Lebenshilfe: Geistig behinderte Menschen nicht vergessen
Die Lebenshilfe im Landkreis Altenkirchen befindet sich seit den Maßnahmen zu Corona in einem Ausnahmezustand, so die Vorsitzende Rita Hartmann. Bis zum 5.April sind bei betreuten Menschen oder Mitarbeitern keine Infektionsfälle bekannt. Aber es fehlt an Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln, die dringend benötigt werden. Die Lebenshilfe ist dringend auf Unterstützung und Hilfe angewiesen.
Kreis Altenkirchen. Seit mehr als Wochen ist nichts mehr so wie es war. Viele der geistig beeinträchtigten Menschen verstehen die Welt nicht mehr. Überhaupt die Krankheit „Corona“ zu begreifen, fällt ihnen schwer, so Rita Hartmann. Die geistig behinderten Menschen, die oft eine besondere Nähe brauchen, sind verunsichert und brauchen besondere Zuwendung, da sich ihr Alltag grundlegend verändert hat.
Nicht nur in den Wohnstätten in Mittelhof und Flammersfeld, sondern auch in den ambulanten Wohngruppen herrscht ein striktes Besuchsverbot wie auch im neuen Pflegedorf in Flammersfeld. Viele Bewohnerinnen und Bewohner fahren normalerweise am Wochenende und gerade zu den Feiertagen nach Hause zu Ihren Eltern und Angehörigen, dies ist nun nicht mehr möglich. Viele verstehen das nicht.
Um den Kontakt zumindest etwas – auch durch Bilder aufrecht zu erhalten – bittet die Lebenshilfe um Spenden für Tablets, damit in jeder Gruppe über Skype mit den Familien und Freunden Kontakt gehalten werden kann (Spendenkonto Lebenshilfe Kreis Altenkirchen: IBAN DE53 5735 1030 0005 0005 42 bei der Sparkasse Westerwald Sieg, Stichwort Corona). Es werden 30 Tablets benötigt. Damit könnten die Bewohnerinnen und Bewohner, aus deren Gesten und Sprechen man oft nur Ihre Wünsche und Bedürfnisse erahnen kann, in Kontakt mit ihren Nächsten treten. Ein Telefonat reicht da leider nicht.
Dieses Ostergeschenk, so Rita Hartmann, würde schon ein kleines Wunder sein. Sie ist sich sicher, dass die Menschen hier im Landkreis geistig behinderten Mitmenschen in dieser besonderen Situation nicht vergessen. Auch über Briefe, Karten und Osterpräsente würden sich die Einrichtungen in Flammersfeld und Mittelhof-Steckenstein freuen.
„Wir sind unseren Mitarbeitern, die einen tollen Job machen, außerordentlich dankbar“, so Rita Hartmann weiter. Rund um die Uhr wird in den Wohnstätten und Wohngruppen gearbeitet. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus anderen Einrichtungen, die nun bis auf eine Notbetreuung aufgrund der Coronamaßnahmen geschlossen sind, arbeiten mit, um die Betreuung aufrecht zu erhalten.
Die Schließung von Kitas und Schulen aber auch der eigenen Werkstätten und Tagesförderstätten könne die Existenz der Lebenshilfe gefährden, so Rita Hartmann. Erste Kurzarbeit ist in den Küchen des Integrationsbetriebes angezeigt, da die Lieferung an Schulen und Kindergärten komplett ausfällt. Aber auch die Finanzierung von Werkstätten, Kindergärten und Tagesförderstätten ist unsicher. „Wir wissen nicht, wie es nach dem April weiter geht“, so Rita Hartmann.
Die geistig behinderten Menschen und ihre Familien brauchen die Unterstützung und Zusage des Staates, dass sie genauso – wie die Unternehmen der freien Wirtschaft – keine coronabedingten Nachteile zu erleiden haben. „Wir hoffen auf unbürokratische Umsetzung des Schutzschirms für Soziale Einrichtungen in Rheinland-Pfalz und im Kreis Altenkirchen, aber wir kennen den genauen Umfang noch nicht“, so Rita Hartmann.
Viele Betreute in den Einrichtungen und Diensten sind durch das Corona-Virus sehr gefährdet, denn sie gehören zur Risikogruppe, da sie behinderungsbedingt Vorerkrankungen haben. „Für uns wird es nicht so schnell wieder 'normale Zeiten' geben! Wer soll denn nach Corona betreuen? Hier brauchen wir Sicherheit!“, so Rita Hartmann. Sie appelliert an alle Verantwortlichen, diejenigen, die gerade jetzt dringend Hilfe brauchen, nicht zu vergessen. Der Schutzschirm müsse auch für geistig beeinträchtigte Menschen und ihre Einrichtungen aufgespannt werden. (PM)
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