Altenkirchen soll Bündnis zum Klimaschutz entwickeln
Die Stadt Altenkirchen soll ein Klimabündnis entwickeln. Diese Empfehlung gab der Ausschuss für Jugend, Klima und Zukunftsfragen in seiner Premierensitzung einstimmig an den Stadtrat weiter, der sich in einer seiner nächsten Zusammenkünfte also des Themas annehmen wird.
Altenkirchen. Es war ein Meeting, das in zweierlei Hinsicht vielleicht historisch zu nennen ist: Der nach der Kommunalwahl 2019 neu gegründete Ausschuss für Jugend, Klima und Zukunftsfragen der Stadt Altenkirchen tagte zum allerersten Mal und dazu noch im (bislang verwaisten, aber sehr beengten) Ratssaal der Stadthalle. Zudem war es ein erster Versuch, Themen "dynamischer und experimenteller" anzugehen, wie Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt erläuterte, "das Treffen hat ausprobierenden Charakter, und ich bin gespannt, was rauskommt." Nach der Aussprache über die "Anregung auf Ausrufung des Klimanotstandes", der doch einige (vor allem jugendliche) Zuhörer beigewohnt hatten, zog er ein aus seiner Sicht zufriedenstellendes Fazit: "Ich bin sehr positiv überrascht, wie wir ins Gespräch gekommen sind und diskutiert haben." Unter dem Strich stand: Einstimmig brachte das Gremium zur abschließenden Beratung im Stadtrat die Entwicklung eines Klimabündnisses auf den Weg.
Klimawandel skizziert
Grundlage der knapp 100 Minuten dauernden Beratung war die von Wolfgang Leins eingebrachte "Anregung auf Ausrufung des Klimanotstandes". Leins, auch Mitorganisator der Demonstrationen unter dem Dach "fridays for future" in Altenkirchen, nannte beispielhaft einige Fakten, an denen sich der Klimawandel festmachen lässt: Hitze und Dürresommer, steigender Meeresspiegel, das Abtauen der Polarkappen, der wärmste Januar seit es Wetteraufzeichnungen gibt oder die Probleme mit den Wäldern, die auch rund die Kreisstadt deutlich sichtbar sind. "Der Klimawandel bedroht alles Leben auf diesem Planeten", formulierte Leins und erwartet "Hunderte Millionen von Klimaflüchtlingen". Seiner Auffassung nach ist es an der Zeit, auch weil die "Klimaziele weit verfehlt werden", die Menschen in Altenkirchen "wach zu rütteln und sie zu einem klimagerechten Handeln zu bewegen".
Verwaltung mit im Boot
Auch die Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen-Flammersfeld sei bereit, sich am Klimaschutz zu beteiligen, machte Lothar Walkenbach als stellvertretender Büroleiter im Rathaus deutlich. "Wir stehen dafür ein", sagte er und verwies auf die Anschaffung eines E-Autos, den Betrieb von Fotovoltaikanlagen oder Blockkraftheizwerken. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und gewillt, Beiträge im Rahmen unserer Möglichkeiten zu leisten", ergänzte er. Dennoch gelte es natürlich, Gesetze zu berücksichtigen. Walkenbach merkte auch an, dass es schwierig sei, Fachpersonal im Vergleich zu großen Verwaltungen für dieses spezielle Thema vorzuhalten.
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Viele Aspekte
Nach einem Open-Space-Intermezzo (Gruppenmoderation zur Strukturierung von Konferenzen), die von der Politikwissenschaftlerin Meike-Mirjam Drey (Evangelische Landjugendakademie Altenkirchen) geleitet wurde und bei der Ausschuss und Zuhörer in einem rollierenden System fünf (teils persönliche) Fragen beantworteten, machte die Zusammenfassung der Gedanken klar, dass Klimaschutz immens viele Aspekte bietet. Sie reichten von Veränderung des eigenen Verhaltens, Sensibilisierung und Aufklärung in Schulen, Überzeugungsarbeit in Familien, unter Freunden und Nachbarn, über Imagesteigerung im Tourismus (wenn das Bündnis mit Leben gefüllt ist) und die Abkehr von einer Verbotspolitik bis hin zur Schaffung von Bienenwiesen im Parc de Tarbes oder auf den Friedhöfen sowie einer Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs.
"Notstand" negativ besetzt
So wurde schließlich die Bezeichnung "Klimanotstand" in "Klimabündnis" geändert, da der Begriff "Notstand" sehr negativ besetzt sei. Gibhardt sprach von einem "großen Symbol in der Stadt, die sich mit dem Thema identifiziert". Nun gelte es, "bei der täglichen Arbeit dieses zu unterfüttern". Leins hoffte, dass sich das "Wort füttern lässt. Dann ist es das, was ich mir unter Klimanotstand vorgestellt habe". Daniela Hillmer-Spahr (SPD) freute sich über die Änderung, denn der Begriff "Klimanotstand" habe keine Mehrheit gefunden. Nun gelte es, so viele Leute wie möglich mitzunehmen, "nur dann haben wir eine Chance". Thomas Düber (CDU), der die Änderung der Bezeichnung ins Spiel gebracht hatte, betonte, dass "Notstand oft an eine Überreaktion" gekoppelt sei. Peter Müller (Bündnisgrüne) erkannte, dass sich die "Stadt verbindet und verbündet". Für Ralf Lindenpütz (CDU) hatte die Diskussion gezeigt, dass "alle etwas tun wollen. Der Begriff ist ein Alleinstellungsmerkmal". (hak)
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