SRS-Sportpark: „Den Sportlern soll es nicht langweilig werden“
Es ist viel Handarbeit erforderlich. Als Werkzeug dienen Leiter und Akku-Schrauber. Alle sechs bis acht Wochen hat die weiß-blaue Boulder-Wand im SRS-Sportpark auf der Altenkirchener Glockenspitze ein neues Aussehen. Heißt: Knapp 500 farbige Griffe sind abgeschraubt, von Magnesium und Schweiß befreit und in anderer Konstellation an der Kletterfläche wieder befestigt worden.
Altenkirchen. Der Lärm ist schon extrem. Deswegen tragen Jan Wendel und seine Mitstreiter Ohrstöpsel, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes dem Handwerk frönen. Per Akku-Schrauber und sehr oft auf Leitern stehend rücken sie der rund 4,50 Meter hohen und 25 Meter langen Boulder-Wand zu Leibe. Klettergriffe lösen, Magnesium und Schweiß abwischen und neue Routen installieren lautet die Aufgabe, die sich im SRS-Sportpark auf der Glockenspitze in Altenkirchen regelmäßig wiederholt. Das hat einen tieferen Sinn: "Den Sportlern soll es ja nicht langweilig werden", sagt Wendel, unter dessen Obhut das Geschehen steht. Die Änderung der Aufstiegshilfen garantiert, dass bei den Nutzern keine Langeweile aufkommt und neue Herausforderungen, den "Berg" erfolgreich zu besteigen, gewährleistet sind. Gearbeitet wird in Sektionen, vier Abschnitte komplettieren das große Ganze, so dass sich nach rund acht Wochen komplett neue Pfade auf dem Weg ans obere Ende ergeben. Wendel achtet genauestens darauf, dass es sowohl für Anfänger als auch für Könner genügend Möglichkeiten mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen gibt.
Klettern auf Absprunghöhe
Bouldern, das Klettern ohne Seil und auf Absprunghöhe (die Matte am Fuß der Wand hat eine Stärke von rund 30 Zentimetern), hat sich inzwischen einen festen Platz im Angebot von SRS, der christlichen Non-Profit-Sportorganisation, gesichert. "Es war sozusagen ein Sprung ins kalte Wasser", blickt Wendel ins Jahr 2017 zurück, als die Wand in der Badmintonhalle, der heutigen "7x7 Move Box", aufgebaut wurde. Rund 50.000 Euro kostete sie. 14.000 Euro betrug der Zuschuss aus dem Leader-Programm, den Rest akquirierte der Betreiber über Sponsoren - eine Investition, die sich laut Wendels Meinung durchaus bezahlt gemacht hat. Der Parcours habe sich in der Kletterszene etabliert, "er ist in einem Umkreis von rund 40 Kilometern bis Bonn, Köln und Siegen nach wie vor der größte."
Kindergeburtstage werden gefeiert
Die Kraftakte in teils luftiger Höhe hält Wendel für einen Sport, den jeder zwischen 4 und 99 Jahren betreiben kann. Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass sehr viele Kinder ihre Geburtstage im Angesicht der unterschiedlich bunt gefärbten Griffe feiern. Speziell für Kids gibt es montags nachmittags Übungsstunden, die von zwei Trainerinnen geleitet werden. "Einige Jungen und Mädchen sind schon über zwei Jahre dabei", freut er sich. Auch Schulklassen und Abordnungen von heimischen Firmen machten von dem Angebot, den neuen Sport kennenzulernen, Gebrauch. Inzwischen etabliert hat sich der Boulder-Cup, der bereits zum dritten Mal ausgetragen wurde. "Jedermann, der Spaß am Klettern hat, konnte teilnehmen", berichtet Wendel. Dafür wurden extra 35 neue Teilstrecken (die Route mit acht bis zwölf Griffen) geschraubt. Sieger und Platzierte wurden in unterschiedlichen Altersklassen nach einem Punktesystem ermittelt, wobei jeder Starter seine Zahl der Versuche, um einen Weg nach oben erfolgreich zu bewältigen, ohne Überwachung in eine Karte eintragen musste. Alle Teilnehmer durften sich zudem über Sachpreise freuen, die nicht das Abschneiden gekoppelt waren. Für SRS obligatorisch war ein christlicher Input, "weil wir Glaube und Sport vereinen".
Eine Frage der Finanzen
"Ideen ohne Ende", um das Angebot weiterzuentwickeln, hat Wendel schon, "aber die Finanzierung ist so eine Sache." Gut vorstellen kann er sich eine Erweiterung um eine Extra-Wand für Kinder oder um eine Boulder-Höhle, "in der man kopfüber sich bewegen kann und von obendrauf auch noch auf das ganze Geschehen blicken kann". Realer als diese Zukunftsmusik ist eine Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule. Sowohl im März als auch im April wird es jeweils einen Schnupperabend mit halbstündiger Theorie und zweistündiger Praxis geben, für die die ersten Anmeldungen schon vorliegen. Und dann bleiben die Olympischen Sommerspiele in Tokio, bei denen erstmals Klettern mit drei Disziplinen vertreten ist. Ob die Sportart im Nachgang einen Boom erfährt, sei zunächst einmal dahingestellt. Der SRS-Sportpark ist mit seiner Boulder-Wand für den Fall der Fälle jedenfalls bestens vorbereitet. (hak)
Informationen zum Bouldern unter Tel. 02681/941176 oder per Mail an info@srssportpark.de
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