„Stadt der Brunnen“: In Altenkirchen sprudelt es kaum noch
Einst galt sie als die "Stadt der Brunnen" im nördlichen Rheinland-Pfalz. In den zurückliegenden vier Jahrzehnten sind Wasserspiele in Altenkirchen aber aus der Mode gekommen. Nur eines hat in seiner originären Funktion den Wandel der Zeit überlebt.
Altenkirchen. Hier ein Brunnen und dort auch noch einer: In Altenkirchen schossen Brunnen vor rund 40 Jahren wie "Pilze aus dem Boden". Im Zuge der Umgestaltung der Wilhelmstraße zur Fußgängerzone hielten Anfang der 1980er-Jahre plätschernde Schmuckelemente Einzug in die Innenstadt. Von ursprünglich sieben, ist lediglich eines übriggeblieben, das nach wie vor sein Nass zu Boden tröpfeln lässt. Das Werk von Künstler Helmut-Otto Hoffmann-Schlöndorff, zu Hause zwischen katholischer Kirche und Rathaus, zeigt drei heimische, aber längst nicht mehr aktuelle Berufe: Bauersfrau auf einem Kuhkopf, Fuhrmann auf einem Pferdekopf und Bergmann auf einem Ziegenkopf (Bergmannskuh). Es wurde 1980, als der neue Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung fertiggestellt worden war, aufgestellt. Rund 250.000 Mark hatte sich Altenkirchen damals seine Nicht-Trinkwasser-Stationen kosten lassen.
Metallener Brunnen ist zurück
Wenigstens wieder ins Stadtbild zurückgekehrt ist der metallene Brunnen, dessen Markenzeichen sechs Wappen an einem Rondell sind. Erschaffen wurden sie vom damals in Köln lebenden Altenkirchener Künstler Bernhard Klöss und hatten wegen der Umgestaltung des Marktplatzes ein wenig "Urlaub" im stillen Kämmerlein machen müssen. Nunmehr sind die heraldischen Zeichen, die die Verbindung zur Stadt Altenkirchen, zur ehemaligen Verbandsgemeinde Altenkirchen, zum Kreis Altenkirchen, zum Land Rheinland-Pfalz und zu Altenkirchens Partnerstadt Tarbes knüpfen, wieder "öffentlich". Der Bundesadler komplettiert das Sextett, das gemeinsam mit der Stele an der Einmündung der Straße "Zum Weyerdamm" in den Dammweg in unmittelbarer Nähe zum Rewe-Center zu sehen ist, künftig aber trocken bleiben wird. Der "Umzügler" ist an die Stelle eines über viele Jahre sehr gepflegten und immer wunderschön gestalteten Blumenbeetes getreten. Somit war der Wunsch erfüllt, die Verschrottung ad acta zu legen und die Konstruktion irgendwo im Citybereich wieder zu präsentieren. Ebenfalls noch an die Hochzeit der Brunnenära erinnern die drei Basaltsäulen in unmittelbarer Nähe zur Kirchpassage. Auch sie sind der Sprudelfunktion beraubt, fallen dennoch vor allem in der Dunkelheit auf, da sie angestrahlt werden.
Trauer um Mühlsteinbrunnen
Der Neugestaltung der Fußgängerzone musste das größte Exemplar, der Mühlsteinbrunnen, weichen. Lange wurde diskutiert, ob der Exodus überhaupt zu vertreten war. Im Vorfeld waren Gespräche mit dem "Erbauer", Künstler Horst Victor Calles (Köln), über eine Verkleinerung und einen Fortbestand an Ort und Stelle gescheitert. Vielen, die einen Erhalt befürwortet hatten, standen gewiss Tränen in den Augen, als großes Baugerät der Anordnung von 22 Betonscheiben den Garaus machte, die aber nicht in der Kreislauf der Wiederverwertung flossen. Einige erinnern heute an markanten Stellen in unmittelbarer Nähe zu den ehemaligen Mühlen (Hassel und Bachmann) an die Tradition dieses Handwerks. Drei wurden sogar nach Michelbach "exportiert". Einer steht, versehen mit dem Wappen, am Eingang der Ortsgemeinde (aus Richtung Altenkirchen), einer an der Einfahrt der nach wie vor arbeitenden Mühle und der dritte am Eingang zum Gebäude.
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Blumenbeet im Parc de Tarbes
Völlig verschwunden sind die Wasserspiele, die in der Nähe des Kreissparkassen-Stammsitzes (heute Sparkasse Westerwald/Sieg) und am nördlichen Eingang der Fußgängerzone standen. Sie gingen auf Calla (wie auch die Basaltsäulen und das Gerüst für die Wappen) und den Altenkirchener Steinmetz- und Bildhauermeister Helmut Marenbach zurück, der auf diese Art und Weise sein Meisterstück ablieferte. Nur noch Blumenbeetfunktion hat die ehemaligen Fontäne am Eingang zum Parc de Tarbes vom Weyerdamm aus. Seit 2009 zeigen die Gärtner des Bauhofs, wie schön und interessant ein solcher Bereich mit blühenden Blumen ausstaffiert werden kann. 1984 in Betrieb genommen, galt es mehrfach, Verstopfungen der Düse zu beseitigen. Hin und wieder präsentierte sich die Wasserfläche dank der Zugabe von Waschmittel gar als überquellendes Schaumbad. Als wieder eine Reparatur anstand, die 1500 Euro kosten sollte, drehten die Verantwortlichen kurzerhand den Hahn zu: Die Anlage wurde stillgelegt.
Ersatz auf dem Marktplatz
Ein wenig Ersatz hat sich die Stadt Altenkirchen dennoch gegönnt. Die neuen Wasserspiele auf dem Marktplatz sorgen vor allem bei Kids an heißen Tagen für ein erfrischendes Intermezzo. Mehrere Düsen, deren Einfassungen die Farben wechseln, garantieren unterschiedliche Sprudelhöhen. Zudem verleiht eine "Tür" am oberen Ende der Traversen das Gefühl, durch eine Vorhangdusche zu schreiten. Ganz Wagemutige bleiben hin und wieder bei großer Hitze einfach nur stehen und lassen sich berieseln. (hak)
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