Landrat und Wirtschaftsförderer besuchten Brendebach Ingenieure
Landrat Dr. Peter Enders und Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung beim Kreis Altenkirchen, waren zu Besuch bei der Brendebach Ingenieure GmbH in Wissen. Ein großes Thema war die Digitalisierung 4.0, aber auch Fachkräftemangel und die Verkehrsanbindung wurden thematisiert.
Wissen. Anlass für das persönliche Gespräch war der internationale Erfolg des Projektes Fachmarktzentrum Leinefelde, das Brendebach Ingenieure mit der BIM-basierten Tragwerksplanung (Building Information Management) unterstützt hat. Das Bauvorhaben belegte in dem weltweiten Wettbewerb des „buildingSMART International openBIM award 2019“ den dritten Platz. BIM ist eine neue, zukunftsweisende Methode für Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden, Ingenieurbauwerken und Verkehrsinfrastrukturprojekten. Mithilfe der BIM-Methode können alle architektonischen, technischen, physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Objekts in einem zentralen, durchgängigen 3D-Datenmodell digital zusammengeführt werden. Die modellbasierte Planung aller beteiligten Fachdisziplinen erfordert dabei die Definition eindeutiger Planungs- und Informationsprozesse. Dadurch werden im Projekt Kommunikation, Transparenz und Datenqualität gesteigert, wichtige Detailpunkte frühzeitig erkannt und Fehler sowie notwendige Änderungen auf ein Minimum reduziert. Für die Weiterentwicklung von BIM in der Praxis erfüllt das Projekt in Leinefelde neben dem internationalen Erfolg eine wichtige Funktion und ist Basis für den BIM-Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen.
Für Dr. Peter Enders ist die persönliche Kommunikation mit den Unternehmern vor Ort wichtig um Vertrauen aufzubauen und in zukünftigen Themen noch besser miteinander umgehen zu können. Der Landrat und die Brendebach-Geschäftsführung, vertreten durch Markus Brendebach und Tobias Dangendorf, waren sich im Punkt Standortmarketing einig: Die Region hat weit mehr zu bieten als häufig verbreitet wird. Arbeiten und Wohnen im Landkreis Altenkirchen böten viele Vorteile und Möglichkeiten. Etliche Unternehmen arbeiten in deutschlandweiten und internationalen Projekten. „Egal wo man sitzt, man muss einen guten Namen haben“, unterstrich Enders. Wichtig sei, dass das gesamte Umfeld passt und die verkehrliche Anbindung der Region stimmt. In diesem Zusammenhang wurde darüber diskutiert, dass die Realisierung von Infrastrukturprojekten in Rheinland-Pfalz zu lange dauere und verfügbare Fördermittel nur unzureichend abgerufen werden. Teilweise verhindern fehlende Planungskapazitäten der öffentlichen Hand eine Projektrealisierung, was für die ansässigen Unternehmen ein nur schwer hinnehmbarer Zustand sei.
Das Stichwort Planungen schlug den Bogen zur Digitalisierung. Vor sechs Jahren hat sich das Ingenieurbüro mit Hauptsitz in Wissen, unabhängig von den Investitionskosten sowie erforderlichem Zeitaufwand in der Anfangsphase, für die Einführung von BIM entschieden. Ein großer und erfolgreicher Modellversuch für das digitale Bauen und Planen war ein neues Wohnquartier unter dem Branding Parkend Living mit der Ed. Züblin AG als Auftraggeber am Standort Römischer Ring in Frankfurt. Hier wurden ähnliche Häuser in verschiedenen Planungssystemen parallel entwickelt. Markus Brendebach: „Über die Digitalisierung wird zu viel gesprochen und zu wenig getan. Den Entwicklungen in diesem Bereich kann sich niemand verschließen.“ Tobias Dangendorf vertiefte diese Aussage noch: „In vielen Ausschreibungsverfahren haben wir heute zeitweise zwingend die Auflage in 3D bzw. BIM-basiert zu arbeiten. Ich erinnere mich an ein Bauvorhaben, wo dann aber auf der Auftraggeberseite niemand die Dateien nutzen konnte aufgrund mangelnder Technik. Ein Risiko für Arbeitsplätze sehe ich nicht, vielmehr steht die eigene Prozessoptimierung dahinter. Manuelle Arbeiten bleiben bestehen und der Bedarf an Fachleuten, die diese ausführen können, ebenso.“ Das frühzeitige Einlassen auf die Digitalisierung hat sich für Brendebach Ingenieure gelohnt. Heute profitiert das Unternehmen davon. „Wir haben viel gelernt“, sagt Markus Brendebach, „ernten aber jetzt den Erfolg. Das sehen wir an den Projekten, die wir betreuen dürfen.“
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Lars Kober stellte in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderung mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum in Siegen vor und bot die Unterstützung in dem Punkt Digitalisierung und auch anderen Themen durch die Wirtschaftsförderung an. Er sieht noch eine ausgeprägte Zurückhaltung bei vielen Firmen im Punkt Digitalisierung und wies darauf hin, dass ein erster Schritt in Richtung Digitalisierung über die Kontaktaufnahme mit der Wirtschaftsförderung erfolgen kann. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es scheinbar keinen richtigen Zeitpunkt für die Einführung der Digitalisierung in Unternehmen gibt. Sind die Auftragsbücher voll oder müssen neue Fachkräfte angeworben werden, hat man keine Zeit, sich dem Thema zu widmen. Ist die Auftragslage eher spärlich, wird die Zeit in die Auftragsgewinnung gesteckt. Das ist alles nachvollziehbar, aber mittelfristig sollte man sich die Zeit für das Thema Digitalisierung nehmen. Das zeigt auch das Beispiel der Firma Brendebach Ingenieure, die heute davon profitieren, dass sie sich vor Jahren die Zeit dafür genommen haben“, so Kober. (PM)
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