Wahrscheinlich keine Schützenfeste in der VG Altenkirchen-Flammersfeld
Die Pflege dieses Brauchtums bleibt in den kommenden Wochen und Monaten auf der Strecke: Die Saison der Schützenfeste in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, die traditionsgemäß jeweils Ende April beginnt, steht in Zeiten der Corona-Krise unter keinem guten Stern. Beinahe alle Festivitäten sind inzwischen offiziell abgesagt.
Altenkirchen. Schützenfeste spielen zwischen April und September einen wichtigen Part im öffentlichen Leben des AK-Landes. Seit Jahr und Tag wird der Reigen der mehrtägigen Partys in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld eröffnet. Zwischen April und Juli feiern normalerweise sechs Klubs. Wie viele es in Zeiten von Corona sind, steht inzwischen fest. Wahrscheinlich nicht eine einzige Fete, so eine Umfrage des AK-Kuriers, geht zwischen Willroth und Helmeroth über die Bühne:
Frank Heuten, Vorsitzender SV Maulsbach (Schützenfest geplant vom 24. bis 27. April): Das Schützenfest wird nicht stattfinden und auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Sollten Veranstaltungen später im Jahr wieder möglich sein, werden wir lieber andere Vereine unterstützen. Natürlich bedeutet der Ausfall einen finanziellen Verlust. Der Schützenkönig bleibt bis nächstes Jahr im Amt, denn wir wollen ihm zum Abschluss seiner Regentschaft ein schönes Fest bieten. Darüber waren sich alle im Vorstand einig. Wir werden zum geplanten Schützenfesttermin eine Fotocollage aller Mitglieder in Uniform oder Vereinssweatshirt auf die Homepage stellen und zeigen, dass wir uns auf diese Weise treffen. Es ist seit 68 Jahren das erste Mal, dass wir in einem Jahr keinen Schützenkönig haben werden. Gott sei Dank liegen uns noch keine Abmeldungen von Vereinsmitgliedern vor.
Frank Becker, Vorsitzender SV Adler Michelbach (Schützenfest geplant vom 21. bis 24. Mai): Es gibt zwar noch keine offizielle Mitteilung, aber das Schützenfest wird nicht stattfinden. Das ist nicht so angenehm. Wir werden keinen neuen König ermitteln, sind aber in der glücklichen Lage, in Monika Woelki eine Kaiserin zu haben, die noch bis nächstes Jahr in Amt und Würden ist und die uns bei offiziellen Anlässen vertreten kann. Es macht wenig Sinn, die Amtszeit von Königen Julia Ulonska in irgendeiner Form zu verlängern. Es wird keine Feste geben, bei denen die Majestäten präsentiert werden müssen. Das erste wäre das Maulsbacher Fest im Jahr 2021. Wie wir dann verfahren, darüber werden wir uns Ende des Jahres Gedanken machen. Das ist alles noch so weit weg. Finanziell macht sich die Absage natürlich bemerkbar, uns sind auch schon die Thekeneinnahmen im geschlossenen Schützenhaus seit Anfang März entgangen.
Guido Böing, Vorsitzender SV Leuzbach-Bergenhausen (Schützenfest geplant vom 30. Mai bis 1. Juni): Wir müssen unser Schützenfest absagen und werden es auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Es wäre unverantwortlich, wenn wir es austragen würden. Die vorgegebenen Regeln lassen sich einfach nicht einhalten. Deswegen ist es generell nicht durchführbar. Wir haben im Vorfeld auch mit den anderen Vereinen in Kontakt gestanden. Unsere Majestät bleibt bis 2021 im Amt. Auch weitere Veranstaltungen wie beispielsweise das Kronprinzenschießen oder der Familienwandertag am 1. Mai, können nicht stattfinden. Zurzeit ruht der komplette Vereinsbetrieb, es gibt keine Veranstaltungen im Schützenhaus. Deswegen fallen die Treffen der Salsa-Abteilung, der Damen und der Senioren und das komplette Schießtraining aus. Der Verein ist nicht gefährdet. Mitglieder sind noch nicht ausgetreten, es wird nichts kritisiert, jeder hat Verständnis für die Situation.
