Ausstellung im Kreishaus widmet sich dem Schaffen von Robert Burckhardt
Die Heimatverbundenheit ist in seinen Werken allgegenwärtig. Ob Dorfansichten, Scheunen, Backhäuser, Brunnen oder Kirchen: Sie alle zeigen, wie stark Künstler Robert Burckhardt in der Region verwurzelt war. Ein Teil seines Schaffens ist bis zum 17. April in der Altenkirchener Kreisverwaltung zu sehen.
Altenkirchen. Geübter Blick für Stimmung und Perspektive, Liebe fürs Detail und eine hohe dokumentarische Aussagekraft: Die Werke von Robert Burckhardt (1893 - 1977), der über viele Jahre in Altenkirchen lebte, machen seine Liebe zum Westerwald deutlich. Sie stellen beeindruckende Zeugnisse einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Region dar. Eine Auswahl bislang unentdeckter Werke, überwiegend in der speziellen Technik des Glasklischeedrucks, zeigt eine Ausstellung noch bis zum 17. April im Rahmen der Reihe „Kunst und Kultur im Kreishaus“ in Kooperation mit der "Stiftung Kultur im Kreis AK" und dem Kreisarchiv Altenkirchen. Mit einem sicheren Auge für die dörfliche Baukultur fotografierte, malte und zeichnete Burkhardt in den 1950- und 1960er-Jahren bevorzugt landschaftliche Einzelelemente wie Bäume, Felsen, Aussichtspunkte, Dorfansichten, Wohngebäude (Fachwerkbau), Scheunen, Backhäuser, Brunnen und Kleindenkmäler.
Unschätzbarer Beitrag
"Burckhardts Liebe zur Heimatkunde ging über seine künstlerische Auseinandersetzung hinaus, er hat Materialien und Bildquellen zur Lokalgeschichte und zur Regionalkunde in einem Umfang zusammengetragen, der seinesgleichen sucht. Für die Heimatforschung hat Robert Burckhardt mit seiner Arbeit einen unschätzbaren Beitrag geleistet", sagte Landrat Dr. Peter Enders am Donnerstagabend (5. März) während der Vernissage. Diesen Beitrag auch für künftige Generationen lebendig zu halten, ihn nicht vergessen zu lassen, auch dies sei Aufgabe des Kreises, Aufgabe des Kreisarchivs. "Mit der Reihe ,Kunst und Kultur im Kreishaus' wurde vor 13 Jahren eine Plattform geschaffen, die es uns ermöglicht, diesen historisch und künstlerisch wertvollen Beitrag einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen", ergänzte Enders, "auf diese Weise wird ein wichtiger Baustein für das kulturelle Leben im Kreis Altenkirchen gebildet. Die Erfahrung, dass Kultur erfreut, belehrt und bewegt, diese Erfahrung sollte jeder Mensch, der es möchte, auch machen können."
Fund auf Hausspeicher
Enders dankte der "Stiftung Kultur im Kreis AK" und dem "Forum 26" aus Altenkirchen, "die sich der Aufgabe verschrieben haben, Leben und Werk Kulturschaffender zu erforschen sowie die Werke zu registrieren und zu archivieren, um diese für die Nachwelt zu erhalten und durch Ausstellungen und Veröffentlichungen wieder zugänglich zu machen." Klaus Reifenrath, Vorstand der "Stiftung Kultur im Kreis AK", nannte die Schau eine "Archäologie der gewesenen Geschichte", ließ in wenigen Worten den Prozess ihres Zustandekommens Revue passieren, der mit dem Fund von über 40 Glasklischee-Werken auf dem Speicher eines Hauses in der Altenkirchener Innenstadt begonnen habe und die von Detlev Ludwig vom "Forum 26" geborgen worden seien. Zu den von Gerhard Junglas, ebenfalls Vorstand der "Stiftung Kultur im AK-Land", für die Präsentation in den Fluren des Kreishauses auf spezielles und hochwertiges Papier gebannten Exponate gesellen sich neben Fotos aus dem Kreisarchiv, Leihgaben aus privaten Händen auch vier Ölgemälde, die laut Reifenrath "völlig unbekannt" waren.
Zeichenlehrer am Gymnasium
Kreisarchivar Jacek Swiderski stellte den Lebenslauf Burckhardts vor, der in Berlin geboren wurde. Nach Besuch eines Gymnasiums und einer Kunstgewerbeschule setzte er ab 1913 seine Ausbildung an der Kunsthochschule "Unter den Linden" fort. Es folgten Soldatenzeiten im Ersten und Zweiten Weltkrieg, unterbrochen von einer Anstellung als Lehrer am Realgymnasium Friedeberg (Brandenburg). Die Wirren nach 1945 nutzte Burckhardt zur Flucht in den Westen, wo er im Geburtsort seiner Frau Hedwig, nämlich in Altenkirchen, und dem Tod des einzigen Kindes eine neue Heimat fand. Er unterrichtete als Zeichenlehrer am Gymnasium, schuf ein umfangreiches grafisches Mappenwerk mit Motiven aus der Region und engagierte sich darüber hinaus im kommunalen Leben. Was weniger bekannt ist: Anfang der 1950-Jahre hatte er rund 200 Kilometer Wanderwege rund um Altenkirchen ausgesucht, markiert und kartiert. 1958 wurde er feierlich aus dem Schuldienst verabschiedet. Seine Frau starb 1967, er am 3. Dezember 1977.
Der Glasklischeedruck
Der Glasklischeedruck ist eine grafische Technik, die besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für eine kurze Zeitspanne bei französischen Künstlern recht beliebt war. Es handelt sich um ein Hybrid aus Fotografie und Handzeichnung. Zur Herstellung eines Glasklischeedrucks wird eine Glasplatte mit einer leichtundurchlässigen Deckschicht (dunkle Farbe, Druckerschwärze) bestrichen. Sie kann obendrein hell eingefärbt und auf einen dunklen Untergrund gelegt werden, um den Entstehungsprozess besser überblicken zu können. Die Zeichnung wird mit einer Radiernadel in die Beschichtung dieser Glasplatte geritzt. Beim Zeichnen erscheinen die Linien durch den freigelegten Untergrund schwarz auf weiß. An den gravierten Stellen wird die Platte lichtdurchlässig. Wird sie auf eine leichtempfindlich beschichtete Glasplatte oder ein Fotopapier belichtet, entsteht die eingeritzte Zeichnung als positive, seitenverkehrte Linienzeichnung und kann fotochemisch beliebig oft vervielfältigt werden. (hak)
Die Ausstellung kann bis einschließlich 17. April in der Kreisverwaltung besichtigt werden. Die Öffnungszeiten sind: Montag und Dienstag 7.30 bis 17.30 Uhr, Mittwoch 7.30 bis 13 Uhr, Donnerstag 7.30 bis 18 Uhr, Freitag 7.30 bis 13 Uhr.
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