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Wolf-Garten Mitarbeiter können auf Solidarität zählen
Der amerikanischen MTD Products AG, die das traditionsreiche Unternehmen Wolf-Garten in Betzdorf kaufte und die Schließung des Werkes angekündigt hat, wird jetzt ein schärferer Wind ins Gesicht wehen. Zumindestens aus Betzdorf und dem Landkreis Altenkirchen. Spontan kamen am Mittwoch die Rexnord-Mitarbeiter zur Solidaritätskundgebung ans Werkstor. Die Unternehmensleitung verweigerte eine Stellungnahme und eine Teilnahme. Als "ungeheuerlich" wurde der Vorgang um die beabsichtigte Schließung von Gewerkschaftsseite bezeichnet.
Betzdorf. Die kurzfristig angesetzte Solidaritätskundgebung der Rexnord-Mitarbeiter für die Kolleginnen und Kollegen der Firma Wolf-Garten vor dem Eingangstor zum Betriebsgelände geriet zur Solidaritätskundgebung und zur Kampfansage an den amerikanischen MTD Konzern. Die Mitarbeiter der Firma Rexnord und ihr Betriebsrat hatten am Mittwoch um 12 Uhr ihre Unterstützung für die Beschäftigten von Wolf-Garten angekündigt und kamen zum Eingangstor. Die IG Metall Betzdorf war informiert und hatte die Solidaritätskundgebung entsprechend unterstützt. Landrat Michael Lieber, Bürgermeister Bernd Brato und MdL Dr. Mathias Krell kamen ebenfalls zur Solidaritätskundgebung. Seit dem frühen Morgen waren Gespräche im Hause Wolf mit der Geschäftsleitung im Gange - aber ohne brauchbare Ergebnisse. Der Vorstandsvorsitzende und auch weitere Mitglieder des Vorstandes von MTD weigerten sich, sich den Kundgebungsteilnehmern zu stellen. Reinhold Kunz, ebenfalls zum Vorstand gehörend, weilte um 12 Uhr noch im Betrieb, er zog eine Zigarettenpause vor. Der Rest hatte zu diesem Zeitpunkt das Gelände bereits verlassen.
"Es ist ungeheuerlich was hier geschieht", sagte Winfried Ott von der Technologie-Beratungsstelle (TSB) des DGB. Er war schon im Insolvenzverfahren vor Ort mit eingebunden und gab seinen Bericht. Zum Verfahren teilte Ott mit, dass der Unternehmer erklären müsse, warum er die Schritte zur Schließung des Werkes einleite. Dies sei bislang nicht erfolgt. Nach der Übernahme aus der Insolvenz müssten Zahlen vorgelegt werden, auch dazu habe es bis jetzt noch keine zufriedenstellende Auskunft gegeben. Eine Standortschließung in Betzdorf werde viel Geld kosten, und bei der AG sei Geld, meinte Ott. "Wir wollen Alternativen aufzeigen, bislang gibt es kein Nein und kein Ja vom Konzern", sagte Ott.
Von einer dramatischen Situation sprach der IG-Metall-Bevollmächtige Leonhard Epping. Er kündigte eine härtere Gangart an und meinte, die Busse in Richtung Saarbrücken zur Europazentrale des Konzerns seien bereits bestellt.
Landrat Michael Lieber: "Wir stehen an ihrer Seite, die Marke Wolf-Garten und der Standort Betzdorf gehören zusammen."
Zornig ist Bürgermeister Bernd Brato und er machte seinem Zorn in Richtung Amerika deutlich Luft. "Erst halten sie den Rüssel hier rein, saugen das Beste ab und saufen uns leer, das machen wir nicht mit", sagte der Bürgermeister. "Ich stehe dazu, wir werden hier vor Ort die Solidarität weiter aufbauen, lasst uns das gemeinsam tun", warb Brato bei der Mitarbeitschaft der Betriebe.
MdL Dr. Mathias Krell teilte mit, dass man über alle Fraktionen hinweg bemüht sei, dass Wolf-Garten am Standort Betzdorf erhalten bleibe. "Wir alle wollen, dass Wolf hier in Betzdorf bleibt", sagte Krell. Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Rexnord, Gerardo Tulimiero, und sein Stellvertreter Bernd Weller gaben nicht nur viele hundert unterschrieben Solidaritätsbekundungen ihrer Belegschaft ab, sie betonten auch die Unterstützung für die Wolf-Beschäftigten. "Wir stehen hier zur Unterstützung für die Menschen in der Region, die aus reinen Gewinnoptimierungsgründen geopfert werden sollen", sagte Weller. Dabei habe Rexnord die gleichen Probleme am Markt wie Wolf, man müsse gegen eine Konkurrenz aus der ganzen Welt kämpfen. Man verdiene mit dem Fleiß und der Qualität aus der Region viel Geld in den amerikanischen Konzernen. "Kämpft um eure Arbeitsplätze und stellt eurer Licht nicht unter den Scheffel, ihr seid Wolf Garten und Wolf Garten ist Betzdorf", sagte Weller. Ein Kontakt mit dem amerikanischen Mutterkonzern von MTD soll aufgebaut werden, denn man will eine faire Diskussion. Bislang seien rund 3500 Unterschriften an die Konzernleitung in Deutschland übergeben worden, berichtete Epping. (hw)
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Uli Hüsch vom Wolf-Garten-Betriebsrat begrüßte die Teilnehmer der Solidaritätskundgebung am Werkstor von Wolf-Garten in Betzdorf. Fotos: Helga Wienand
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