Barclay James Harvest lieferte eine klasse Show im Kulturwerk
Im Kulturwerk in Wissen gibt sich die Prominenz regelrecht die Türklinke in die Hand. Waren es vor gut zwei Wochen die Soul-Stars der „Temptations“, gastierte am Mittwoch ein wahrer Pop-Gigant im alten Walzwerk: Les Holroyd mit Barclay James Harvest (BJH).
Wissen. Die Band hat nach ihrer Gründung 1967 wahre Pop-Geschichte geschrieben, denn sie wagten es, sich von sogenannten Mainstream-Beat- und Pop abzugrenzen, indem sie viele orchestrale Elemente in ihren Songs einbauten. Dieses neue Pop-Genre trat unter den Bezeichnungen Artrock und Progressive Rock seinen Siegeszug um die Welt an, dem unter anderem 10cc, Supertramp, Jethro Tull, Roxy Music, Meat Loaf und Emerson, Lake & Palmer folgten.
Im Kulturwerk in Wissen, welches gut besucht, aber leider nicht ausverkauft war, fand sich ein Publikum ein, dem anzusehen war, dass sie Aufstieg von BJH in 60/70er Jahren live mitverfolgt hatten, demzufolge regierte eindeutig die Farbe Grau bei der Haarpracht. Nichtsdestotrotz trugen gerade diese „Silberrücken“ von Beginn an dazu bei, dass eine wundervolle friedliche, fast andächtige Stimmung entstand, als BJH die Bühne betraten. Unbestritten nahm der einzig „Überlebende“ aus der glorreichen Anfangszeit, nämlich Les Holroyd, die Rolle des Leaders an. In Ehren ergraut, trotzdem die Haare schulterlang, wahrscheinlich ist das noch ein Relikt an vergangene Hippiezeiten, so stand Les Holroyd auf der großen Bühne. Ganz anders, als man ihn von vielen Videos auf you tube sehen kann, ist er von ausgesprochen zierlicher Kontur, wirkt fast etwas zerbrechlich.
Kein Rumgehampel auf der Bühne
Während des Konzertes kam les Holroyd eher schüchtern, fast introvertiert rüber, sagte nur sehr wenig zum Publikum, was von vielen Besuchern als sehr angenehm empfunden wurde. Treten doch bei vielen Rockbands die Leadsänger so auf, als wenn das Publikum einen geringen IQ hätte. Den sparsamen Bewegungen von Les Holroy passte sich die Band komplett an. Es gab kein Rumgehampel auf der Bühne, jeder spielte voller Konzentration seinen Part. Die Songs von BJH, dabei natürlich die Welthits der Band, erzeugten im Kulturwerk teilweise einen sphärischen, orchestralen Sound, der an Intensität kaum zu überbieten war. Die gut geölte Stimme von Les Holroy, hin und wieder ergänzt durch andere Bandmitglieder, trug durch seine innere Ruhe, und seiner Erfahrung nach über 50 Jahren Livekonzerten, wesentlich zum Gelingen des grandiosen Events bei. Apropos Ergänzung: Die übrigen Bandmitglieder überließen ihrem „Chef“ absolut neidlos die Führungsrolle, bildeten aber durch ihre große Musikalität, und Spielfreude, ein gelungenes Ganzes. Sie sind es wert, neben Les Holroyd, namentlich erwähnt zu werden: „Mike“ Byron-Hehir ( Gitarre und Gesang ), Colin Browne ( Keyboard und Gitarre ), Steve Butler (Gitarre, Bass, Perkussion ) und Ralf Gutske ( Drums und Perkussion ).
Für den überwiegenden Teil des Publikums war das Konzert ein Déjà-vu mit den guten alten Zeiten, sozusagen „back tot he roots“, denn BJH lieferte alle ihrer Nr.1 Welthits ab, teilweise in etwas neuerer Interpretation, doch immer nahe am Original. Die Auswahl der folgenden Titel, lässt jeden Fan von BJH mit der Zunge schnalzen: „Victims of Circumstance“, „Mocking bird“, „Rock ´N´ Roll Star“, „Friend of mine“, und „Poor man’s Moody Blues“. Alle Welt wartete natürlich auf die absoluten Kracher von BJH, die sie in den stürmisch geforderten Zugaben ausgiebig zelebrierten. Wer „Hymn“ im Radio hört, der ist schon begeistert, aber wenn man den Song live vorgetragen hören darf, dann liegen Welten dazwischen. Die ganze Arena sang mit, lag sich teilweise verzaubert in den Armen. Um nicht zu sentimental zu werden, rockten BJH zum Ende mit „Tonight’s gonna be the night“ und „Life is for living“.
Frenetisch gefeiert konnte BJH die Bühne verlassen, sie konnten sicher sein, dass jeder im Publikum mit einen guten Gefühl nach Hause gegangen ist. (wear)
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