Hotel Glockenspitze zu Corona-Krise: „Uns trifft das schwer“
Die überdimensionalen Laufschuhe, die die Fassade zieren, sind an den Nagel gehängt. Das Graffiti hat Symbolcharakter: Auch das Sporthotel Glockenspitze in Altenkirchen ist ein Opfer der Corona-Krise. Das Geschäft ruht erzwungenermaßen, ist ungewollt und vorübergehend "an den Nagel gehängt".
Altenkirchen. Kein Kommen und Gehen, kein Leben im Haus: Das Sporthotel Glockenspitze in Altenkirchen muss sich ebenfalls der Corona-Krise beugen. Es ist schon seit dem 16. März geschlossen. Im Gespräch mit dem AK-Kurier beschreibt Hotelmanager Josua Asbach die Situation und die Auswirkungen:
Wie schwer trifft Sie die erzwungene Schließung?
Sehr schwer. Wir haben jetzt seit dem 16. März das Hotel geschlossen. Wir hatten schon vorher beschlossen, zu agieren und nicht zu reagieren, ehe mit der Gastronomieschließung alles offiziell wurde und weil binnen einer Woche die 'Bücher' leer waren.
Bis zu welchen Zeitpunkt sind fixe Buchungen storniert worden?
Bis jetzt sind Buchungen bis zum 16. April storniert worden.
Gibt es denn inzwischen schon wieder Buchungen - beispielsweise für das dritte oder vierte Quartal?
Nein, gar nicht. Jetzt sehen wir, dass bis in den Mai hinein schon Buchungen storniert werden. Uns trifft das besonders schwer, da wir Tagungshotel sind. Die meisten Reservierungen haben halt eine Gruppendynamik. Das heißt, dass nicht Einzelzimmer storniert werden, sondern es werden ganze Veranstaltungen abgesagt. Dann ist das Haus ruck zuck leer.
Ist für die Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt?
Ja, bis auf zwei. Wir haben den Hausmeister noch hier vor Ort und den EDV-Mann. Ansonsten sind alle Mitarbeiter in Kurzarbeit.
Sie erwarten gewiss nachhaltige Schäden für das Geschäft. Können Sie diese in Prozent angeben?
Wir gehen davon aus, dass die Umsatzeinbußen zwischen 250.000 und 300.000 Euro liegen. Das ist das eine. Das andere ist, dass man in dieser Zeit versucht, so effizient wie möglich zu sein. Wir haben den kompletten Trakt runtergefahren, um Kosten zu sparen. Aber die laufenden Kosten sind weiterhin zwischen 25.000 und 30.000 Euro monatlich. Diese gilt es aufzufangen. Man überlegt natürlich: Kommt das Geschäft wieder? Oder ist es einfach gelaufen? Bei uns ist es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit so, dass aus diesen stornierten Buchungen keine neuen zu einem anderen Zeitpunkt werden. Bei uns sind es halt Jahresauftakt- oder Quartalstagungen, die jetzt als Videokonferenzen durchgeführt werden.
Sie sprachen Videokonferenzen an. Das könnte doch ein Mittel nach der Krise werden, dass sich auf Ihr Geschäftsfeld auswirken könnte?
Das kann sein. Sicherlich werden in der jetzigen Situation Alternativen gesucht, die sich eventuell auch etablieren. In meinem Augen waren wir in Deutschland in dieser Beziehung noch ein wenig hinten dran, was diese Technologie und deren Nutzung angeht. Es kann aber durchaus sein, dass sich Unternehmen umstellen und Tagungen in Hotels reduzieren. Ich glaube aber, dass der Mensch so strukturiert ist, dass er den persönlichen Kontakt braucht und die Qualität dieser Treffen schon zu schätzen weiß. Ich glaube nicht, dass dieser Aspekt so brisant wird und die Leute hinterher sagen: Wir führen keine Tagungen mehr durch.
Sehen Sie irgendwann den Zeitpunkt gekommen, dass Sie aufgrund der Krise das Hotel Glockenspitze für immer schließen müssen?
Definitiv nein! In meinen Augen sprechen wir momentan nicht über eine Schließung von einem halben Jahr. Ich gehe davon aus, so meine Hoffnung, dass wir spätestens Mitte Mai wieder öffnen können. Wir haben einen finanziellen Rückhalt, der es uns erlaubt, die Kosten aufzufangen. Von daher wird es das definitiv nicht geben. Wir haben eher eine Trotzposition eingenommen, eine antizyklische Einstellung zu dieser jetzigen Situation. Den Zeitpunkt wird es also in meinen Augen nicht geben. Außer: Wir telefonieren im Januar 2021 noch einmal, und wir haben immer noch geschlossen. Dann können Sie mich das gerne noch einmal fragen.
Die Chance, den verpassten Umsatz wett zu machen, ergibt sich wohl nicht...
Ich gehe fest davon aus, dass der verpasste Umsatz nicht aufzuholen sein wird. Sicherlich gibt es die eine oder andere Buchung, die zu einem anderen Zeitpunkt wiederholt wird wie Familientreffen oder ähnliches. Alles, was das gesamte Businessgeschäft angeht, ist verloren. Das ist der größte Teil unseres Geschäfts.
Wie langen benötigen Sie, das Hotel wieder hochzufahren?
Wenn wir wieder dürfen, von heute auf morgen! Das ist unproblematisch. Die Mitarbeiter stehen Gewehr bei Fuß und sind alle sehr, sehr froh, wenn der normale Alltag wieder beginnt. Vom 17. April an kommen Buchungen rein - auch wieder mit einer gewissen Dynamik. Ich vermute, dass wir aufgrund der vorherrschenden Situation noch länger von Seiten des Staates aus geschlossen bleiben müssen. Was die Restauration anbelangt: Unser Hotel ist ohne das Restaurant nicht zu öffnen. Das ist ein großer Faktor, weil bei uns 80 Prozent der Übernachtenden irgendeine Restaurantleistung in Anspruch nehmen. Außer-Haus-Verkauf ist bei uns nicht angedacht. Für mich ist das Enttäuschende: Fast alle Hoteliers haben in guten Zeiten Versicherungen für solche Momente abgeschlossen. Nur die Versicherungen zahlen nicht, weil es keine offizielle Schließung der Beherbergungsbetriebe gibt. Die sagen halt: Geschäftsreisende dürft ihr ja noch unterbringen, und ihr habt ja ein To-go-Geschäft und ähnliches. Würde von politischer Seite eine offizielle Schließung der Beherbergungsbetriebe angeordnet, würde ein großer Teil der Hotels, wie wir auch, von der Versicherung profitieren, und so hätten wir den Schaden gering gehalten. (hak)
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