FWR-Bigband in Wissen: Erst Swing, dann stehende Ovationen
Das neue Jahr mit Swing angehen lassen, das war das klare Ziel von 300 Besucherinnen und Besucher, die es sich am Samstagabend (4. Januar) im Kulturwerk Wissen bequem gemacht hatten – und sie wurden nicht enttäuscht: Die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Bigband glänzte bei ihrem zweiten Neujahrskonzert. Gemeinsam mit Sänger Freddy Pieper wurde ein schöner und lockerer Abend mit feinem, klangvollem Swing bereitet. Für die Formation mit Gründer Marco Lichtenthäler und Sänger Freddy Pieper gab es die wohlverdiente Würdigung: stehender Applaus.
Wissen. Im noch jungen Jahr sich entspannt zurücklehnen und den Swing der Partituren auf sich wirken lassen, die von den 17 Musikerinnen und Musiker der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Bigband (FWR-Bigband) gespielt wurden, dafür war das vollbesetzte Kulturwerk in Wissen am Samstagabend genau die richtige Adresse. Nach ihrem Debüt vor einem Jahr kam die FWR-Bigband auch diesmal nicht alleine daher. Bei „Mit Swing ins neue Jahr“ hatte sich Gründer und Bandleader Marco Lichtenthäler und seine Musikerkolleginnen und -kollegen an den Instrumenten Sänger Freddy Pieper dazu geholt. Dies erwies sich als eine ausgezeichnete Wahl, wovon sich das Publikum selbst überzeugen könnte, als Freddy Pieper aus dem westfälischen Hamm sozusagen in seiner persönlichen Königsklasse sang. Vom Pianogesang bis Bigband sei er unterwegs, hatte der Sänger dem AK-Kurier vor dem Konzert gesagt. Die Bigband sei für ihn die Königsklasse, und da fühle er sich am wohlsten, mit „einem breiten Orchester im Rücken“. Dafür war die FWR-Bigband prädestiniert.
Los ging es noch rein instrumental, aber deshalb nicht weniger swingend: „In A Mellow Tone“ trafen die zwei Musikerinnen und 15 Musiker geschmeidig den richtigen Ton. Schwungvoll und dynamisch kam das Eröffnungsstück daher. Ein Hörgenuss für das, was dieser Abend noch hergeben sollten, und das mit ebenso hohem Anspruch wie hoher Qualität vorgetragen, von Trompete über Saxophon und Posaune bis zur Rhythmusgruppe. „Wir wünschen ihnen von Herzen ein glückliches, gesundes und beswingtes neues Jahr 2020“, sagte Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die begrüßte und souverän durch den Abend und das Programm führte. „Für das Glück und die Gesundheit müssen sie selbst sorgen“, meinte Bätzing-Lichtenthäler. Um den Swing würden sich an diesem Abend die 17 Musikerinnen und Musiker sowie Bandleader und Gründer Marco Lichtenthäler kümmern. Das wurde auch gleich mit „Sweet Georgia Brown“ zum Besten gegeben, auch mit dem ersten Solo des Abends, am Saxophon.
Freddy Pieper, die Stimme der FWR-Bigband
1960 von Dean Martin uraufgeführt, gesellte sich für „Ain't That A Kick In The Head“, dem dritten Stück des Abends, dann buchstäblich eine Stimme zur FWR-Bigband: Freddy Pieper. Bätzing-Lichtenthäler kündigte den Halbfinalisten der Pro7-Show „Keep Your Light Shining“ gebührend an, „mit seiner unverwechselbaren Stimme“. Der Westfale überzeugte. „Du lebst für die Musik“, das spüre man bei jedem Ton, sagte die Moderatorin bei einem kleinen Interview mit dem Sänger, der mit Esprit und einem Augenzwinkern erzählte, wie er zum Gesang kam, und hatte die Schmunzler auf seiner Seite. Im Übrigen hatte die FWR-Bigband erst am Vortag überhaupt zum ersten Mal gemeinsam für den Abend geprobt, was auch ein eindeutiges Zeichen dafür ist, dass - mit Blick auf die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten – es eine erfahrene, wenngleich noch junge Formation ist. Bei der Anspielprobe am Samstag kam Freddy Pieper dazu, der im Gespräch mit Bätzing-Lichtenthäher antwortete: „Musik ist Mathematik, aber die Chemie ist wichtig.“
Dass diese zwischen Sänger und Ensemble ganz offensichtlich stimmt, das war hörbar. Die Kostprobe gab es gleich mit „My Way“, als gemeinsam der Frank-Sinatra-Klassiker interpretiert wurde. Freddy Pieper, dessen Stimme klassische im Bereich Bariton vorortet ist, vermochte dem Lied Ausdruck zu geben, und die Band tat ihres dazu. Der Swing regierte am Samstagabend zweifelsfrei das Kulturwerk. „Frauen regieren die Welt“ heißt es dagegen in einem Hit von Roger Cicero. Diesen Song nahmen sich FWR-Bigband und Freddy Pieper auch vor. Roger Cicero habe beim Eurovision-Song-Finale 2007 im finnischen Helsinki nur einen enttäuschenden 19. Platz belegt, erinnerte die Moderatorin. Dennoch sei das Lied untrennbar mit dem leider viel zu früh verstorbenem Roger Cicero verbunden, und es sei lange unter den Top Ten der deutschen Single Charts zu finden gewesen. Auch wenn beim Neujahrskonzert nicht gevotet werde, so zeigte sie sich zuversichtlich, dass es nach dem legendären Kultsong heißen werden: „FWR-Bigband featuring Freddy Pieper: Twelve Points“.
