„Mir hat die Teilnahme in Studium und Job geholfen“
Die Wahl des Ortes für die Eröffnungsfeier der 10. SiegMUN (Model United Nations) war symbolträchtig. Die Martinikirche, Siegens ältestes Gotteshaus, erlebte in ihrer langen Geschichte wechselnde Gegebenheiten. Was geblieben ist, ist die Sehnsucht unzähliger Menschen nach weltumspannendem friedlichen Zusammenleben. Diesem Grundanliegen entsprechen die Vereinten Nationen, deren Arbeit an der Universität Siegen partiell im Rahmen der SiegMUN simuliert wird.
Siegen. Schirmherr der SiegMUN ist Siegens Bürgermeister Steffen Mues. Er betonte seine tiefe Verbundenheit mit der SiegMUN und zeigte sich erfreut, dass zum runden Geburtstag viele „Ehemalige“ gekommen seien, die vom Nutzen der MUN-Teilnahme für den weiteren Werdegang berichteten. Die Suche nach für viele Menschen akzeptablen Lösungen für zum Teil Welt oder Kontinent umspannende Probleme bezeichnete Mues als „keine leichte Aufgabe“. Die Simulation sei aber eine wichtige Bildungsmaßnahme, um vielfältige Fähigkeiten wie diplomatisches Geschick, Sprache und mehr zu trainieren. Den jungen Diplomaten für die Dauer von drei Tagen gab er mit auf den Weg, den Meinungsaustausch zu pflegen und zu genießen.
Prof.in Dr. Petra Vogel, Prorektorin für Internationales und Lebenslanges Lernen der Universität Siegen, begrüßte die insgesamt rund 200 Beteiligten der SiegMUN aus insgesamt 34 Ländern. Die SiegMUN, so Vogel, sei Teil der Internationalität der Universität Siegen. Die Teilnahme eines Studierenden-Teams an der MUN-Konferenz in New York stelle dabei das alljährliche Highlight da. Vogel zeigte sich angetan vom exzellenten Abschneiden der heimischen Teams in den zurückliegenden Jahren. Konflikte friedlich zu lösen sei die gemeinsame Wertebasis der MUN. Sie wünschte allen Teilnehmern viel Erfolg.
Dr. Thomas Kleb von der Heinrich Georg GmbH vertrat die Industrie- und Handelskammer (IHK) bei der Eröffnung der SiegMUN 2019. Er beschrieb Südwestfalen als wirtschaftlich kräftige Region mit vielen Hidden Champions und Unternehmen, deren Produkte in alle Welt geliefert würden. Viele Mitarbeiter verfügten über Migrationshintergrund. Diversität sei die Basis dieses Erfolgs. Kleb: „Ich bin stolz, dass unsere Unternehmen für Werte wie Freiheit, Toleranz und Partnerschaft stehen.“
Ein Grußwort überbrachte Max Smércz, Generalsekretär der JUNON, des Deutschen UN Jugend-Netzwerks. Er lobte die Aktivität der Siegener MUN im Rahmen des Netzwerks. Politische Bildung in der Form, offen und diplomatisch miteinander diskutieren zu können, erachtete er als ebenso bedeutsam für junge Menschen wie Partnerschaften begründen und Menschen zusammen zu bringen. Einen Rat hatte er für sie SiegMUN-Teilnehmer dabei: „Wir sollten Politiker an die Versprechen erinnern, die sie nicht eingehalten haben.“
Die SiegMUN steht Studierenden wie auch Oberstufenschülern offen. Seit Bestehen der SiegMUN ist das Städtische Gymnasium Olpe Partner. Seit sieben Jahren nehmen junge Leute des Privaten Litauischen Gymnasiums in Hüttenfeld regelmäßig teil, seit sechs Jahren auch das Siegener Peter Paul-Rubens-Gymnasium. Stephan Seidel als Ansprechpartner des Städtischen Gymnasiums Olpe beschrieb eindrucksvoll den Wandel seiner Schüler vor und nach einer SiegMUN-Teilnahme: „Sie haben ihre Komfortzone in der Schule verlassen und hatten Bedenken, ob ihre Englischkenntnisse reichen und sie in der Lage sind, an Komitees teilzunehmen.“ Zurückgekehrt seien die jungen Leute verändert, „mit glänzenden Augen“. Sie hätten viele Erfahrungen gemacht, Diplomatie, Toleranz, Selbstbewusstsein und Englisch gelernt und erfahren. Es sei aus seiner Sicht wichtig, so Seidel, Schülern die Teilnahme an der SiegMUN zu ermöglichen.
Aus dem Nähkästchen plauderten die Alumni Eric Kanayama-Thorn und Rahel Klein. Kanayama-Thorn wuchs als Sohn eines deutschen Vaters und einer japanischen Mutter in Kreuztal auf. Die SiegMUN-Teilnahme weckte bei ihm das Interesse an internationaler Politik und internationalen Beziehungen. Heute arbeitet der Naturwissenschaftler bei einem international agierenden Unternehmen überwiegend an den Standorten in Limburg und Nagano. Die MUN, so sein Fazit, habe den Stein ins Rollen gebracht, um ein eigenes internationales Denken zu entwickeln.
Rahel Klein, die als freie Journalistin für Deutschlandfunk Nova, Phoenix und Deutsche Welle arbeitet, beschrieb auf sehr authentische Art und Weise die Bewerbung um die Teilnahme an der NMUN 2011 sowie ihre Erfahrungen in New York. Zweier Bewerbungsgespräche habe es bedurft, um Akzeptanz zu finden. Was sicherlich auch an ihrer Skepsis gegenüber der UN und an ihrem ersten Plan, den New York-Trip auch zum Shoppen zu nutzen gelegen haben mag.
Vor Ort kam dann das Wachrütteln. „Mir hat die Teilnahme an der NMUN in Studium und Job geholfen. Und ich habe meine Reiselust entdeckt.“ Bis Samstag findet die SiegMUN in unterschiedlichen Räumlichkeiten im Stadtgebiet Siegens statt. In diesem Jahr gibt es vier Komitees. Konferenzsprache ist Englisch. Die Afrikanische Union (AU) tagt im ehemaligen TÜV-Gebäude an der Weidenauer Straße. Schwerpunktthemen sind die Stärkung von Frieden, Sicherheit und Stabilität in Afrika sowie der Schutz der Menschenrechte für Frauen und Kinder. Die Kommission für Bevölkerung und Entwicklung (CPD) tagt im großen Sitzungssaal des Rathauses Geisweid. Im Fokus stehen die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft in ländlichen Gebieten sowie die Stärkung der Beteiligung junger Menschen in der Zivilgesellschaft. Das Umwelt-Programm der UN (UNEP) ist für die Tagungsdauer in der Uni-Dependance US-S am Obergraben 25 in Siegens Stadtmitte beheimatet. Es geht um die Verwirklichung des Sustainable Development Goals 15 (Leben an Land) durch den Schutz der Biodiversität sowie um die Abschwächung der Folgen von Naturkatastrophen. Die Organisation der UN für industrielle Entwicklung (UNIDO) ist zu Gast im Gebäude der Industrie- und Handelskammer an der Koblenzer Straße 121. Themen sind der Einfluss der Automatisierung auf den Arbeitsmarkt sowie Nachhaltige Produktion und Nutzung von Plastik.
Die SiegMUN bietet ihren Gästen zudem ein kleines Rahmenprogramm. Verantwortlich für das Format zeichnet an der Universität Siegen MUN-Koordinator Gerrit Pursch. Dachorganisation der MUN ist das Haus der Wissenschaft der Universität Siegen.