Pendler klagen über Verwahrlosung und Dreck am Bahnhof Au
Er verfällt still vor sich hin: Der Bahnhof in Au ist in den Augen derer, die ihn tagtäglich sehen, ein Schandfleck. Für viele Menschen aus den umliegenden Gebieten stellt der Haltepunkt den Anfang und das Ende ihrer regelmäßigen Fahrten zu den Jobs in den Ballungszentren und wieder zurück Richtung Heimat dar. Pendler freuen sich über eine Vielzahl kostenfreier Parkplätze. Der Besitzer der Immobilie, DB Station & Service, schweigt sich indes über den Zustand aus.
Windeck-Au. An diesem Herbsttag zeigt die Uhr im Giebel des Bahnhofs in Au zehn Minuten vor zehn Uhr an. Allein dieser Fakt macht deutlich. Auf dem neuesten Stand ist das Objekt am Schnittpunkt der Siegstrecke mit der Oberwesterwaldbahn nicht, denn in Wirklichkeit ist es 11.15 Uhr. Was - abgesehen von der Differenz bei der Zeitdarstellung - auffällt: Der Zahn der Zeit - zumindest bei der Inaugenscheinnahme von außen - nagt unerbittlich an dem langgestreckten Komplex. Schon seit Jahren wird von Zugreisenden Klage über die Verwahrlosung und den Dreck, der sich um den Bau herum und in der Unterführung zu den Gleisen sammelt, geführt. Und was passiert? Nichts! Darüber hinaus sorgen viele Verspätungen und Ausfälle im Schienenverkehr auf der Siegstrecke für weiteren Frust unter den Fahrgästen.
Situation ist nicht befriedigend
"Ich habe das Gefühl, dass das Gebäude von der Deutschen Bahn stiefmütterlich behandelt wird", sagt Oliver Schrei. Der Geschäftsführer der Westerwaldbahn ist oftmals in Sorge. Denn das kreiseigene Unternehmen betreibt seit nunmehr Mitte Februar 2004 ein Reisecenter im Erdgeschoss. Es ist wohl der einzige Mieter in dem farblich markant daherkommenden Bahnhof. "Die Situation ist nicht befriedigend, und sie stört uns genauso wie sie alle anderen stört", ergänzt Schrei. Immerhin wurde von Seiten von DB Station & Service im Sommer tatsächlich einmal schnell geholfen, als es darum ging, das Dach wieder abzudichten und "Stolperfallen" (lose Bodenbeläge) an manchen Stellen zu beseitigen. Aber auf den Ersatz einer Bank, auf der Menschen im Schalterraum so lange Platz nehmen können, bis sie am Reisecenter vorsprechen können, wartet die Westerwaldbahn noch immer. "Sie war zusammengefallen und die Überreste dann weggeschafft worden. Eine neue gab es nicht", weiß Schrei.
Werbung zahlt sich aus
Dennoch hält die Westerwaldbahn am Standort ihres Servicepunktes fest. Der Umsatz sei bis zum Jahr 2016 stetig rückläufig gewesen. "Erst als wir verstärkt für das Angebot geworben haben, wurde der negative Trend gestoppt", erklärt Schrei, "deswegen wiederholen wir jedes Jahr diese Anstrengungen, in die wir auch unser zweites Reisecenter am Wissener Regiobahnhof miteinbeziehen." Schrei ist dennoch Realist: "Geld verdienen wir damit nicht." Es liege jedoch ein Beschluss der Gesellschafterversammlung der Westerwaldbahn vor, dieses Angebot aufrechtzuerhalten.
Im Jahr 1860 eröffnet
Der Bahnhof in Au wurde laut Wikipedia am 1. August 1860 als Bestandteil der Deutz-Gießener Bahn der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. Am 1. Mai 1887 ging die Strecke nach Altenkirchen in Betrieb, von wo aus ein Anschluss nach Engers bestand. Seit dem 2. Juni 1991 ist Au der Endbahnhof der Kölner S-Bahn-Linie S 12. Auch die S 19 bedient teilweise den Haltepunkt. Nach einer großen Modernisierung der Gleisanlagen, die Ende 2013 abgeschlossen wurde, verfügt der Umsteigebahnhof über sechs Bahnsteiggleise. Auf der Siegstrecke sind die RSX-Züge von Aachen über Köln und Betzdorf nach Siegen (und umgekehrt) unterwegs. Die Regionalbahn 90 von Limburg über Altenkirchen, Au und Betzdorf nach Siegen (und umgekehrt) verkehrt inzwischen umsteigefrei. Von DB Station & Service wurde der Bahnhof Au in die Kategorie 3 (Unterteilungen von 1 bis 7) eingestuft. Die Kategorisierung reicht von repräsentativen, stark frequentierten Hauptbahnhöfen wie beispielsweise Köln in der Kategorie1 bis zu Bedarfshalten in der Kategorie7. (hak)