Neujahrskonzert der FWR-Bigband soll sich etablieren
Die Besucherinnen und Besucher, darunter Dr. Ralf Kölbach, Vorstand und Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, erfuhren, dass es sich etablieren soll, mit der FWR-Bigband und dem Neujahrskonzert mit Swing ins neue Jahr gehen soll. Und so, wie bei der Premiere und in diesem Jahr, soll auch 2021 das Kulturjahr im Kulturwerk mit der FWR-Bigband eröffnet werden – dann am Samstag, 9. Januar. Bis dahin kann sicherlich von dem Konzert am Samstag noch gezehrt werden. Das kam mit einer ebenso ausgewogenen wie erlesenen Auswahl an Kompositionen daher, denen letztendlich der brillante Gesang von Freddy Pieper und das ausgezeichnete (Zusammen-)Spiel der zwei Musikerinnen und 15 Musiker den nötigen Swing verpassten. Nicht zu vergessen die exzellenten Soli am Gebläse. Apropos Soli: Dass sich bei „Jumpin At The Woodside“ mitten im Stück Marco Lichtenthäler und fast alle Muskerinnen und Musiker – genau genommen alle bis auf einen - von der Bühne verabschiedeten, das hatte einen ebenso guten wie rhythmischen Grund. Schlagzeuger Dirk Seiler legte locker ein vierminütiges Solo an der Schießbude hin. Chapeau! Viel Beifall war ihm sicher, während sich die Band wieder mit Brass und Rhythmusgruppe komplettierte, um das Lied vereint zu vollenden und so die Besucherinnen und Besucher in die Pause zu verabschieden. Seiler, gebürtig aus Altenkirchen, heute Montabaur, war einst nicht nur mit Roger Cicero im Bundesjazzorchester, sondern hatte bereits mit Freddy Pieper in der Barani-Bigband aus dem Kölner Raum gespielt.
Vielfalt spiegelte das Programm, welches die FWR-Bigband mal mit ruhigen Werken wie „Poor Butterfly“ angehen ließ, während „Meglio Stasera“ mit seinen unverkennbaren lateinamerikanischen Rhythmen sicher auch ins Tanzbein gegangen sein dürfte. Wie aus einem Guss kam das Ensemble daher, klangvoll den Swing versprühend. Die alte Werksglocke in der früheren Halle des Walzwerkes, dem heutigen Kulturwerk, die einst vermutlich häufig, vielleicht mehrmals am Tage, über ein Seil betätigt wurde, kam dann auch noch zu Ehren: Das Lied „Pennsylvania 6-5000“ war während eines dreimonatigen Engagements des Glenn Miller Orchesters im New Yorker Hotel Pennsylvania entstanden, wie es in der launigen Moderation von Bätzing-Lichtenthäler hieß. Es handele sich um nichts anderes als eine Vertonung der Telefonnummer des Hotels. Bei der flotten Swingnummer verließ Dirigent Lichtenthäler, seines Zeichens Landesmusikdirektor, temporär seinen angestammten Platz an diesem Abend, um zu passender Zeit freudestrahlend das Seil zu ziehen und die Glocke erklingen zu lassen. Eine originelle Einlage.
Beifall für Freddy Piepers vierjährigen Sohn
„Hallo Papa“: Das war zu hören, als Freddy Piepers vierjähriger Sohn an die Rampe stolziert kam – und der Beifall des Publikums galt dem Knirps. Freddy Pieper hatte vor dem Konzert um Gespräch dem AK-Kurier erzählt, dass er sich als Sänger am wohlsten fühle, ein breites Orchester im Rücken zu haben, eben eine Bigband. Bei seinen Gesangsdarbietungen hatte er daran keinen Zweifel aufkommen lassen. Im übertragenem Sinn saß ihm Gitarrist Nico Brandenburger sozusagen gleich im Rücken. Als die Partituren des offiziellen Programmes die Halle erfüllt und die Besucherinnen und Besucher beschwingt umgarnt hatten, meinte Freddy Pieper mit einem Augenzwinkern, dass ein Gitarrist in einer Bigband kaum eine Chance habe, sich herauszuspielen, und kündigte die Zugabe an: „Let The Good Times Roll“. Das war ein Lied, bei dem Freddy Pieper und die FWR-Bigband zum krönenden Abschluss noch ein Mal brillierten – und bei dem der aus Oberwambach stammende Nico Brandenburger seinem Sechssaiter und dem Publikum ein feines Solo gönnte.
So klang ein beschwingter und schöner Abend im jungen Jahr aus – aber auch mit der Gewissheit, dass es am Samstag, 9. Januar 2021 ein Wiedersehen und Wiederhören mit der FWR-Bigband geben wird, wenn mit dem Neujahrskonzert zum dritten Mal das Kulturjahr im Kulturwerk eröffnet werden soll. Die FWR-Bigband im Überblick: Martin Golle, Stephan Müller, Sebastian Bätzing, Tim Rademacher (alle Trompete), Bernd Halberstadt, Stefan Burghaus, Jörn Buttstedt, Christine Harnischmacher (alle Posaune), Marco Hock, Guido Simon, Ann-Kathrin Hemmersbach, Sebastian Gottfried, Ansgar Koch (alle Saxophon), Volker Siefert (Klavier), Nico Brandenburger (Gitarre), Volker Born (Bass) und Dirk Seiler (Schlagzeug). (tt)
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