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Nachricht vom 01.06.2010    

Arbeitslosigkeit geht weiter zurück, aber Krise nicht vorbei

Auch im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Neuwied gesunken - und zwar in beiden zur Agentur gehörenden Landkreisen. Das deutet darauf hin, dass viele Unternehmen in der Region langsam wieder aus dem Umsatztief empor steigen, in das sie durch die Wirtschafts- und Finanzkrise gestürzt waren. Nach wie vor gibt es aber auch einen Wermutstropfen: Während Menschen, die noch nicht lange arbeitslos sind, gute Chancen haben, schnell wieder eine Stelle zu finden, scheint sich das Schicksal vieler Langzeitarbeitsloser eher zu verfestigen. Auch der Ausbildungsmarkt ist deutlich von der Krise geprägt.

Kreis Altenkirchen/Region. Unterm Strich ist die Chefin der Neuwieder Arbeitsagentur zufrieden. 10.520 Frauen und Männer sind Ende Mai bei ihrer Behörde arbeitslos gemeldet – das sind 397 weniger als vor vier Wochen und sogar 627 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt auf 6,5 Prozent; im April lag sie bei 6,7 und im Mai 2009 bei 6,8 Prozent. "Damit setzt sich der positive Trend der letzten Monate fort und wir können hoffen, die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auch in den Landkreisen Neuwied und Altenkirchen in absehbarer Zeit überwinden zu können", erklärt Ulrike Mohrs. Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die sie mit Sorge betrachtet: Während die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis des Sozialgesetzbuches (SGB) III - also bei jenen Menschen, die meist nicht länger als ein Jahr arbeitslos sind - im Jahresvergleich um fast 24 Prozent zurückgeht, steigt sie im Rechtskreis des SGB II, also bei den Langzeitarbeitslosen, gegenüber dem Vorjahr sogar um 8,7 Prozent an. Damit beziehen derzeit 3741 Menschen Arbeitslosengeld I - 365 weniger als vor einem Monat und 1167 weniger als vor einem Jahr. 6779 Männer und Frauen bekommen so genannte Hartz-IV-Leistungen; das sind 32 weniger als im April, aber 540 mehr als im Mai 2009. "Damit bestätigt sich die Erfahrung, dass es sehr viel leichter ist, eine neue Stelle zu finden, wenn die Arbeitslosigkeit noch nicht allzu lange andauert - oder noch gar nicht eingetreten ist. Deshalb ist es für uns so wichtig, dass Arbeitnehmer, die eine Kündigung bekommen haben, sich möglichst früh bei uns melden." Deutlich zugenommen hat der Bestand an offenen Stellen, der derzeit bei 941 liegt, 34 mehr als vor vier Wochen und 234 mehr als vor einem Jahr.
Von der insgesamt günstigen Entwicklung profitieren diesmal beide zum Agenturbezirk gehörenden Landkreise - auch wenn die Entwicklung im Landkreis Neuwied nach wie vor günstiger ist als beim Nachbarkreis Altenkirchen. So ging die Zahl der Arbeitslosen am Rhein um 243 auf nun 5977 zurück, im Vorjahr lag sie sogar noch um 433 höher. Die Quote im Kreis Neuwied liegt damit aktuell bei 6,4 Prozent. Mit 4543 arbeitslosen Frauen und Männern legt der Landkreis Altenkirchen eine Arbeitslosenquote von 6,6 Prozent vor. Ende April lag die Arbeitslosenzahl um 154, im Mai 2009 um 194 höher. Deutlich ist der Unterschied bei den gemeldeten offenen Stellen: 678 kommen aus dem Landkreis Neuwied, 263 aus dem Landkreis Altenkirchen. Für Mohrs ist auch das keine Überraschung. "Die Betriebe, bei denen die Krise die tiefsten Spuren hinterlassen hat, brauchen nun natürlich länger, um sich wieder zu erholen und sogar neues Personal einzustellen. Aber auch wenn es in kleinen Schritten geschieht: Es geht bergauf."
Deutlich von der Krise geprägt ist auch der Ausbildungsmarkt im Agenturbezirk. Im Gegensatz zu den Nachbarregionen, wo es in diesem Jahr teilweise bereits mehr Stellenangebote als Bewerber gab, liegen der Arbeitsagentur Neuwied deutlich mehr Anfragen nach einem Ausbildungsplatz vor als Angebote aus den Betrieben eingegangen sind. 1913 Bewerber meldeten sich seit Beginn des Ausbildungsjahres im Oktober; ihnen stehen 1122 Lehrstellenangebote gegenüber. Ende Mai zählen davon noch 955 Jugendliche als unversorgt, 395 Stellen sind bisher nicht besetzt. Aber auch wenn die Lücke groß erscheint, ist Agenturleiterin Mohrs sicher, dass alle jungen Leute, die sich hilfesuchend an die Agentur gewandt haben, versorgt werden können. Schließlich sei für viele Jugendliche eine Ausbildungsstelle im jeweiligen Nachbarkreis durchaus erreichbar. Andererseits sei manchem unter Umständen mit einem Praktikumsplatz als Einstiegsqualifizierung oder einer Berufsvorbereitung ohnehin besser gedient. Aber die Expertin appelliert auch noch einmal an die Arbeitgeber in ihrem Bezirk: "Wer nach Koblenz, Mayen oder Montabaur schaut, wo schon heute manche Lehrstellen nicht mehr besetzt werden können, der kann deutlich ablesen, wohin künftig auch bei uns die Reise gehen wird. Deshalb sollte jetzt, wo sich die Wirtschaft langsam erholt, jeder noch einmal darüber nachdenken, ob er nicht doch noch in die Zukunft seines Unternehmens investieren und sich den Nachwuchs sichern will, den er in wenigen Jahren dringend brauchen wird."


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