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Keramik, Traktoren und Pferde lockten Besucherströme an
Das Kannenbäckerland war am Wochenende Ziel für ganze Heerscharen neugieriger Besucher. Zigtausende von Gästen zählten der Internationale Keramikmarkt, das Große Reitturnier des RV Kannenbäckerland in Höhr-Grenzhausen und das Oldtimer Traktor-Treffen samt Deutscher Meisterschaft im Bergzeitfahren auf dem Gelände am Römerturm in Hillscheid.
Hillscheid/Höhr-Grenzhausen. Auf dem Hillscheider Festgelände war es nicht allein der strahlende Sonnenschein, der Eckhard Kilian ins Schwitzen brachte. Der Vorsitzende der Traktorenfreunde Kannenbäckerland hatte am ersten Tag des 9. Oldtimer Traktoren-Treffens in Hillscheid alle Hände voll zu tun, galt es doch nicht nur annähernd 300 Teilnehmer zu organisieren, die ihre Oldies zur Schau stellten, sondern auch einen bisher nicht erlebten großen Besucherstrom zu bewältigen.
Bereits am vergangenen Mittwoch, erzählt Kilian, waren die ersten Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen eingetroffen und hatten sich auf dem eigens angelegten Campingplatz auf dem Gelände am Römerturm häuslich eingerichtet. Die am weitesten angereisten Traktor-Fans kamen aus Firrel im Landkreis Leer in Niedersachsen. „Die sind schon am vergangenen Samstag losgefahren“, erzählte der Vereinsvorsitzende im Gespräch mit dem WW-Kurier.
Am Freitagabend hatten die Traktor-Fans Gelegenheit, sich bei einem gemütlichen Beisammensein kennenzulernen, bevor es am Samstagmorgen um 10 Uhr mit dem Training für die Deutsche Meisterschaft im Bergzeitfahren losging. Es war die dritte Meisterschaft dieser Art, und es gibt sie nur beim Treffen der Traktorenfreunde Kannenbäckerland. Auf das Training folgten die ersten Wertungsläufe. Die Teilnehmer mussten mit ihren Treckern einen Hangweg mit 14prozentiger Steigung bewältigen, auf dem noch eine „Schikane“ eingebaut war.
Nach weiteren Trainings- und Wertungsläufen am Sonntag versammelten sich die Traktorfans am Nachmittag zur Siegerehrung, moderiert vom Vorsitzenden Eckhard Kilian. Gewinner des von der gleichnamigen Ransbach-Baumbacher Brauerei gestifteten Fohr-Pokals und damit Deutscher Meister im Bergzeitfahren in der Gesamtwertung wurde Sören Hens aus Unnau mit seinem Hanomag R16, Baujahr 1956. Auf den zweiten Platz fuhr Tobias Nöller aus Kölbingen mit seinem Eicher Leopard, Baujahr 1966, und den dritten Platz belegte Thomas Decker aus Oberelbert mit seinem McCormik D435 aus dem Jahr 1964. Die Drei lagen im Wettbewerb am nächsten an der errechneten Durchschnittszeit aller Wettbewerbsteilnehmer und nahmen die Pokale aus den Händen von Dirk Fohr, Geschäftsführer der Fohr Brauerei, entgegen. Zu den Gratulanten gehörten außerdem der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, Erhard Schäfer, und der Hillscheider Ortsbürgermeister Arthur Breiden.
Das Bergzeitfahren wurde in insgesamt sieben Klassen ausgetragen. Fünf davon waren nach der PS-Zahl der Traktoren eingeteilt, in den zwei übrigen tummelten sich die Glühkopfmaschinen und die Einachser. Auch für die Sieger der einzelnen Klassen gab es einen Pokal, und einen Sonderpreis erhielten die Gäste aus Norddeutschland, die mit ihren Trecker über 450 Kilometer zum Traktor-Treffen zurückgelegt hatten: Erika und Dieter Zimmermann mit ihrem 30er Deutz sowie Marianne und Manfred Meyer mit ihrem 24er Deutz. Ihre Reise war damit noch nicht zuende, denn noch am Sonntag fuhren sie weiter nach Mainz, um dort Bekannte zu besuchen.
