Fachmarktzentrum Altenkirchen: Bebauungsplan aufgestellt
Der lange Weg durch die Instanzen ist angetreten. Das Fachmarktzentrum auf dem Altenkirchener Weyerdamm, das unter anderem die Gebäude des ehemaligen Rewe-Centers und des Elektrofachmarktes Expert-Klein beerben wird, hat die erste Hürde auf dem Weg hin zur Verwirklichung genommen.
Altenkirchen. Wer hatte an einstimmigen Voten denn überhaupt gezweifelt? Wohl niemand, denn es geht um einen wichtigen Part für den Fortbestand der Attraktivität von Altenkirchen. In einer gemeinsamen Sitzung in der Stadthalle unter Einhaltung aller Corona-bedingten Hygienevorgaben sprachen sich der Stadtrat und der Umwelt- und Bauausschuss des Mittelzentrums am späten Mittwochnachmittag (13. Mai) für die Aufstellung des Bebauungsplans "Fachmarktzentrum Weyerdamm" aus. Damit ist der erste Schritt getan, das Areal, das derzeit noch vom großen Komplex des geschlossenen Rewe-Centers und des Elektrofachmarktes Expert-Klein dominiert wird, von Grund auf neu zu gestalten, also zu überplanen, und sogar noch zu erweitern. Im vierten Quartal des Jahres 2022 sollen an diese Stelle zwei Fachmärkte, ein Discounter sowie ein Vollsortimenter mit insgesamt rund 6650 Quadratmetern an Verkaufsfläche sowie rund 230 Parkplätzen getreten sein. Dazu benötigt wird noch ein Teil der aktuellen Stellflächen. Lediglich rund 50 bleiben von der jetzigen Anordnung erhalten. Deswegen werden rund 130 auf den Festplatz "ausgelagert".
Zum Glück keine Bauruine
"Die Frage, wie es nach der Schließung des Rewe-Centers weitergeht, ist intensiv erörtert worden", erklärte Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt, "für die Stadt war es keine Alternative, über Jahrzehnte eine Bauruine in diesem Bereich zu haben." Zum Glück seien schnell Gespräche über die weitere Nutzung und damit die Zukunftsfähigkeit auch mit dem Besitzer der Immobilie, der Unternehmensgruppe Widerker (Stuttgart), die nunmehr als Investor fungiert, geführt worden. "Das Einkaufszentrum ist essentiell wichtig für die Belebung an dieser Stelle, es bereichert das Leben in der Innenstadt. So kann schnell etwas entstehen, es ist eine gute Lösung für Altenkirchen", ergänzte er und sprach von einem "deutlichen Signal, dass Altenkirchen zukunftsfähig ist". Gleichfalls räumte Gibhardt ein, dass noch viele Sachverhalte geklärt werden müssten. Darunter befinde sich auch das Verkehrskonzept. So ist vorgesehen, Dammweg und Schützenstraße nicht mehr für den Durchgangsverkehr zu nutzen, sondern zu "kappen", um den Vollsortimenter auf 3000 Quadratmetern zu etablieren. Beide Straßen sollen jeweils eine Art Wendehammer erhalten. Final geklärt sei ebenfalls noch nicht die Anbindung an die Innenstadt mit der Fußgängerzone. Im Moment seien Anregungen von außen zu früh, "aber die Bürger werden auf jeden Fall beteiligt", versprach Gibhardt.
Eine Lösung: Abriss und Neubau
Die beiden Gremien brachte Roswitha Bank (BIC Immobilien Consulting aus Nordhofen) auf den Stand der Planungen. Sie führte aus, dass für das Projekt, "mit dem wir uns schon rund ein Jahr befassen", schon viel erreicht worden sei. "Es gibt nur eine Lösung: Abriss und Neubau. Das ist die beste Lösung für diesen Standort. Der Rewe-Group war die Fläche zu groß, eine Neustrukturierung nicht möglich", erläuterte sie und schlüsselte die Verkaufsflächen detailliert auf: Vollsortimenter (ggf. Rewe) 3000, Discounter 1450, Expert-Klein (Fachmarkt 1) 1400 und Drogeriemarkt (?/Fachmarkt 2) 800 Quadratmeter Die Zahl aller öffentlichen Parkplätze beläuft sich auf knapp 410, derzeit sind es 386 (ohne Festplatz). Dass es noch kein Verkehrsgutachten gebe, habe einen einfachen Grund: "In Zeiten von Corona fließt Verkehr nicht normal." Der "sportliche" Zeitplan ist mit diesen Eckdaten festgezurrt: zweites Quartal 2020 Mietübereinkunft Vollsortimenter, drittes Quartal 2020 Mietübereinkunft Discounter und Fachmärkte (Bank: "Die Gespräche mit Expert-Klein sind schon weit fortgeschritten"), drittes Quartal 2021 Baugenehmigung und Baubeginn und viertes Quartal 2022 Eröffnung, um im Weihnachtsgeschäft präsent zu sein.
Ein Mittelzentrum bleiben
"Wir sind ein Mittelzentrum und wollen es bleiben", nahm Ralf Lindenpütz für die CDU-Fraktion Stellung zu dem Vorhaben. Der Bau sei ein Signal, dass Altenkirchen Einkaufsstadt bleibe, "alle Geschäfte werden vom Fachmarktzentrum profitieren". So könne "unserem Konkurrenten, dem Online-Handel, getrotzt werden". Die Statusänderungen für Dammweg und Schützenstraße haben für Lindenpütz einen negativen Aspekt: "Wir verlieren auch eine innerstädtische Umgehung." Daniela Hillmer-Spahr (SPD) legte Wert darauf, dass die Verbindung zwischen Weyerdamm und Innenstadt optimal ausgestaltet werde. Das Fachmarktzentrum werde das "Filetstück" und sei ein "Alleinstellungsmerkmal".
Ein wenig Fantasie fehlte
Noch nicht so richtig vorstellen konnte sich Claudia Leibrock (Bündnisgrüne) die Andienung des Vollsortimenters über den umgestalteten Dammweg (an der unteren Zufahrt zur Landjugendakademie vorbei). Da fehle ihr noch die Fantasie, sagte sie. "Ihr" Fraktionssprecher Peter Müller nannte den Plan "weitsichtig", erinnerte, einen überdachten Abstellbereich für Fahrräder und E-Ladesäulen auf den Parkplätzen nicht zu vergessen. Jürgen Kugelmeier (FWG) meinte: "Das Gerüst steht, eine Menge Details müssen noch eingearbeitet werden." Er ist "voller Hoffnung, dass das Konzept funktionieren wird". Für den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, entsteht mit dem Fachmarktzentrum "ein Pfund für die Versorgung der Innenstadt und ein Pfund für die Versorgung der Peripherie. Die Stadt ist auf einem guten Weg für die Menschen, die hier leben." (hak)