Fab Lab der Uni Siegen druckt Gesichtsvisiere
Das Team des Fab Lab der Universität Siegen erstellt mit 3D-Druckern Gesichtsvisiere, die vor einer Tröpfcheninfektion mit dem Coronavirus schützen sollen. Die Visiere werden kostenlos an medizinische Einrichtungen abgegeben.
Siegen. Die Uni Siegen befindet sich im Minimalbetrieb – doch im zugehörigen Fab Lab am Siegener Herrengarten laufen die 3D-Drucker seit der vergangenen Woche ununterbrochen. In der Kreativwerkstatt für digitale Fabrikationsmethoden druckt, lasert und organisiert das 7-köpfige Team um Peter Kubior Gesichtsvisiere. Diese sollen die Träger und andere vor einer Tröpfcheninfektion mit dem Coronavirus schützen. Die so genannten „Covid-Shields“ möchte das Fab Lab kostenfrei an Krankenhäuser in der Region ausgeben. Die Nachfrage ist groß: Drei Siegener Krankenhäuser haben sich schon gemeldet und Interesse an insgesamt 1.300 Schildern bekundet.
Bevor die Produktion im Fab Lab starten konnte, gaben Landrat Andreas Müller und weitere Gremien grünes Licht. Auch die Universitätsleitung musste zustimmen, damit im Fab Lab in der aktuellen Situation überhaupt gearbeitet werden darf. Dies geschieht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen: Maximal zwei Personen dürfen vor Ort sein, sie müssen ausreichend Abstand zueinander halten und bei der Arbeit Mundschutz und Handschuhe tragen. „Diese Maßnahmen sind auch wichtig, um die Sauberkeit der Einzelteile der Gesichtsvisiere zu garantieren“, erklärt Peter Kubior. Um ganz sicher zu gehen, lagern die Visierteile einige Tage im Fab Lab, bevor sie an die Krankenhäuser ausgegeben werden.
Der verwendete Entwurf zur Produktion der Gesichtsvisiere stammt ursprünglich aus Tschechien. Zahlreiche Mitglieder der so genannten „Maker Szene“ verwenden diesen oder ähnliche und füttern ihre 3D-Drucker mit den digitalen Bauplänen. In Deutschland hat sich das Netzwerk „Makers versus Virus“ gebildet, um gemeinsam zu helfen. „Da gibt es einen sehr guten Austausch und viele Tipps – zum Beispiel dazu, wo man Material herbekommt“, berichtet Peter Kubior. Benötigt werden durchsichtige Kunststoffplatten für die Visiere, außerdem Kunststoff zu Herstellung der Stirn-Reife, an denen diese befestigt werden – und elastische Lochbänder, mit denen der fertige Gesichtsschutz am Hinterkopf gehalten wird.
„All diese Materialien sind aktuell Mangelware oder werden deutlich überteuert angeboten“, sagt Kubior. Das Fab Lab sei vor der Krise zum Glück gut mit Kunststoff ausgestattet gewesen. Doch mittlerweile ist dieses Material so gut, wie aufgebraucht – Nachschub wird dringend benötigt. „Wenn das Material da ist, können wir unsere elf Drucker Tag und Nacht laufen lassen. Dann sind wir in der Lage, innerhalb kürzester Zeit sehr viele Teile der Shields zu produzieren“, versichert Peter Kubior. Wichtig ist ihm noch zu betonen, dass die Gesichtsvisiere selbstverständlich keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Ansteckung bieten. „Aber in Zeiten fehlender Schutzausrüstung helfen sie, das zeigt ja auch die große Nachfrage aus dem medizinischen Bereich.“
Das Fab Lab-Team prüft zurzeit auch, ob in den kommenden Wochen und Tagen noch weitere Teile gedruckt werden könnten, die in der aktuellen Krise helfen – beispielsweise Ventilstücke für medizinische Sauerstoff-Pumpen. „Da testen wir gerade, ob das für uns hier vor Ort machbar ist. Sollte es funktionieren und das nötige Material verfügbar sein, setzten wir das auf jeden Fall um“, sagt Peter Kubior.
Interesse und Spenden
Medizinische Einrichtungen, die Interesse an den Gesichtsvisieren haben und Betriebe oder Privatpersonen, die die Produktion mit (Material-)Spenden unterstützen möchten, können sich per E-Mail bei Peter Kubior melden: peter.kubior@uni-siegen.de
Bei dem benötigten Material handelt es sich um PETG-Platten (transparent und klar) der Stärke 0,5 mm, PETG-Filament der Stärke 1,75 mm sowie elastische Lochgummibänder. (PM)