Doch nicht allein der Wettkampf machte das Treffen, das alle zwei Jahre stattfindet, zu einem besonderen Erlebnis. Es sind die alten Traktoren, Unimogs und andere Maschinen, die scharenweise Besucher anziehen, weil sie – ähnlich wie die Veteranen unter den Autos – einen besonderen Charme verbreiten und im Vergleich zu den Hightech-Fahrzeugen moderner Bauart scheinbar noch so etwas wie einen eigenen Charakter haben. Außerdem konnten sich die Zuschauer über die Funktionsweise einer alten Dreschmaschine oder einer riemengetriebenen Schwellensäge informieren.
Und nicht zuletzt ist da noch die „schwarze Madonna“, ein Junkers Gegenkolbenmotor von 1928, der einst in einem Sägewerk in Wirges seine Dienste tat und selbst eingefleischten Fans moderner Motorentechnik ein Glitzern in die Augen treibt. „Wir haben diese Maschine ebenso wie die Dreschmaschine aufwändig restauriert“, erzählt Eckhard Kilian und betont: „Wir wollen den Besuchern damit ein lebendiges Treffen bieten.“
Lebendig ging es auch zu bei der Vorführung der Rettungshundestaffel des DRK-Kreisverbandes Koblenz. „Filou“ und ihre Hundekollegen demonstrierten unter Anleitung ihrer Trainerinnen, zu was die Vierbeiner alles in der Lage sind, wenn es um die Rettung von Menschenleben geht. Der für so manchen Traktorfahrer und viele Besucher doch recht schweißtreibende Tag klang mit einer Schlepper-Party aus, bei der die Gruppe „noSlogen“ für beste Unterhaltung sorgte.
Für die musikalische Gestaltung des Frühschoppens am Sonntagmorgen sorgten der Musikverein Hillscheid und das Jugendorchester des Musikvereins. Am Nachmittag war auch noch einmal die historische Dreschmaschine in Aktion zu sehen, und nach der Siegerehrung klang das Fest beim gemütlichen Beisammensein im Festzelt aus. Der guten Stimmung taten auch die dunklen Gewitterwolken und der dann doch heftig einsetzende Regen keinen Abbruch.
Dass parallel laufende Großveranstaltungen sich nicht in die Quere kommen müssen, zeigten am Wochenende auch der Internationale Keramikmarkt und das gleichzeitig stattfindende Große Reitturnier des Reitervereins Kannenbäckerland. Auch diese Ereignisse zogen jeweils massenhaft Besucher an, die dabei auch gerne das abwechslungsreiche Angebot an den relativ nahe beieinander liegenden Veranstaltungsorten nutzten.
Der Keramikmarkt im historischen Ortskern von Grenzhausen bot seinen Besuchern dabei vor einer sehr schönen Kulisse Gelegenheit zum Schauen und Kaufen, zum Verweilen und Entspannen. Großes Interesse fanden dabei die Beiträge an den Ständen des Gastlandes England, das seine Besucher auf dem Lagueglia-Platz mit besonderen Überraschungen wie etwa einer vor Ort organisierten „Crazy English Tea Party“ faszinierte.
Gleichermaßen beeindruckend auch die Demonstration des Keramikkünstlers Thomas Weber aus Ludwigsburg, der sich selbst als Autodidakten bezeichnet und nach seinem Studium der Freien Kunst mit Schwerpunkt Grafik erst Holzschnitte und Holzskulpturen schuf, bevor er viel später zum Bildhauer wurde, der mit Ton arbeitet. Im Keramikmuseum zeigte Weber, der hier schon einmal mit bei einer Ausstellung präsent war, wie die Skulpturen entstehen, bei denen es ihm viel mehr um die Form als um die Oberfläche geht, wie er sagte.
Einfühlsam demonstrierte auch Thomas Benirschke, freischaffender Keramikkünstler, im Hof des Jugend- und Kulturzentrums „Zweite Heimat“, wie er unter dem Motto „Vierhändig zaubern“ Kindern den formbaren „Stoff“ Ton sprichwörtlich „begreifbar“ macht: Er führt ihre Hände an das weiche Material auf der – von einem anderen Kind per Hand angetriebenen – Töpferscheibe heran, lässt ihnen dabei weitgehenden Freiraum, ihre zuvor erstellten eigenen Entwürfe umzusetzen.
Besucher wie Veranstalter in Höhr-Grenzhausen und Hillscheid konnten zufrieden sein, sorgten sie mit ihrem jeweiligen Angebot doch für abwechslungsreiche Unterhaltung und machten den Ausflug ins Kannenbäckerland für die Besucher zu einem lohnenswerten Ereignis.
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