Kreissynode erinnert an den Mauerfall vor 30 Jahren
Superintendent Uwe Simon aus dem brandenburgischen Partnerkirchenkreis „Oberes Havelland“ hatte am Tag der Erinnerung an den Mauerfall vor genau 30 Jahren, den er im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen verbrachte, auch viele Dankesworte im Gepäck.
Daaden. „Eines habe ich schnell begriffen: die Partnerschaften zwischen Landeskirchen, Kirchenkreisen und Kirchengemeinden und die damit verbundenen Kontakte, Begegnungen und Freundschaften waren enorm wichtig, überlebensnotwendig! Für viele in Ost und West waren dies die einzigen Berührungspunkte jenseits der familiären Verbindungen und ich bin überzeugt, dass der Wert dieser Kontakte auch für den Prozess der deutschen Einheit nicht hoch genug geschätzt werden kann“. Superintendent Uwe Simon aus dem brandenburgischen Partnerkirchenkreis „Oberes Havelland“ hatte am Tag der Erinnerung an den Mauerfall vor genau 30 Jahren, den er im Evangelischen Kirchenkreis verbrachte, auch viele Dankesworte im Gepäck.
Pfarrer Uwe Simon ist ein stetiger und gern gesehener Gast bei den Synoden des Kirchenkreises Altenkirchen. Dass der Synodentermin in Daaden diesmal mit dem Erinnerungstag zusammenfiel, bewegte ihn.
„Ich freue ich sehr an diesem Tag an ihrer Kreissynode teilnehmen zu können. Der 9. November 1989 ist ein besonders Datum unter den vielen im Herbst 1989, an die in diesem Jahr erinnert wird. Die Grenzöffnung am Abend des 9. Novembers 1989, der „Fall der Mauer“, hat das Leben unzähliger Menschen in beiden Teilen des damals geteilten Deutschlands nachhaltig verändert. Am Ende stand am 3. Oktober 1990 die deutsche Einheit verbunden mit der Hoffnung auf ein ebenso zusammenwachsendes einiges Europa,“ unterstrich er in seinem Grußwort. Viele Menschen würden in diesen Tagen von ihren Erinnerungen an den 9. November 1989 erzählen „und wir begreifen, wie wichtig die Erzählungen, das Erinnern sind, weil für alle Nachgeborenen, für eine ganze Generation diese Erinnerung Geschichte, für viele von uns aber lebendige Erfahrung ist!“
Er selbst – so erzählte der Theologen der Synode – kann sich gar nicht mehr genau erinnern, was ihn damals – als junger Westberliner Vikar – alles beschäftigte. Klar ist für jedoch, dass das Datum entscheidenden Einfluss auf seinen weiteren Lebensweg hatte: „Ich würde ansonsten hier heute nicht stehen!“
Noch in seinem „Hilfsdienst“ in 1993 – die Kirche in Berlin und Brandenburg war noch dabei zusammenzuwachsen – wechselte er in die sogenannte „Ostregion“ seiner Landeskirche und hörte dort immer wieder viele bewegende Lebensgeschichten. Und lernte dabei: „Die kirchlichen Partnerschaften boten Freiräume und Möglichkeiten Lebensgeschichten und Lebenserfahrungen jenseits reglementierter Begegnungen unmittelbar zu teilen!“
Für Simon war das Anschauung aus erster Hand, was es hieß in dem einen oder anderen Teil Deutschlands als Christ mit den unterschiedlichen Rollen, die die Kirchen innehatten, zu leben. „Es war für Menschen in Ost und West nach der friedlichen Revolution noch schwierig genug, einander zu verstehen. Ich fand mich dabei schnell in der Rolle, gegenseitig Lebenswirklichkeiten erklären zu müsse. Ohne die kirchlichen Partnerschaften wäre das Zusammenwachsens noch schwerer gefallen.
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Superintendentin Andrea Aufderheide, die sich sehr freute, dass Uwe Simon zu diesem besonderen Tag in den Kirchenkreis gekommen war, griff in ihrem Jahresbericht an die Synode verschiedene Aspekte des beständigen Miteinanders der beiden Kirchenkreise auf. „Ich persönlich empfinde es als unendlich stärkend und bereichernd, dass wir uns als Kirchenkreise Altenkirchen und Oberes Havelland nicht nur in Zeiten weitreichender kirchlicher Veränderungs- und Anpassungsprozesse – aber in ihnen erweisen sich unsere Gespräche als besonders wertvoll – ganz offene Einblicke in unsere jeweilige „Kirchenkreis-Welt“ gewähren. Dankbar erfahren wir, wie viele „Schnittstellen“ uns miteinander verbinden und wie gut es tut, bei der Bewältigung der vielen Herausforderungen aufeinander zu hören und von- und miteinander zu lernen, sei es in Fragen der Pfarrstellenplanung oder im Umgang mit dem Fachkräftemangel, bei Überlegungen zur Zukunft der kirchlichen Kindertagesstätten genauso wie auf dem Weg zu einer (stärkeren) Partizipation junger Menschen in unserer Kirche,“ unterstrich Aufderheide.
„Heute ist der Partnerkirchenkreis Oberes Havelland für uns gerade im Blick auf unsere Zukunftsfähigkeit so etwas wie eine „Laborkirche“, hob sie heraus. Die „Havelländer“ bezeichnete sie als ein realexistierendes Hoffnungszeichen, wie mit einer radikal reduzierten Gemeindegliederzahl und wenigen Hauptamtlichen kirchliches Leben weiter funktionieren kann und wie der Härtefall einer Minderheitensituation von Pfarrern, engagierten Gemeindegliedern und der Kirche verbundenen Menschen selbstbewusst und kreativ in Szene gesetzt wird.
Die Jahreslosung 2020: „Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ gewinnt für die Superintendentin mit Blick auf die Freunde in Brandenburg eine besondere Bedeutung. „ Die Voraussetzungen des Gemeindelebens bei Euch Geschwistern im Oberen Havelland sind, was die Ausdehnung der Kooperationsräume in der Fläche, die finanziellen Ausstattungen, den Bestand und die damit verbundenen Kosten von historisch bedeutsamen Kirchen und auch die Nachwuchssituation anbelangt, ungleich herausfordernder als bei uns. Wir klagen da auf immer noch auf hohem Niveau!“, merkte sie an.
Auch in anderen Grußworten an die Kreissynode – so bei Dechant Rudolf Reuschenbach von der katholischen Kirchengemeinde oder von Bürgermeister Wolfgang Schneider, der für die Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf und auch im Namen des Stadtbürgermeisters Walter Strunk sprach – waren die Erinnerungen an den 9. November 1989 lebendig. Dechant Reuschenbach hob die die Rolle der Kirchen, und hier insbesondere der protestantischen, bei der friedlichen Revolution hervor und Bürgermeister Schneider appellierte den 9. November als Mahnung an alle zu verstehen den „Frieden zu sichern und zu bewahren!“. (PM)
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