Schmetterlingsprojekt zum Schutz der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge
Ein neues Schmetterlingsprojekt zum Schutz der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge startet im Norden von Rheinland-Pfalz. Zum Schutz des kleinen blauen, stark bedrohten Schmetterlings sollen gemeinsam mit der Landwirtschaft Maßnahmen umgesetzt werden.
Region. Die auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar wirkenden Wiesenknopf-Ameisenbläulinge haben einen faszinierenden Lebenszyklus. Schon im Namen wird die komplizierte Kombination benannt. Ihre Eier legen sie in die rotbraune Blüte vom Großen Wiesenknopf. Nachdem die Raupe geschlüpft ist und sich durch die Blüte gefressen hat, wird sie von Ameisen eingesammelt und in den Ameisenbau geschleppt. Hier kann sie überwintern indem sie sich von der Ameisenbrut ernährt. Schließlich verpuppt sie sich und der frisch geschlüpfte Falter verlässt den Bau. In einer sehr kurzen Flugphase von durchschnittlich nur zehn Tagen geht der Zyklus für den Hellen und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (so die offiziellen Namen) wieder von vorne los.
Unsere Natur macht es aber noch ein klein wenig komplizierter. Die beiden Falter im Fokus des Projektes brauchen den Wiesenknopf nicht nur für Eiablage und als Nahrung für die Raupe, auch die erwachsenen Falter ernähren sich fast ausschließlich von Wiesenknopf-Nektar. Als zweite Bedingung muss auch gleichzeitig die passende Ameisenart vorhanden sein, denn die Bläulinge riechen nicht für jede Ameise gut. Dann werden die Raupen nicht in den Ameisenbau transportiert. Für den Bläuling gilt es also zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Bei diesen verwobenen Zusammenhängen ist es wenig verwunderlich, dass eine veränderte Landnutzung (zum Beispiel Mahdzeitpunkt, Dünger, schwere Maschinen) oder Änderungen des Wasserhaushaltes den empfindlichen Kreislauf stören können. Manchmal fehlen die passenden Standorte für den Wiesenknopf oder die Ameisen, manchmal stehen landwirtschaftliche Interessen im Gegensatz zu den Bedarfen der Schmetterlinge.
Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz führt daher ab März 2020 das Artenschutzprojekt Wiesenknopf-Ameisenbläulinge in den Landkreisen Ahrweiler, Altenkirchen, Neuwied und im Westerwaldkreis durch. Die Förderung erfolgt über EU- und Landesmittel aus dem ELER-Förderprogramm „Entwicklungsprogramm EULLE“.
„Mit den Maßnahmen zum Schutz der beiden Falterarten verbessern sich auch die Bedingungen für zahlreiche weitere Insekten. Somit leistet das Projekt einen wichtigen regionalen Beitrag in den Bemühungen gegen das globale Insektensterben“, freut sich Umweltministerin Ulrike Höfken, Vorsitzende der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz und weiter: „In Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten kann unsere Biodiversität dauerhaft erhalten werden, deshalb begrüße ich den kooperativen Ansatz des Projektes ausdrücklich.“
„Für die Umsetzung von Maßnahmen werden wir auf die Landwirtschaft zugehen und entsprechende Angebote entwickeln. Für die Umstellung der Bewirtschaftung auf an die Falter angepasste Mahdzeitpunkte können die Landwirtinnen und Landwirte Ausgleichszahlungen erhalten“ so Leah Nebel, Projektleiterin der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. „Für die sehr gute Zusammenarbeit - bereits im Vorfeld des Projektes - mit den unteren und der oberen Naturschutzbehörde, der Biotopbetreuung sowie den Umweltverbänden und Aktiven darf ich mich herzlich bedanken! Ich freue mich darauf in dieser Kooperation und hoffentlich auch mit weiteren Projektpartnern, das Projekt umsetzen zu können. Unser Dank gilt auch der Unterstützung durch das Landesamt für Umwelt und der guten fachlichen Begleitung des Antragsverfahrens durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier!“
Fast zeitgleich startet im Nachbarland Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt zum Ameisenbläulingsschutz in den Landkreisen Euskirchen und Rhein-Sieg-Kreis. Besonders grenzübergreifende Populationen werden von der engen Zusammenarbeit der beiden Projekte profitieren können. Das NRW-Projekt wird federführend von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. für die beiden Biologischen Stationen der beteiligten Kreise durchgeführt.
Mit einem Budget von circa 1,2 Millionen Euro sollen im Norden von Rheinland-Pfalz zahlreiche Habitate für die Schmetterlinge verbessert oder wiederhergestellt werden. Die noch vorhandenen Populationen sollen ausfindig gemacht, langfristig gesichert und durch aktive Wiederansiedlungen gestärkt werden. Begleitet wird das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Bis Sommer 2023 sollen bis zu 200 Hektar Flächen in geeignete Habitate mit einer angepassten Nutzung überführt werden. (PM)
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