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Nachricht vom 15.05.2020    

Tagesstätte Gelbe Villa zieht Bilanz in der Corona-Krise

Die Tagesstätte Gelbe Villa, ein Haus für psychisch kranke Menschen, zentral in der Kirchener Bahnhofstraße gelegen, ist dort eine bekannte Institution und ein Teil des Gemeindepsychiatrischen Zentrums, welches zum Caritasverband Betzdorf gehört. Seit dem Ausbruch der Pandemie war sie für die Menschen, die sie sonst besuchen, geschlossen.

Die "Gelbe Villa" in Kirchen (Foto: Caritas)

Kirchen. Normalerweise besuchen bis zu 22 Menschen die Tagesstätte Gelbe Villa, wo sie lernen, eine sinnvolle Tagesstruktur aufzubauen. Inhaltlich stehen dabei Ergotherapie, Musiktherapie, Gesprächsgruppen, Hauswirtschaftstraining, Einzel-und Gruppentherapeutische Angebote, sowie Freizeitmaßnahmen im Mittelpunkt. Außerdem erhalten die Menschen hier täglich mittags eine warme Mahlzeit, die gemeinsam eingenommen wird.

Die gewohnte und geliebte Routine hat sich mit dem Ausbruch der Corona-Krise schlagartig verändert. Die Mitarbeiter waren gezwungen, die Tagesstätte unverzüglich zu schließen und die Situation mit den Besuchern zu klären, was mit Enttäuschung und Ängsten vor der Isolation verbunden war. Die tägliche Routine im Tagesablauf ist für psychisch kranke Menschen eine unabdingbare Voraussetzung, um psychische Stabilität zu erlangen und zu erhalten. Dieser gleichmäßigen Tagesstruktur beraubt, mussten die betroffenen Menschen sich einer neuen Herausforderung stellen.

Die Mitarbeiter der Tagesstätte Gelbe Villa haben in den letzten Wochen ein der Situation angepasstes Konzept der „Notfallbetreuung“ eingerichtet und damit die soziale Verbindung durch Telefonate und digitale Medien gewährleistet. Das Büro der Tagesstätte war durchgehend besetzt und telefonisch erreichbar. Das schöne Wetter der letzten Wochen konnten die Mitarbeiter sich außerdem zunutze machen, indem die Begleitung der psychisch kranken Menschen außer Haus im Freien bei Spaziergängen gut möglich war und sich bewährt hat.

Die Besucher erhielten zuzüglich regelmäßig Päckchen die die Mitarbeiter mit kleinen Aufgaben, wie zum Beispiel Rätseln, Gedächtnistrainingsübungen, Anregungen zu kreativem Tun und Mut machendem Inhalt zur Gestaltung des Tages versehen hatten. Eine Besucherin nähte unter ergotherapeutischer Anleitung Mund-und Nasenschutze. Psychische Krisen in dieser Isolationszeit konnten dadurch gemildert und teilweise sogar abgefangen werden.

Dennoch: Das ist alles nicht dasselbe wie sonst. Menschen die üblicherweise auf eine engmaschige Begleitung und Unterstützung bei der Bildung einer sinnvollen Tagesstruktur angewiesen sind, sahen sich plötzlich mit einer, schon für psychisch gesunde Menschen schwierigen Situation, konfrontiert.

Zu Anfang der Schließung der Tagesstätte erhielten die Besucher ein Tagebuch, das je nach Wunsch und Bedürfnis genutzt werden konnte, um sich Gedanken, Gefühle und Erlebnisse in dieser Zeit „von der Seele zu schreiben“. Dies unterstützt sowohl die Eigenreflektion, als auch die psychische Entlastung, besonders bei allein lebenden Menschen, die einer höheren Gefahr ausgesetzt sind, in eine Depression zu rutschen.



Einige Besucher wurden über die Hauswirtschaft der Tagesstätte Gelbe Villa weiterhin mit Mittagessen versorgt, weil sie nicht in der Lage sind, dies selbst zuzubereiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das „Netzwerk“, welches die Mitarbeiter der Tagesstätte Gelbe Villa in den letzten Wochen aufgebaut haben, trotz der schwierigen Bedingungen gut funktioniert hat.

Aber die Freude war dann doch groß, als Anfang der Woche eine Öffnung der Tagesstätte für die physisch gesunden Besucher erfolgen konnte. Zur Zeit werden wieder angepasst an die Situation und die gesetzlichen Vorgaben, zwei Kleingruppen, getrennt voneinander in den großen Räumen der Tagesstätte Gelbe Villa, die sie zur alleinigen Verfügung hat, unter Einhaltung der vorgeschriebenen und notwendigen Hygienebestimmungen betreut.

Die Besucher, die zur Gruppe der vulnerablen Personen gehören und aufgrund von Vorerkrankungen ein schwaches Immunsystem haben und deshalb besonders vor einer Covid-19-Infektion geschützt werden müssen, dürfen die Tagesstätte noch nicht besuchen. Sie werden von den Mitarbeitern, wie bisher außerhalb begleitet.

Eine Besucherin hat auf die Frage einer Mitarbeiterin, wie sie denn den Start der Tagesstätte diese Woche erlebt habe, geantwortet: „Jetzt beginnt langsam wieder Normalität durch die sozialen Kontakte und die Rückkehr zur Alltagsroutine und das brauchen wir mehr als alles andere.“

Das Gemeindepsychiatrische Zentrum Gelbe Villa besteht neben der Tagesstätte aus den Bereichen Persönliches Budget/ambulante Hilfen, 5 betreuten Wohngemeinschaften, dem Dienstag & Donnerstag-Angebot („DiDo“),der Kontakt-und Informationsstelle, dem offenen Treff donnerstags, sowie verschiedenen Selbsthilfegruppen.

Die Gruppenangebote sind derzeit noch geschlossen. Die Begleitung der psychisch kranken Menschen über das persönliche Budget ist durchgehend im vollen Umfang gewährleistet. (PM)


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