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Nachricht vom 08.12.2019    

Präventionskampagne der Unfallkasse lässt sich gut auf Feuerwehren übertragen

INTERVIEW | Die Kampagne zur Kultur der Prävention trifft nach Meinung von Frank Hachemer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz, den Nerv der Zeit. Im Interview erläutert er, warum "kommmitmensch" zum richtigen Zeitpunkt kommt und warum sich die Kampagne der Unfallkasse Rheinland-Pfalz als Trägerin der Gesetzlichen Unfallversicherung so gut auf die Feuerwehren übertragen lässt.

LFVRLP-Präsident Frank Hachemer: Die Kampagne kommmitmensch der Unfallkasse Rheinland-Pfalz kommt zur richtigen Zeit. Fotos: pr

Warum halten Sie die Kampagne gerade jetzt für so wichtig?
Präsident Frank Hachemer:
Wir beobachten immer wieder Entwicklungen in der Gesellschaft, die wir nicht gutheißen können. Vielfach nehmen sich Menschen aus der Verantwortung für andere, sind allein auf ihr eigenes Wohl bedacht. Für ein Feuerwehrwesen, das zu weit über 90 Prozent auf das Ehrenamt setzt, kann das nicht akzeptabel sein. Da muss man sich gegenstemmen. Die Unfallkasse Rheinland-Pfalz ist mit dieser Kampagne auf dem richtigen Weg.

Inwieweit verändern Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel die Aufgaben und die Gemeinschaft der Feuerwehr?
Frank Hachemer:
Der menschliche Umgang verändert sich. Viel Kommunikation ist auf mobile Angebote verlagert. Vieles wird kurzfristiger und schnelllebiger. Vielfach auch oberflächlicher. Verantwortung und Verbindlichkeit werden nicht mehr so deutlich erkannt und drohen oft unterzugehen – mit fatalen Folgen für viele Menschen, für die ein böses Erwachen oft erst nach einem Ereignis kommt.

Wie lassen sich die Handlungsfelder der Kampagne Kommunikation, Beteiligung, Führung, Betriebsklima, Fehlerkultur, Sicherheit und Gesundheit auf die Strukturen der Feuerwehren übertragen?
Frank Hachemer:
Fast eins zu eins. Alle Belange betreffen die Feuerwehren. Die entwickeln gerade insgesamt ein Mehr an Ausbildung in menschlichen Bereichen – bisher hat man hauptsächlich eher technisch ausgebildet. „Soft skills“ spielten eher eine kleinere Rolle. Gerade gewinnt das in der Diskussion um die Gestaltung der Ausbildung an Bedeutung.

Denken Sie, dass die Handlungsfelder der Kampagne einen Beitrag zur Reduzierung von Unfällen in den Feuerwehren leisten können?
Frank Hachemer:
Davon bin ich überzeugt. Denn hier greifen ja unter dem Stichwort „Prävention“ die Bedarfe der Feuerwehren und die Belange der Unfallkasse unmittelbar ineinander.

Gibt es für Sie ein Handlungsfeld, welches besonders auf die Feuerwehren anwendbar ist?
Frank Hachemer:
Führung, Beteiligung, Sicherheit – eigentlich aber alle.

Ist das Thema Führung nicht gerade in Feuerwehren eine besondere Gratwanderung: Einerseits der Umgang in der Kameradschaft, andererseits von jetzt auf gleich im Einsatz der Umgang mit Befehl und Gehorsam. Was empfehlen Sie Führungskräften, um den richtigen Ton zu treffen und Feuerwehrangehörige weiterhin zu motivieren? Wie kann ich führen und Respekt einfordern, ohne Menschen zu vergraulen?
Frank Hachemer:
Ein respektvoller Umgang ist immer angeraten. Das kann man auch in Einsatz-Situationen mit Befehlen und deren schneller Ausführung berücksichtigen.



Wie lassen sich Stresssituationen, denen die Wehr bei Einsätzen ausgeliefert ist, anschließend aufbereiten? Was empfehlen Sie: Einen autoritären, straffen Führungsstil oder mehr Freiräume zu
Frank Hachemer:
Es gibt immer wieder Stresssituationen in Einsätzen. Missverständnisse, Fehler, traumatische Erlebnisse, der Zeitdruck… Die Mannschaft geht damit meist gemeinsam und meist verblüffend gut und problemlos um. Die Führung muss den Blick entwickeln, an welcher Stelle das nicht so ist, und hier handeln, Gespräche führen, Entscheidungen am besten im Konsens herbeiführen. Als Führungskraft komme ich meiner Verantwortung nach, wenn ich darauf achte, dass die notwendigen Rahmensetzungen eingehalten werden. Innerhalb des Rahmens kann ich Freiräume zulassen und mich zurücknehmen. Die Kunst ist, das wertschätzend zu tun und alle Akteure entsprechend zu berücksichtigen und zu behandeln – ohne die Notwendigkeit von gelegentlichen „klaren Ansagen“ aus den Augen zu verlieren. Da ist schon Fingerspitzengefühl gefragt. Das genau ist es, was die Qualität von Führungskräften auszeichnet – nicht ein Mehr an Testosteron.

Was möchten Sie den Führungskräften der Feuerwehr auf den Weg mitgeben?
Frank Hachemer:
Ich finde es beeindruckend, wie professionell viele Führungskräfte in den Feuerwehren unterwegs sind, obwohl es keine besonders ausgeprägte flächendeckende Ausbildung in den beschriebenen Bereichen gibt. Andererseits mache ich mir Sorgen über viele Konflikte und Probleme, die mich immer wieder erreichen. Unser System ist im Kern weltspitze. Wenn wir es an der Spitze halten wollen, müssen wir die Qualität in den hier angesprochenen Bereichen ausbauen, um weitere Schäden zu verhindern.



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