So geht VG-Bürgermeister Jüngerich mit der Corona-Krise um
Keine Sitzungen, keine Termine: Bürgermeister, egal auf welcher Ebene auch immer, sind quer durch die Republik dank Corona-Krise arbeitstechnisch gesehen in einer völlig neuen Situation. Der "Chef" der VG Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, muss sich natürlich ebenfalls der aktuellen Lage anpassen. Wie ihm das gelingt, erklärt er in einem Gespräch.
Altenkirchen. Er ist ein Mensch, der sich liebend gerne unters Volk mischt, hier und da seine Aufwartung macht, aber auch Sitzungen der zahlreichen Gremien der neuen Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld zu leiten hat. Bürgermeister Fred Jüngerich muss sich "dank" Corona-Krise auf eine völlig andere Situation mit komplett geänderten Arbeitsabläufen einstellen und seinen Job umstrukturieren. Wie er das organisiert, berichtet er im Exklusivinterview:
Ein Bürgermeister ohne Termine und Sitzungen: Haben Sie sich auf die neue Situation eingestellt?
Es ist eine ungewohnte Situation. Termine gibt es dennoch in Form interner Besprechungen, insbesondere mit dem Ordnungsamt. Aber die derzeitige Phase ist natürlich in keiner Weise mit der Normalität vergleichbar.
Was bleibt Ihnen überhaupt noch zu tun?
Die Einsätze unseres Ordnungsamtes müssen mit den dort Verantwortlichen vorbesprochen und koordiniert werden. Darüber hinaus erreichen uns viele unterschiedliche Fragen aus der Bevölkerung. Zumeist geht es darum, die sich in den letzten beiden Wochen permanent ändernden Regelungen der Rechtsverordnungen des Landes und der Allgemeinverfügungen des Landkreises den Bürgerinnen und Bürgern, den Ladenbesitzern etc. zur Auslegung und individuellen Anwendung näher zu bringen. Außerdem denke ich natürlich vor: Irgendwann, hoffentlich zeitnah, wird wieder das "normale Leben" Einzug halten. Dann wird es einiges nachzuholen geben.
Nutzen Sie die Zeit, um Überstunden abzubauen?
Die aufgewendete Arbeitszeit eines Bürgermeisters fällt ausschließlich in den Bereich der "Normalstunden".
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Arbeit der VG-Verwaltung aus?
Wir haben den Verwaltungsbetrieb in beiden Rathäusern komplett umgestellt. Die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten von zu Hause, die im Haus verbliebenen haben getrennte Teams gebildet, soweit das machbar ist.In einigen Kindertagesstätten haben wir Notgruppen eingerichtet, damit die Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen und von Alleinerziehenden Betreuung finden. Unser Bauhof arbeitet weitestgehend unverändert. Beim Arbeiten im Freien ist es ja möglich, die notwendigen Abstände einzuhalten.
Kommen überhaupt noch Menschen nach vorheriger Absprache ins Rathaus, um Dinge zu klären?
Bevor wir vergangenen Mittwoch das Rathaus grundsätzlich geschlossen haben, kamen noch recht viele Besucher. Vor den Bürgerbüros saßen zeitweise sogar mehr Leute als vor der Corona-Pandemie. Seit der Schließung kommen wenige, um unaufschiebbare Dinge zu klären; vielleicht drei, vier Menschen pro Tag.
Stehen auch urplötzlich Menschen vor verschlossenen Türen, denen schließlich gesagt werden muss, dass ihre Anliegen nicht ad hoc behandelt werden können?
Wir haben kommuniziert, dass Notfälle und Unaufschiebbares nach vorheriger Terminvereinbarung abgearbeitet wird. Das bleibt auch so. Wenn jemand vor dem Rathauseingang steht, dem wir aktuell nicht helfen können, so erklären wir nochmals die Sachlage, schicken aber niemanden ohne Erklärung nach Hause.
Die Arbeit der Gremien ruht: Wie schwer wiegt die Absage der VG-Ratssitzung Anfang April, in der der erste Haushalt der neuen VG Altenkirchen-Flammersfeld verabschiedet werden sollte?
Wir befinden uns momentan in der Interimszeit, also in der Zeit der sogenannten "Vorläufigen Haushaltsführung". Wir haben zwar noch keine für das Haushaltsjahr 2020 in Kraft getretene Haushaltssatzung, der erste gemeinsame Haushalt der neuen VG Altenkirchen-Flammersfeld wurde aber bereits am 12. März im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss vorberaten und dem VG-Rat zur abschließenden Beschlussfassung empfohlen. Daher weiß ich, dass alle Fraktionen den neuen Haushalt mittragen. Mit dieser guten Erkenntnis können wir arbeiten.
Bleiben aktuell weitere Dinge auf der Strecke, die die Fusion betreffen?
Die verwaltungsseitige Umsetzung der Fusion war im Fluss und gerät durch die jetzige Phase auch nicht ins Stocken. Mein Gefühl sagt mir sogar das Gegenteil. Die Kolleginnen und Kollegen der früheren eigenständigen Verwaltungen unterstützen sich bestens. Die laufenden Baumaßnahmen werden durch unsere Techniker im Bauamt weiterhin betreut. Verzögerungen im Bausektor sind aber nicht auszuschließen.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Fred Jüngerich ist bekannt dafür, sich sportlich sehr fit zu halten. Wo und wie werden die Trainingseinheiten derzeit absolviert?
Ich gehe draußen joggen und habe eine - wenn auch begrenzte - Trainingsmöglichkeit zu Hause im Keller. (hak)
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