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Existenz der freiberuflichen Hebammen bedroht?
Die Existenz der freiberuflichen Hyebammen ist bedroht: Das erfuhren die Bundestagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Willi Brase bei einem Gespräch mit Vertreterinnen der betroffenen Berufsgruppe.
Kreis Altenkirchen/Region. Zu einem Fachgespräch trafen sich jetzt die SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler (Wahlkreis Neuwied/Altenkirchen) und Willi Brase (Siegen-Wittgenstein) und Vertreterinnen der Hebammen. Der deutsche Hebammenverband hatte am 5. Mai eine Online-Petition gestartet, welche zuletzt über 175.000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner hatte. In der Petition wird der Deutsche Bundestag aufgefordert, Sofortmaßnahmen zu beschließen, die eine wohnortnahe Versorgung mit Hebammen absichert. Dadurch kann auch gewährleistet werden, dass werdende Mütter den Geburtsort selbst wählen können.
Nicht zuletzt durch ihre eigene Schwangerschaft hat sich Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die große Schwierigkeiten bei der Suche einer Beleg-Hebamme hatte, diesem Thema angenommen.
Die Notwendigkeit für eine Petition ergab sich, da die Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung der Hebammen auf 3689 Euro pro Jahr (ab 1. Juli 2010) gestiegen sind. Dies hängt vor allem mit langen Verjährungszeiten zusammen. Nach Geburt können 30 Jahre lang Ansprüche auf Geburtsfehler gestellt werden. Mögliche Risiken, die einem Versicherer hierdurch entstehen könnten, müssen durch Prämien aller Hebammen gedeckt werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 betrug die Versicherungsprämie 2370 Euro, im Jahr 1992 waren es 178,95 Euro. Denkbar wäre die Erhöhung der Gebühren für die Leistungen der Hebammen. Bislang machen diese Leistungen nur 0,23 Prozent des gesamten Beitragsaufkommens im Gesundheitswesen aus.
"Es geht darum, dass Hebammen ein Einkommen haben müssen, wovon sie leben können. Durch die steigenden Versicherungsbeiträge werden die Einkünfte aber erheblich geschmälert", so Bätzing-Lichtenthäler. Zwar sei eine Schiedsstelle mit der Schlichtung des Konfliktes zwischen den Hebammenverbänden und den Spitzenverbänden der Krankenkassen einberufen worden und die Gebühren sollen nun auch geringfügig angehoben werden, aber die Lösung des Problems bedeute dies indes nicht, so Bätzing-Lichtenthäler weiter.
Für den Siegerländer Bundestagsabgeordneten Willi Brase leisten die Hebammen einen wichtigen "gesellschaftlichen Dienst". Brase brachte auch noch einen weiteren Blickwinkel in die Diskussion ein: "Eine weitere Verschlechterung der Versorgung wird auch Auswirkungen auf die demographische Entwicklung haben."
Die anwesenden Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich darüber einig, dass die freiberuflichen Hebammen eine wichtige Arbeit leisten. Gerade für junge Frauen, die ihr erstes Kind gebären, sind diese Hebammen eine wichtige Anlaufstelle, die sie in allen Phasen der Schwangerschaft und darüber hinaus begleiten.
Angelika Josten, Landesvorsitzende des Hebammenverbandes in Nordrhein-Westfalen, brachte es nochmals auf den Punkt: "Wenn die Einnahmesituation der freiberuflichen Hebammen unverändert bleibt und die Beiträge ab dem 1. Juli gestiegen sind, ist ein ganzer Berufsstand in Gefahr und auch die Existenz vieler Frauen steht auf dem Spiel. Außerdem werden die werdenden Mütter alleine gelassen."
Stephanie Helsper, Vorsitzende der Hebammen im Kreis Siegen-Wittgenstein, untermauert, wie wichtig die Arbeit der eigenen Zunft ist: "Wir Hebammen helfen bei der Geburtsvorbereitung, der Nachsorge und bauen zur werdenden Mutter ein besonderer Vertrauensverhältnis auf. Darauf wollen und können viele Frauen nicht verzichten."
Den anwesenden Hebammen war zudem unverständlich, wie in einer liberalen Gesellschaft die eigene Berufsgruppe derartig "kurz an der Leine gehalten" werde.
Insgesamt waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber einig, dass eine Stärkung der Hebammen auch eine Stärkung der Familien sei. Bätzing-Lichtenthäler und Brase haben den Hebammen zugesichert, sie auch weiterhin bei ihrem Anliegen zu unterstützen.
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Foto: Willi Brase (2. von links) und Sabine Bätzing-Lichtenthäler (rechts) diskutierten mit Vertreterinnen der Hebammenverbände aus den Kreisen Siegen, Olpe und Altenkirchen.