„Anders sein“ ist auf dem Land nicht einfach
Am Donnerstag, 24. Oktober, hatten die Verantwortlichen um Dominic Pritz in das Theodor-Maas-Haus in Altenkirchen eingeladen. Das evangelische Jugendzentrum Kompa organisiert die Veranstaltungsreihe „90 Tage WIR“. Ziel der Aktionen, die aus der Ausstellung „We are part of culture“, verschiedenen Fachvorträgen und auch kulturellen Veranstaltungen besteht, ist es, das Bewusstsein für das „Anders sein“ zu schärfen.
Altenkirchen. Die Veranstaltungsreihe „90 Tage WIR“ wurde am Donnerstag, 24. Oktober, eröffnet. Zu dieser Veranstaltung konnte Pritz neben dem Bürgermeister der VG, Fred Jüngerich, den Kreisbeigeordneten Klaus Schneider, zu dessen Geschäftsbereich Jugend, Familie und Soziales gehört, den Stadtbürgermeister und Leiter des Kompa, Matthias Gibbhardt auch Gerda Lauffenberg, eine der Künstlerinnen, begrüßen. Die evangelische Kirchengemeinde wurde von Superintendentin Andrea Aufderheide vertreten. Ebenfalls begrüßen konnte Pritz Daniel Castro Dominguez, Sänger aus Schöneberg.
Pritz ging in seiner Eröffnung darauf ein, dass das Leben im ländlichen Raum für die „Betroffenen“ nicht einfach sei. Viele verlassen ihr Umfeld nur, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten. Das, so Pritz weiter, dürfe nicht sein. „Die Menschen, die diesen Schritt gehen, sind, so meine Erfahrungen, nicht immer glücklich damit“. Pritz bedankte sich bei allen, die an diesem Abend den Weg in das Theodor-Mann-Haus gefunden hatten. Matthias Gibhardt, Leiter des Jugendzentrums und der Stadtbürgermeister, begrüßten ebenfalls die Gäste und gingen darauf ein, dass das Kompa für Vielfalt und Toleranz stehe. Toleranz gilt für alle Bereiche, so Gibhardt weiter, egal ob Herkunft, Kulturkreis oder sexuelle Orientierung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jugendzentrum unterstützten die Kinder und Jugendlichen dabei eigene Standpunkte zu entwickeln, so Gibhardt.
Superintendentin Andrea Aufderheide zeigte auf, das sie wisse, dass die Entscheidungen der Landessynode, auch homosexuelle Paare zu trauen, noch nicht überall umgesetzt würde. Dies, so Aufderheide, sei äußerst bedauerlich und bedürfe noch viel Aufklärungsarbeit. Klaus Schneider hofft, dass dieser Impuls, der von der Veranstaltungsreihe ausgehe länger als 90 Tage Bestand hat. Er freue sich sehr, dass die evangelische Kirche im Raum Altenkirchen so offen und tolerant sei. Dies, so Schneider weiter, sei leider nicht überall so und er fügte hinzu, dass gerade die Jugendarbeit sehr wichtig sei. VG Bürgermeister Jüngerich ging in seiner Begrüßung darauf ein, dass noch viele „dicke Bretter zu bohren“ seien, bis die Akzeptanz des „anders sein“ in unserer Gesellschaft ankomme. Joachim Schulte vom Netzwerk „queernet Rheinland-Pfalz“ zitierte das Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dies, so Schulte, sei ein Versprechen und dieses müsse gelebt werden. Schulte weiter: "Toleranz, die auch immer Trennlinien beinhalte, sollte durch Akzeptanz ersetzt werden". Er, wie auch Pritz, wies auf den Fachtag „Anders ist völlig normal“ hin, der am 30. Oktober (2019) in der evangelischen Jugendakademie stattfindet.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Band der evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen. Im Anschluss hatten die Gäste die Gelegenheit sich die Ausstellung „We are part of culture“ anzuschauen und zu intensiven Gesprächen. (kkö)
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