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Zukunftsschmiede Wissen wurde ein Erfolgsmodell
Das Kulturwerk Wissen wurde zum sichtbaren Markenzeichen der Zukunftsschmiede Wissen, die ihren 10. Geburtstag mit einer Festveranstaltung in der Halle feierte. Gastreferent des Abends, Professor Dr. Gustav Bergmann von der Uni Siegen bescheinigte dem Wisserland viel Potential, es werde nur nicht richtig dargestellt. Er hatte die Stärken und Schwächen analysiert und festgestellt, das Wissen zwar über ein hervorragendes bürgerschaftliches Engagement verfügt, die Besonderheiten der Region aber ohne Menschen dargestellt werde und oftmals sogar versteckt werden. Neue Impulse für die Zukunftsschmiede und die Zukunft der Region gab es ohne Zweifel.
Wissen. Die Zukunftsschmiede Wissen feierte den 10. Geburtstag und das Wissener Erfolgsmodell kann sich sehen lassen. Im Jahr 2000 hatten sich engagierte Bürger auf den Weg gemacht, ihre Region, ihre Stadt und das Leben in ihr zu verändern, und lebens- und liebenswert zu gestalten. Dies gelang in vielen Bereichen und wurde beispielhaft für bürgerschaftliches Engagement bis heute. Damals entstanden die Arbeitskreise, die heute so selbstverständlich geworden sind und wo es eine enge Verzahnung mit der Verwaltung gibt, die eine Zusammenarbeit ermöglicht. Im Kulturwerk Wissen wurde der 10. Geburtstag am Dienstagabend gefeiert, und wie vor zehn Jahren spielte die Gregor-Gross- Jazzband. Mit dem unvergessenen Lied von Louis Armstrong "Oh, what a wonderful World" setzte die Band für den Geburtstag den richtigen Einstieg. Für das Wisserland passt der Song, denn in 10 Jahren hat sich sehr viel zum Positiven verändert, man muss es nur sehen und sehen wollen.
Bürgermeister Michael Wagener hielt zur Begrüßung kurz Rückblick auf die Tage des Aufbruchs in Wissen. Als der Verbandsgemeinderat im August 1999 den Beschluss zur Auftaktveranstaltung in der ehemaligen Magazinhalle des Hoesch-Werkes zu veranstalten fasste, ahnte niemand, was sich an diesem Abend ereignen würde. Man hatte damals mit maximal 150 Besuchern gerechnet, doch es kamen rund 600 Gäste, die den Worten von Professor Dr. Hermann Freter lauschten. Zur Jubiläumsveranstaltung waren rund 250 Besucher gekommen, viele waren darunter, die auch vor zehn Jahren den Aufbruch in Wissen miterlebt hatten. Vieles gelang in gemeinsamer Arbeit, das Kulturwerk Wissen ist da ein sichtbares Beispiel und Sinnbild für die Zukunftsschmiede geworden. Aber es gibt noch mehr, so etwa der Skaterpark für junge Leute am Wissener Stadion. Am 3. Juli wird der Botanische Weg in Wissen eingeweiht, der Fürstenweg ebenso wie der Kapellenweg erfreut sich mittlerweile großer Beleibtheit. Ein Erfolg wurde die Handwerker-Leistungsschau in diesem Jahr, zum ersten Mal in der neuen Halle. Die Arbeitskreise Kultur, Jugend/Bildung, Tourismus, Wirtschaft und Ehrenamt sind unter dem Dach der Zukunftsschmiede und es hängst fast alles am ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement. Deshalb galt der besondere Dank den Mitgliedern der Arbeitskreise, die Wagener auf die Bühne bat. Nun hat jeder Arbeitskreis einen Leiter, für den Arbeitskreis Jugend/Bildung ist dies Thomas Löb, ein Mann der ersten Stunde, ebenso wie Berno Neuhoff vom Arbeitskreis Kultur, der die Wissener eigenART zum Markenzeichen machte. Für den Arbeitskreis Tourismus ist Hans-Georg Orthen tätig, und für den Arbeitskreis Wirtschaft und Ehrenamt vertrat Horst Rolland in Doppelfunktion für den erkrankten AK-Leiter Armin Quast (Wirtschaft/Regionalentwicklung). Alle Arbeitskreise freuen sich über Mitstreiter, die sich für die Themen interessieren und mitarbeiten wollen, denn es gibt durchaus neue Herausforderungen im Wisserland.
