Wenn es beim Essen schmerzt
Vor dem Essen kommt der Schmerz: Dann nämlich, wenn besonders viel Speichel produziert wird – also etwa, wenn das Mittagessen auf den Tisch kommt –, machen sich entzündliche Erkrankungen der Speicheldrüsen bemerkbar. Entzündungen, etwa in Folge so genannter Speichelsteine oder Tumore: 60 bis 100 Patienten werden jährlich im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen mit Krankheitsbildern dieser Art behandelt.
Siegen. Aufgrund des großen Zulaufs wird nun in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) das erste von einer MKG geführte Speicheldrüsenzentrum in Deutschland gegründet.
Vor den Ohren, unter der Zunge und unter dem Unterkiefer befinden sich rechts und links jeweils paarige Speicheldrüsen. Bis zu 1000 weitere, kleinere Drüsen besitzt jeder Mensch zusätzlich in der Mundhöhle. Alle zusammen produzieren rund 1,5 Liter Speichel täglich. Sind die Drüsen gesund, steuern sie den Speichelfluss, insbesondere vor und während des Essens. „Treten plötzlich Schmerzen, etwa unmittelbar vor der Nahrungsaufnahme auf, handelt es sich meist um eine Sialadenitis, also eine Entzündung der Speicheldrüsen“, klärt MKG-Chefarzt Privatdozent Dr. Dr. Jan-Falco Wilbrand auf. Diese kann mit Schmerzmitteln oder Antibiotika gut behandelt werden. Zudem empfiehlt der Experte „alte Hausmittel“, um den Speichelfluss anzuregen: „Saure Bonbons oder Kaugummis sorgen für Linderung der Beschwerden. Ratsam ist auch, viel zu trinken.“
Das Speicheldrüsenzentrum am Diakonie Klinikum Jung-Stilling ist die einzige Einrichtung ihrer Art in Deutschland, die vom Fachbereich Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie betrieben wird. Alle anderen Zentren, wie etwa in Köln, Düsseldorf oder Bremen, werden von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten geführt. An der Spitze des Siegener Zentrums steht der leitende Oberarzt Coordt Alexander Büddicker. Gemeinsam mit dem Chefarzt sowie Oberarzt Denis Hesse behandelt der Mediziner nicht allein Entzündungen oder Tumore der Speicheldrüse, sondern auch andere Veränderungen wie „Speichelsteine“.
„Gerade bei älteren Patienten treten diese auf, da Senioren oftmals nicht mehr ausreichend trinken“, so Büddicker. Die „Speichelsteine“, also schmerzhafte Calcium-Ablagerungen in den Drüsengängen, behindern den Speichelfluss. Mit modernen bildgebenden Verfahren wie MRT-, CT- oder Röntgen-Aufnahmen sowie Ultraschall schließen die Chirurgen zunächst eine Erkrankung der Zähne oder des Kiefers aus. Sind dann „Speichelsteine“ ursächlich für die Beschwerden, wird endoskopisch versucht, den Engpass zu beseitigen. „An einer offenen Operation führt aber in den meisten Fällen kein Weg vorbei“, so Dr. Dr. Wilbrand.
Operiert wird auch, wenn ein Tumor an einer der Speicheldrüsen diagnostiziert wird. Die Besonderheit: „Tumore zeichnen sich durch eine schmerzlose, aber stetig zunehmende Schwellung aus. Dieser Umstand wird von vielen Betroffenen als harmlos interpretiert. Die meisten Tumore der Ohrspeicheldrüse sind auch gutartig, sie können aber auch bösartig werden“, informiert Büddicker. Und weiter: „Operationen in diesem Bereich erfordern äußerstes Geschick und viel Knowhow.“ Denn: Im OP-Gebiet der Ohrspeicheldrüse befindet sich der Gesichtsnerv. Wird dieser beschädigt, können Gesichtslähmungen die Folge sein.
Erkrankungen der Speicheldrüse werden am Siegener Diakonie Klinikum indes seit Jahren erfolgreich behandelt. Dr. Dr. Wilbrand: „Was uns auszeichnet, sind hohe Fallzahlen und eine hohe Expertise auf dem Gebiet.“ (PM)
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