Kläranlage in Altenkirchen ist fit für die Zukunft
Nur das i-Tüpfelchen fehlt: Die Erweiterung der Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Gebäude der Kläranlage Altenkirchen im Leuzbacher Wiesental wird die sich über Jahre hinziehende Sanierung abschließen. Summa summarum wurden rund 6 Millionen Euro investiert.
Altenkirchen. Zufriedenheit spricht aus den Gesichtern derer, die am Tisch im Aufenthaltsraum des Hauses sitzen, das ebenfalls zur Altenkirchener Kläranlage im Leuzbacher Wiesental gehört. Nach rund fünf Jahren ist die grundlegende Sanierung abgeschlossen, die Reinigungsmaschinerie für die nächsten 15 bis 20 Jahre fit gemacht. "So lange sollte sie laufen, ohne dass wir uns großartig Sorgen machen müssten", sagt Holger Alhäuser als Fachgebietsleiter Technik der Verbandsgemeindewerke Altenkirchen und schaut in die Runde. "Ja", bestätigt Jürgen Kolb, der Leiter der Verbandsgemeindewerke Altenkirchen, "und das alles ist uns bei laufendem Betrieb geglückt, ohne dass es je große Probleme zu lösen gab." Hin und wieder mussten zwar Nachtschichten als probates Mittel und reine Sicherheitsmaßnahme herhalten, um ständig ein Auge auf die Ersatzgerätschaften zu werfen, "damit am nächsten Morgen nicht das gesamte Areal überflutet war", wie Abwassermeister Dominik Jäckle zurückblickt. Es sei wirklich alles gut gegangen.
Modernste Technik im Einsatz
Jäckle ist es auch, der bei einem Rundgang erläutert, was denn unter anderem alles im Gegensatz zum zurückliegenden up date von vor rund 20 Jahren anders ist. Das beginnt bei den drei neuen "Schnecken" in unterschiedlicher Dimensionierung, die das ankommende Schmutzwasser auf eine für die Säuberung höhere und damit bessere Ebene befördern. Der ebenfalls aktualisierte Rechen- und Sandfang ist nunmehr doppelt vorhanden und zudem eingehaust. Das Nachklärbecken, von dem aus das gesäuberte Wasser in die Wied geleitet wird, wurde auf einen technisch neuen Stand gebracht. Die Gebläsestation und die Belebungsbecken selbst arbeiten nunmehr mit modernsten Maschinen. Das Zulaufbauwerk hat mit seinem Vorgänger nicht mehr viel gemein. Die Phosphatfällung wurde angepasst, Dekanter und Polymerstation können nicht mehr als "Oldies" bezeichnet werden. Eine kleine Lagerhalle ergänzt die Möglichkeit, Dinge zu parken, wenn sie gerade nicht gebraucht werden.
Fotovoltaik auf jedem geeigneten Dach
Was auffällt: Auf jedes Dach, das die Möglichkeit bietet, das Sonnenlicht einzufangen, wurden Fotovoltaikanlagen für die Produktion von Strom zur Eigennutzung installiert. So wurden 50.524 kWh (Einsparung 10.600 Euro) allein im Jahr 2018 "hergestellt". Sind auch die vom Werkausschuss Ende September bewilligten weiteren Module mit einem prognostizierten Ertrag von 66.000 kWh im internen Netz, erhöht sich die "Ernte" auf 116.524 kWh, die dann fast ein Viertel des benötigten Stroms (500.207 kWh) ausmacht. Wie sich die energetische Sanierung dank der neuen Maschinen auf den Verbrauch auswirkt, macht dieser Vergleich deutlich. Fürs Jahr 2015 wurde ein Gesamtverbrauch von 734.000 kWh ermittelt, für 2018 eben nur noch jene 500.207 kWh. Der Auftrag, die neue Anlage zu liefern, ging die Firma Fenster Fassade Service König GmbH aus Sendenhorst, die 193.654 Euro in Rechnung stellen wird. Der Zuschuss von Land wurde von Kolb mit 30 Prozent angegeben.
Alles bei laufendem Betrieb erledigt
Sehr zufrieden sind Kolb, Alhäuser und Jäckle mit dem Ablauf des Projektes, das aufgrund einer Eigenanalyse in die Tat umgesetzt wurde. Zur Seite standen bei Planung und Umsetzung immer Fachleute vom Ingenieurbüro Klapp und Müller aus Reichshof. Die Zusammenarbeit habe reibungslos geklappt, bestätigt Kolb. Wenn möglich und wirtschaftlich angemessen, erhielten heimische Firmen den Zuschlag für diverse Gewerke. "Vor allem aber die Maschinentechnik war so speziell, dass es keine Anbieter in der Region gab", ergänzt Alhäuser. Alleine konnten die Werke die 6 Millionen Euro nicht stemmen. Sie steuerten 1,75 Millionen Euro an Eigenmitteln bei, 2,15 Millionen Euro gingen auf das Konto von Krediten, während Zuschüsse und Förderdarlehen mit 2,1 Millionen Euro zu Buche schlugen.
Nächstes Großprojekt ist Mehren
Deutlich mehr als 6, nämlich geschätzte 7,5 Millionen Euro, müssen die Verbandsgemeindewerke in das nächste größere Projekt, den Ausbau der Kläranlage in Mehren stecken. Ihre Kapazität wächst von 2500 Einwohnerwerten auf 6000. Zum Vergleich: Die Altenkirchener ist für 22.000 konzipiert. Bei diesem Vorhaben mit betrachtet wird die Teichkläranlage in Hasselbach, die möglicherweise ganz aus dem Abwasserbeseitigungssystem genommen wird, so dass die braune Brühe direkt gen Mehren geleitet werden kann. Überlegungen gehen derzeit in die Richtung, einen Teich als Regenüberlaufbecken zu nutzen, und den zweiten als Standort einer Fotovoltaikanlage vorzusehen. Das letzte Wort ist indes noch nicht gesprochen. Kolb und Alhäuser sehen den Baubeginn am Ende des kommenden Jahres, die Fertigstellung "am Ende des Jahres 2021 oder zum Start des Jahres 2022." Auslöser für die Überlegungen ist ein Sanierungsauftrag der SGD Nord für die Kläranlage in Hasselbach, der diese Gedankenspielereien erst in Bewegung gesetzt hat. Auch für dieses Projekt rechnen die Verantwortlichen mit einer "hohen Förderung". (hak)
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