konnte dem Publikum am Samstag, 12. Oktober, den bekannten Karnevalisten und Kabarettisten Willibert Pauels präsentieren. Pauels, im Hauptberuf katholischer Diakon, ist seit mehr als 25 Jahren im Kölner Karneval eine feste Größe. Besonders begeistert er mit seinem Witz und der plastischen Darstellung von Begebenheiten. Pauels, manche bezeichnen ihn als den kölschen Don Camillo, versucht seinen Zuhörer den Zusammenhang zwischen Kirche und Karneval anschaulich näherzubringen. Bereits als Pauels kurz in den Saal schaute, brandete Applaus auf.
In seinem Programm geht es aber nicht nur um die lustige Seite des Lebens. Er schildert auch sehr anschaulich den Umgang mit seiner Depression, die ihn seit langem begleitet. Er machte deutlich, dass es falsch sei dies zu verstecken. „Wenn einer unter Depressionen leidet und das sind geschätzt rund 5 Millionen Bürger in unserem Land, dann hilft nur die professionelle Unterstützung“, so Pauels. Applaus brandete auf, als er die Gäste bat, den „Einmarsch“ mit dem bekannten Karnevalstitel „Heidewitzka“ zu singen. Dieser Bitte kamen alle Zuhörer gerne nach, was sofort für gute Laune sorgte. Auch seine Anekdoten aus seinem Leben als Karnevalist in den verschiedenen Regionen des Landes und der Darstellung der dortigen Lebensart („Sauerländer lachen auch gerne, eben nur später“) sorgte immer wieder für Lachsalven beim Publikum.
Er schilderte auch seinen Umgang mit dem verstorbenen Kardinal Meissner („Ich nannte ihn ja oft Kanalmeister“). Meissner war, so Pauels, erzkonservativ aber er habe ihn nicht einmal ermahnt. Dies lag wohl auch daran, dass er wusste, wie wichtig das Lachen für eine gesunde Seele ist. Als Pauels dann sehr ernst erläuterte, dass der Kollege Guido Cantz, der auch bereits in Obererbach aufgetreten war, ihm geschrieben habe er sei in Berlin –
„da hab ich ihm geschrieben, dass ich in Obererbach bin und wer hier auftreten darf, hat es geschafft“. Dafür erhielt Pauels natürlich langanhaltenden Beifall. Er stellte zudem fest, dass in Obererbach mehr Stimmung als im Kölner Gürzenich sei und er sich gerne an seine Anfänge bei Pfarrsitzungen erinnere.
In der Pause konnten die Besucher Bücher von ihm erwerben, davon eines, in dem er sich mit seiner Erkrankung und seinem Umgang damit befasst. Natürlich wurden diese Bücher auch signiert. Die zweite Hälfte war dann überwiegend dem Spaß und dem Lachen gewidmet, ohne dabei eine gewisse Ernsthaftigkeit zu vergessen. Als Pauels dann auf Jürgen Beckers alias „ne Hausmann“ zu sprechen kam und seine Sicht der rheinischen Lebensart darstellte, gab es tosenden Applaus von den Besuchern. Wie bereits seit vielen Jahren endete sein Vortrag mit der Aussage von Heinz Rühmann als Pater Brown: „Im Garten des Lebens ist der Humor der beste Dung“. Die Besucher forderten noch Zugaben, bevor Pauels dann noch einmal für Autogramme zur Verfügung stand. (kkö)
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