Polizei zeichnet mutigen Herkersdorfer für Zivilcourage aus
Er schaute nicht weg, der Herkersdorfer Berufskraftfahrer Andreas Höchst, der am Mittwochnachmittag im Polizeigebäude in Betzdorf durch den Dienststellenleiter Markus Franke die Urkunde des Polizeipräsidenten für seine Zivilcourage, das heißt für sein vorbildliches Handeln und seinen engagierten Einsatz, überreicht bekam.
Betzdorf. Mit dabei war neben Höchsts Ehefrau Jennifer und den beiden Töchtern Isabella (13) und Anabel (6) auch Jörg Mohn, der stellvertretende Inspektionsleiter, und Kirchens Bezirksbeamter Jörg Blecker. „Wir schauen immer die Vorgänge nach Beispielen aus der Bevölkerung durch. Dieser ist ein gutes Beispiel dafür, wie man sich einbringen kann, ohne sich selber in Gefahr zu bringen“,so Franke, der den Vorgang an den Polizeipräsidenten weiterschickte. Der schloss sich der Meinung an, weshalb Andreas Höchst am Mittwoch diese hohe Auszeichnung zuteil wurde.
Die Eheleute aus Herkersdorf erzählten noch einmal den Tathergang. Jennifer Höchst, die Ehefrau des Geehrten, hörte am Abend des 13. Dezember kurz nach 18 Uhr ein lautes, zischendes Geräusch. Sie hätte sofort an zerstochene Reifen gedacht, vor allem da das gleiche Szenario vier Wochen vorher Mitte November schon einmal stattfand. Bereits damals hatte, wie sich später herausstellte, der gleiche Täter in der Straße der Familie sein Unwesen getrieben und etliche Reifen, auch an ihrem Fahrzeug und dem ihres Ehemanns, zerstochen. Sie habe sofort nach ihrem Mann gerufen. Während der sich anzog, sei sie nach draußen gelaufen. Das bekam der Täter mit und nahm Reißaus. „Ich habe meiner Frau gesagt sie soll acht geben, wohin er läuft, in der Zeit, in der ich mir die Schuhe anziehe“, so Höchst. Jennifer Höchst rief sofort die Polizei an und benachrichtige zwei Nachbarn, deren Reifen ebenfalls zerstochen worden waren.
Messerangriffe sind grundsätzlich gefährlich
„Als Frau Höchst uns sagte, ihr Mann sei ihm hinterher, da haben wir Gas gegeben“, so einer der Polizeibeamten. Andreas Höchst überlegte kurz und nahm dann sofort die Verfolgung über einen kleinen Trampelpfad in eine Wiese auf. „Ich wusste, den kriege ich, ich bin schnell“, so Höchst lachend. Auf dem Wiesenstück rutschte der Täter aus und kam zu Fall. Er gab sofort auf, bemerkte wohl die Ausweglosigkeit seiner Lage und drückte Höchst seinen Regenschirm in die Hand, mit der Bitte, er solle ihm helfen zurück auf die Straße zu kommen. Man wartete gemeinsam auf die Polizei. Als die vor Ort war, zog der Reifenstecher ein Messer aus der rechten Jackentasche und ließ es auf Aufforderung hin erst nach einigem Zögern fallen. „Dass er irgendetwas haben musste, um die Reifen zu zerstechen, darüber habe ich nicht nachgedacht“, so Höchst, die Gefahr sei ihm erst später bewusst geworden. „Messerangriffe sind grundsätzlich sehr gefährlich, auch für die Polizei, weil man mit einem Messer relativ kurze Distanzen überwinden kann. Man wählt eine agressive Kombinationsform, schreit die Täter an. Das ist Teil der Ausbildung“, berichtet der Dienststellenleiter.
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Ein Tatmotiv war nicht zu eruieren, der Mann ist nicht polizeibekannt, so gesehen ist die Tat nicht nachzuvollziehen, allerdings war wohl Alkohol im Spiel. „Ein nicht alltäglicher Vorgang“, meint Dienststellenleiter Franke, allerdings konnte dadurch sowohl die erste als auch die zweite Tat letztendlich geklärt werden, an der ja immer ein zivilrechtlicher Anspruch hängt. Schließlich musste Familie Höchst insgesamt sechs neue Reifen für ihre beiden PKW kaufen.
Isabella und Anabel jedenfalls sind ausgesprochen stolz auf den mutigen Papa und natürlich auch auf die Mama, die den Vorgang ja als erste bemerkt hatte und dafür von Markus Franke einen Blumenstrauß überreicht bekam. (ma)
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