Die Perspektiven für die Zukunft, der Stadt, Region und der Zukunftsschmiede beleuchtete Professor Dr. Gustav Bergmann von der Universität Siegen. Er hatte seinen Vortrag zur Festveranstaltung in zwei Teile gegliedert und warnte mit viel Humor die Zuhörer vor seinen „verbalen Inkontinenz“. Wissen – das sei eine gute Geschichte, nun gehe es darum die Unterschiede zu anderen Städten herauszuarbeiten und vor allem diese Unterschiede auch zu zeigen. Seine Analyse fiel gar nicht so schlecht aus, so bescheinigte er der Zukunftsschmiede ein wirklich gutes bürgerschaftliches Engagement und dazu noch eine nicht störende Verwaltung. Es gebe Attraktionen in der Region, aber es fehlten die Menschen – vor allem in den Präsentationen. Es werde vieles versteckt und in der Wahrnehmung fänden die Stärken einfach nicht statt, kritisierte der Inhaber eines Lehrstuhls für Innovation und Kompetenz. Entwicklung finde dort statt, wo es eine klare Identität gebe, die müsse herausgearbeitet werden. Er entwarf ein Bild der Stadt an der Sieg, das so manche Anwesenden überraschte. Nun liegt Wissen eine Stunde von der Metropole Köln entfernt, mit Bahnanschluss und bis zur schnellsten deutschen ICE-Verbindung (Siegburg) ist es auch nicht weit. Zum Airport und zum Autobahnring rund um Wissen sind es ebenfalls maximal eine Stunde Fahrzeit. Die Region sei mit ihren einzigartigen Naturräumen und mit ihren Struktureinrichtungen attraktiv, man müsse unbedingt die Gebrauchsfähigkeit von Wissen erhöhen.
Bergmann ging im zweiten Teil auf die Möglichkeiten ein, Wissen weiter zu entwickeln und er freut sich auf eine weitere Zusammenarbeit – daran ließ er keinen Zweifel. "Entwicklung braucht Vielfalt und Freiräume", sagte Bergmann, der dazu verschiedene Möglichkeiten skizzierte. So regte er ganz konkret die Belebung des Marktplatzes an (er nannte es Piazza) als Treffpunkt und die Attraktivitätssteigerung der Fußgängerzone. "Laden Sie alle Wissener ein, die mitmachen wollen, öffnen sie die Zukunftsschmiede und erweitern sie die Initiative, lassen sie Kunst im öffentlichen Raum (Skulpturenpark) zu, veranstalten sie einen Fotowettbewerb, installieren sie einen Stadtschreiber- und ein Wissensfestival", regte Bergmann an. "Werben sie mit ihren Traditionen, es gibt sie und sie sind es wert", sagte der Experte und nannte den Karneval und das Schützenfest.
Service – auch ein Thema für den Professor, der sich als begeisterter Radfahrer und Wanderer outete. Hier sieht Bergmann deutliche Verbesserungsmöglichkeiten bei den Hotels und Gastronomen sowie dem Tourismussektor. "Hier gibt es keine Disco für die Jugend, die fahren dann alle viel zu schnell auf schlechten Straßen in kleinen Autos mit Doppelauspuff woanders hin", so Bergmann und warb dafür, eigenständige Projekte der Jugend zuzulassen.
"Wissen hat soviel Interessantes zu bieten und zeigt es nicht", so sein Fazit. Er wünschte ein gutes Gelingen für die Zukunft und die Mitarbeit an den anstehenden Projekten der Stadtentwicklung wird sicher auch den Beteiligten viel Spaß machen. Im Schlusswort dankte Wagener für den informativen, aber auch unterhaltsamen Vortrag Bergmanns, der neue Impulse aufgezeigt habe. Wagener warb für Mitarbeit in der Zukunftsschmiede, denn auch nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit gebe es neue Herausforderungen.
Gregor Gross, gebürtiger Wissener, hatte auch vor zehn Jahren die Gründung der Zukunftsschmiede musikalisch begleitet. Jetzt stand er mit der Jazzband (Lost in the Jam) im Kulturwerk auf der Bühne, und die Band sorgte für einfach tolle Musik und Stimmung. Da kam auch der "Neu-Wissener" Guillermo Banz aus Chile an den Percussioninstrumenten so richtig in Fahrt, wie auch Johannes Sanna-Pfeifer am Kontrabass, ihn kennt in Wissen jeder. "Es macht wahnsinnig Spaß hier in der Halle zu spielen", sagte Gregor Gross, der sich an die Auftaktveranstaltung in der damals doch recht maroden Magazinhalle gut erinnert. (hw)
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Professor Dr. Gustav Bergmann von der Uni Siegen sieht in Wissen viele Chancen. Fotos: Helga Wienand
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