HwK-Vollversammlung: Präsidium wiedergewählt, Verwaltungsneubau ab 2020
Die Vollversammlung ist das oberste Selbstverwaltungsorgan der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Das „Parlament“ des regionalen Handwerks mit rund 19.500 Betrieben besteht aus 48 Mitgliedern, die jüngst für die Wahlperiode 2019 bis 2024 neu gewählt wurden. Zwei Drittel sind Vertreter der Arbeitgeberseite, ein Drittel der Arbeitnehmerseite.
Koblenz. Bei der konstituierenden Sitzung am 19. November stand unter anderem die Wahl des Kammerpräsidenten und der beiden Vizepräsidenten an. Kurt Krautscheid wurde in geheimer Wahl einstimmig als Präsident wiedergewählt. Auch Mark Scherhag (Arbeitgeber) und Joachim Noll (Arbeitnehmer) wurden als Vizepräsidenten mit großer Mehrheit bestätigt. „Damit setzen wir an der Spitze der Vollversammlung eine langjährige, erfolgreiche und vertrauensvolle Arbeit fort“, freute sich Kurt Krautscheid über das Wahlergebnis.
Die weiteren Vorstandsmitglieder wurden per Akklamation einstimmig gewählt: Peter Mumbauer, Alfred Wenz und Frank Wershofen (Arbeitgeber) sowie Stefan Hörsch und Karl-Heinz Müller (Arbeitnehmer) wurden in ihrem Amt bestätigt. Für Kreishandwerksmeister Detlef Börner, der für die neue Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung stand, rückt Marco Kraus auf Seiten der Arbeitgeber nach.
In seiner Begrüßungsrede ging Präsident Krautscheid auf die aktuelle „sehr gute Wirtschaftslage im Handwerk“ ein. Zufrieden zeigte er sich zudem mit dem aktuellen Vorhaben der Berliner Regierungskoalition, den Meisterbrief in zwölf Berufen wieder einzuführen. Dabei unterlegte Krautscheid mit Zahlen das verheerende Ergebnis der Handwerksnovelle 2004, die seinerzeit 53 Handwerksberufe betraf: „Die Zahl der qualifizierten Betriebe sank, die Zahl der Neugründungen ohne fachliche Grundlage stieg explosionsartig an. Das war leider ein Strohfeuer, denn so schnell wie die Unternehmen kamen, verschwanden sie zum Teil auch wieder.
Das Ziel der rot-grünen Bundesregierung, mit der Ausweitung sogenannter zulassungsfreier Handwerksberufe mehr Beschäftigung und Wirtschaftskraft zu erreichen, musste scheitern. Heute wissen wir: Die Handwerksnovelle ist gescheitert, und zwar viel schlimmer als damals befürchtet.“ Eine ganze Meistergeneration fehle heute – mit Auswirkungen auf Ausbildung und Beschäftigung. „Die Zahl unserer Betriebe hat sich bei den Fliesenlegern oder Raumausstattern verdreifacht, die Lehrlingszahlen fielen um mehr als die Hälfte“. Ein Ergebnis dieser politischen Fehleinschätzung: Fachkräfte sind in diesen Berufen heute rar, „sehr zum Leidwesen der Betriebe wie auch der Verbraucher.“
Lobende Worte für die Politik fand Kurt Krautscheid mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen Handwerkskammer und Mainzer Landesregierung. Mit Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt konnten die Mitglieder der Vollversammlung eine Spitzenpolitikerin persönlich begrüßen.
„Ich komme gerne zu ihnen! Es ist eine aktive Kammer mit vielen guten Ideen, Innovationen und Projekten“, griff Schmitt ihre Nähe zum Handwerk auf. „Ich nenne beispielhaft die Nacht der Technik. Das war beste Werbung fürs Handwerk.“ Schmitt sprach auch die Fachkräftegewinnung als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ an. „Wir müssen gemeinsam für die Attraktivität des Handwerks werben.“ Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Meistertitel und seiner Stärkung zu, „für die wir uns intensiv eingesetzt haben. Qualität im Handwerk ist eng mit dem Meisterbrief verbunden. Das haben wir national wie auch international deutlich gemacht und sind dafür gemeinsam mit Vertretern des Koblenzer Handwerks sogar nach Brüssel gefahren.“ Die Wiedereinführung des Meistertitels in zwölf Berufen habe das Land Rheinland-Pfalz auch im Bundesrat unterstützt, „was der Qualität handwerklicher Arbeiten und der Ausbildung zu Gute kommen wird.“
Einen besonderen Dank sprach Kurt Krautscheid Landrat Dr. Alexander Saftig aus, „der sich trotz eines vollen Terminkalenders die Zeit genommen hat, heute als Wahlleiter diese Vollversammlung zu eröffnen. Handwerk im Landkreis Mayen-Koblenz – das ist eine langjährige und intensive Erfolgsgeschichte. Diese enge Bindung findet sich nun auch hier, in unserem Parlament des Handwerks mit Ihnen als Wahlleiter wieder“, dankte Krautscheid Alexander Saftig persönlich.
Dank und Anerkennung sprach Krautscheid auch 13 scheidenden Mitgliedern aus: „Sie haben über Jahrzehnte das Erscheinungsbild dieses Parlaments mitgeprägt und mit ihren Entscheidungen nachhaltig Einfluss auf die positive Entwicklung des Handwerks ausgeübt“, fand Krautscheid lobende Worte.
Die technologische Transformation dank Digitalisierung stand im Mittelpunkt der Rede von Vize-Präsident Joachim Noll. „Das wirkt in alle Bereiche des Handwerks, von der Produktion über das Marketing bis zur Nachwuchsgewinnung. Jugendliche haben natürlich einen anderen Bezug zu digitalen Prozessen und wenden sich eher Betrieben zu, die digital denken und arbeiten.“ Auch die Tarifbindung, so Noll, spiele eine wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung.
Die Vollversammlung verabschiedete auch den Haushalt der Handwerkskammer Koblenz für das Jahr 2020 in Höhe von 40,2 Millionen Euro - eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (32,6 Mio. Euro). Außerdem wurden die Rahmenbedingungen für wichtige Bauvorhaben festgelegt. So wird die Verwaltungszentrale mittelfristig die Koblenzer Innenstadt verlassen und auf das Areal der Bildungszentren in der August-Horch-Straße umziehen. „Mit dem neuen Campus Handwerk bündeln wir fachliche Kompetenzen und schaffen zwischen Verwaltung, Beratung, Aus- und Weiterbildung kurze Wege“, erklärte Kurt Krautscheid die Hintergründe. Der fällige Neubau werde 2020 begonnen, die Fertigstellung ist für 2023 geplant.
Ein weiteres Thema, das in der Außendarstellung neu und stärker positioniert wird, ist der Bereich Nachhaltigkeit. „Bei diesem Thema braucht sich das Handwerk nicht zu verstecken. Händische Arbeit schließt immer eine intensive Auseinandersetzung mit Produkten und Abläufen ein, der Ressourcen schonende Umgang ist eine Stärke des Handwerks“, erläuterte Kurt Krautscheid die Motivation der Kammer, diese Werte stärker ins Rampenlicht zu schieben. „Wir sind die Umsetzer der Energiewende - zuverlässig, lösungsorientiert - vielleicht ein wenig zu unauffällig. Klappern gehört zum Handwerk – hier dürfen, hier müssen wir lauter klappern!“
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