Sportvereine im Corona-Stillstand: Auch der soziale Kontakt fehlt
Wo laufen sie denn? Nirgendwo! Nix Leichtathletik, nix Fußball, nix Handball, nix dieses, nix jenes usw. Auch Sportvereine sind zum Nichtstun gezwungen. Die Angebote ruhen dank der Corona-Pandemie. Training und Wettkämpfe sind ausgesetzt. Leibesertüchtigung, organisiert von einem Klub, fällt ganz einfach unter den Tisch.
Kreis Altenkirchen. Menschliche Muskeln ergeben sich der Zwangspause, kommen im Vereinssport gar nicht auf Touren. Kontaktsperre und Abstandsregelung machen es möglich. Wie stellt sich die Situation in Klubs angesichts der Tatsache dar, dass das komplette Angebot wegen der Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus auf Null gefahren werden musste? Thomas Hombach, seit April des zurückliegenden Jahres Vorsitzender der SG Westerwald in Gebhardshain und somit "Chef" der über 1500 Mitglieder, spricht im Interview mit dem AK-Kurier über die aktuelle Lage des Vereins, der neben der DJK Herdorf der größte im Land an Sieg und Wied ist:
Der komplette Sportbetrieb ruht: Wie wirkt sich die Krise allgemein und finanziell auf Ihren Verein aus?
Unsere Mitglieder zeigen im Moment noch großes Verständnis für die momentane Situation, in der sich ihre SGW befindet. Die bereits zum 16. März durchgeführte Schließung des gesamten Sportbetriebes wurde vom geschäftsführenden Vorstand als alternativlos angesehen, und mit Blick auf die Entwicklungen in der Corona Krise war diese Entscheidung auch die einzig richtige. Es gab bisher so gut wie keine Anfragen, wann es mit dem Sport in der SGW weitergeht. Geplante Investitionen, wie die Erneuerung des Fußbodens oder das Umrüsten der elektrischen Anlage im vereinseigenen Fitness-Studio für den Sommer, wurden allerdings vorerst auf Eis gelegt.
Wird die SGW finanzielle Unterstützung benötigen, um zu überleben?
Aufgrund unserer soliden finanziellen Situation sind wir in der glücklichen Lage, diese noch nie da gewesene Ausnahmesituation für einige Monate zu überstehen. Was danach kommt, weiß natürlich keiner. Unserer Tennis-Abteilung gehen durch die Schließung der Tennis-Anlage wichtige Einnahmen verloren.
Liegen Ihnen bereits Kündigungen von Mitgliedern vor?
Die Mitglieder zeigen sich sehr solidarisch und verständnisvoll gegenüber der SGW und verzichten noch auf eine Kündigung. Erfahrungsgemäß kommen aber im Monat Mai immer Abmeldungen. Dem gegenüber stehen dann allerdings die Monate März und April, in denen wir, aufgrund der Corona-Krise, kaum Neuanmeldungen hatten.
Bieten Sie Online-Angebote (Fit & Gesund, Tanzen etc.) für Ihre Mitglieder an?
Da wir mit 12 Abteilungen einer der größten Mehrsparten-Sportvereine im Kreis Altenkirchen sind, ist es natürlich schwierig, jedem Mitglied ein passendes Angebot zu bieten. Da, wo es organisatorisch möglich ist, haben unsere Übungsleiter schnell reagiert und ihre Gruppen über verschiedene Messenger-Dienste mit Online-Sportangeboten und sogar mit selbst gedrehten Videos versorgt. Ganz aktuell erarbeiten zum Beispiel unsere Fitness-Trainerinnen ein Ganzkörper-Fitnessprogramm für alle Mitglieder aus, welches am Ende der 17. Kalenderwoche auf der Homepage (www.sgwesterwald.de) des Vereins erscheint. Unsere Rehasport-Trainer sind außerdem dabei, für einen Teil unserer Rehapatienten über ein Onlineportal visuell einen regelmäßigen Rehasport anzubieten. Wir bieten in diesem Zusammenhang sogar jedem Mitglied an, sich kostenlos ein Theraband und ein Faltblatt mit Trainingsworkouts, solange der Vorrat reicht, beim Verein zu bestellen oder persönlich unter Einhaltung des Mindestabstands in der Geschäftsstelle in Gebhardshain abzuholen.
Ist der Vorstand in ständigem Kontakt, um die Lage jeweils zu sondieren?
Der geschäftsführende Vorstand spricht fast täglich miteinander, ist in Kontakt mit vielen Übungsleitern und beobachtet die Entwicklung.
Wann rechnen Sie mit einer Lockerung der Restriktionen?
Hier halten wir uns natürlich an die Vorgaben der Bundesregierung, die ja Ende April über eventuelle weitere Lockerungen, auch im Vereinssport, entscheiden will. Ganz sicher helfen würde uns schon, wenn alle Vereine in abgespeckter Variante den Mitgliedern wieder Sport anbieten könnten.
Gibt es Pläne, wie der Sportbetrieb langsam und in abgespeckter Form wieder aufgenommen werden kann, wenn die Möglichkeit besteht?
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wirbt aktuell mit zehn Leitplanken für eine eingeschränkte Rückkehr in den Vereinssport. Hierzu gehören u. a. Distanzregeln einhalten, Freiluftaktivitäten präferieren, Hygieneregeln einhalten oder Trainingsgruppen verkleinern. Diese Vorgaben wären für uns als Sportverein sofort umsetzbar und auch zu realisieren. Vielen Vereinssportlern fehlt nicht nur der Sport, sondern noch viel mehr der soziale Kontakt zu den Vereinskollegen. Wir sind uns sicher, dass mit entsprechendem Abstand und dem Einhalten der Hygieneregeln Vereinssport schnell wieder durchführbar wäre. (hak)
Bestellungen des Therabandes und Kontakt zum Verein per Mail an info@sgwesterwald.de oder unter Tel. 02747/914 711.
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