Andreas Hassel, Vorsitzender KKSV Orfgen (Schützenfest geplant vom 20. bis 22. Juni): Wir haben komplett alles abgesagt inklusive Königs- und Kaiserschießen. Zudem stehen wir im ständigen Kontakt mit den anderen Vereinen. Zu beachten sind auch die wirtschaftlichen Gründe. Wir hatten in den zurückliegenden Jahren schon Probleme mit unserem Schützenfest. Der Zuspruch ist lange nicht mehr so, wie er vor Jahren noch war. Gewinn machen können wir kaum noch. Wir können in dieser Situation auch keine Sponsoren ansprechen, aber ohne Sponsoren geht nichts mehr. Auch unsere Einnahmen vom Thekenbetrieb sind weggebrochen. Man muss es klar sehen und feststellen: Dieses Jahr hat es keinen Sinn, wir müssen auf unser Fest verzichten. Ich halte mir einen Termin im September offen, an dem unser Ausflug stattfinden soll. Ich stelle mir vor, den Ausflug abzusagen und stattdessen die Einweihung unserer erneuerten Stände und Ehrungen vorzunehmen. Das muss ich aber noch im Vorstand absprechen. Unsere Majestäten werden zwei Jahre ihre Ämter bekleiden. Das ist so abgesprochen und stellt einen "Zeitsprung" dar. Der Verein wird schon überleben. Mitglieder haben zum Glück noch nicht gekündigt.
Jens Gibhardt, Schützenmeister Altenkirchener Schützengesellschaft (Schützenfest geplant vom 3. bis 6. Juli): Wir haben unser Schützenfest und "Rock im Zelt" abgesagt. Unser Verein hat auch eine Verantwortung gegenüber Menschen zu tragen. Die Auftritte einiger Bands wurden schon für das 2021 gebucht - nach Absprache mit unserem Festwirt Michael Müller. Zu klären ist noch, wie die Rückabwicklung bereits gekaufter Eintrittskarten erfolgen wird. Einen Nachholtermin wird es nicht geben, weil er nicht plan- und kalkulierbar ist. Wir wissen nicht, was nach dem 31. August kommt. Wahrscheinlich wird der aktuelle König bis 2021 im Amt sein. Er hat bereits die erste Hälfte seiner Regentschaft hinter sich, die zweite würde dann im kommenden Jahr beginnen und mit einem schönen Fest, das wir ihm bieten wollen, enden. Finanzielle Einbußen wird es geben, ich hoffe, dass sie überschaubar bleiben. Wir können momentan auch nicht die vielen kleinen Handwerksbetriebe ansprechen, die in unserer Festschrift annoncieren, um sie als Sponsoren zu gewinnen. Denn sie haben momentan andere Probleme. Ich halte diese frühzeitige Absage für besser als eine kurzfristige. So kann alles besser geregelt werden. Das ist das geringere Übel. Austritte aus der Schützengesellschaft hat es aufgrund der Corona-Krise noch nicht gegeben.
Michael Gansauer, Vorsitzender SV Im Grunde Marenbach (Schützenfest geplant vom 18. bis 20. Juli): Die endgültige Entscheidung, ob das Schützenfest stattfindet oder nicht, werden wir im Vorstand fällen und sie dann den Mitgliedern mitteilen. Nach jetzigem Stand deutet sich eine Absage an. Es gibt die klare Ansage, dass Feste derzeit sowieso nicht stattfinden dürfen. Wir haben aufgrund des Kontaktverbotes noch keine Vorstandssitzung durchführen können, da technische Voraussetzungen keine Telefon- oder Videokonferenz zulassen. Wenn wir nicht feiern sollten, werden die amtierenden Majestäten bis zum Schützenfest 2021 regieren. Dann hat für uns das Jahr 2020 nicht stattgefunden. Es hat noch keine Kündigungen von Mitgliedern gegeben. Warum sollte das auch geschehen? Denn der Verein ist nicht schuld an der jetzigen Situation. Es wäre komisch, wenn sie ein Grund wäre. Ich rechne damit, dass es auch künftig keine Kündigungen geben wird. (hak)
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