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Nachricht vom 27.05.2020    

Wissener Rathausstraße: Ökologisches Bauen mit geologisch wertvollem Material

Stadteinwärts wird in Wissen ab Regiobahnhof im Moment ausgebaggert, um die neuen Ver- und Entsorgungsleitungen in der Rathausstraße zu verlegen. Das ausgehobene Material, was hierbei zum Vorschein kommt, kann leicht entnommen werden, so dass die Arbeiten schnell voran schreiten und zudem bietet es sich optimal zu einer ökologischen Weiterwendung an.

Mit der Flüssigbodenschaufel wird der ausgehobene Erdmaterial direkt vor Ort zum Wiedereinsatz aufbereitet. (KathaBe)

Wissen. Schauen wir einmal etwa 65 Millionen Jahre zurück. Kaltzeiten und Warmzeiten gaben sich die Hand und besonders während der letzen Eiszeit fand eine Anhebung der deutschen Mittelgebirge statt. Flüsse schnitten ihre Täler in das Gestein, durch Erosionen wurden die engen Täler verbreitert und die Reste der alten Talböden blieben erhalten und werden heute als Terrassen bezeichnet, um es einmal stark vereinfacht darzustellen. So auch in Wissen, wo besonders die Mittelterrasse mehrfach gut erhalten ist, direkt an der Sieg sichtbar wird und ein großer Teil der Stadt selbst darauf erbaut wurde.

Bei Bohrungen, die unter anderem in den 1980er Jahren in Wissen stattfanden, als unter der dann neu gebauten, breiten, schönen Zugangstreppe zur Kreuzerhöhungskirche ein Regenüberlaufbecken entstand, fand man bis in die Tiefe von 13 Metern schon etwa acht Metern Geröll und Flusskies. Meterdicke Lehmschichten und Lössboden wurden damals ebenfalls freigelegt, genau wie aktuell bei den Baggerarbeiten in der Rathausstraße, so dass durchaus davon auszugehen ist, dass die Sieg in Urzeiten als rauschender Fluss auch durch die heutige Innenstadt, also auch im Bereich der Rathausstraße, floss. Dies zumindest als Seitenarm des Hauptflusses.

Der Flussname „Sieg“ hat im Übrigen nichts mit dem Sieg als Triumph zu tun, sondern leitet sich aus dem keltischen Wort „Sikkere“ ab, was soviel bedeutet wie „schneller Fluss“ (Quelle Wikipedia). Dass solch ein schneller Strom viel Geröll, Kies und Sand mit sich führt, erschließt sich schnell. Und eben diese Ablagerungen findet man immer wieder auch in der Stadt Wissen, wenn dort im Untergrund gebaut wird.

Vorhandener Lehm- und Lössboden wird aufbereitet
Bei der Verlegung der Ver- und Entsorgungsleitungen, die man aktuell in der Rathausstraße ab Regiobahnhof stadteinwärts beobachten kann, wird derzeit Lehm- und Lössboden ausgehoben, um dann im Kanalgraben die neuen Leitungen einzubringen. Aufgrund der geringen Festigkeit des ausgehobenen Bodens gehen hier die Arbeiten sehr schnell voran und man liegt gut im Zeitplan.

Wo sonst normalerweise zur Aufschüttung Basalt-Split oder gebrochenes Steinmaterial verwendet wird, kommt hier zur ersten Ummantelung der neuen Leitungen wieder das ausgehobenen Bodenmaterial als sogenannter Flüssigboden zum Einsatz. Vorab geprüft, ob auch verwendbar, wird ein Bindemittel direkt vor Ort beigemischt (mit Zementanteilen) und dann wieder in den Kanalgraben eingebracht. Ökologisch absolut sinnvoll stellt sich dieses Variante dar. Zum einen werden in vielerlei Hinsicht Ressourcen gespart: Es muss kein Basalt-Split für diesen Arbeitsschritt angefahren werden, der Abtransport des Erdaushubs auf diverse Erddeponien entfällt, kilometerweite LKW-Fahrten werden damit unnötig und zum anderen minimiert sich die Verkehrsbelastung durch Baustellenfahrzeuge in der Innenstadt.



Im unteren Teil ab Europakreisel werden derzeit Arbeiten ausgeführt, die kaum auffallen
Wird im oberen Teil derzeit viel mit Bagger gearbeitet, finden im unteren Teil der neue entstehenden Rathausstraße ab Europakreisel quasi Feinarbeiten mit Hacke und Schaufel statt, die später niemand mehr sieht, die aber dennoch genauso wichtig sind. Unter anderem werden Telefonkabel freigelegt, überprüft und gesichert, Leerrohre für Glasfaser bis an die Häuser gesetzt und ebenso Kabel für die Straßenbeleuchtung verlegt. Die Arbeiten rund um die Kellerschächte der einzelnen Häuser werden dabei in Handarbeit ausgeführt. Etwa in vier Wochen (Ende Juni) kann dann mit dem Setzen der Bordsteine und Betonsteinplatten für Gehweg und Parkmöglichkeiten begonnen werden, die sich lediglich optisch von der eigentlich Fahrbahn abgrenzen, da die Straße barrierefrei gestaltet wird. Wenn dann noch die tiefen Planzbeete für die rund 30 Bäume, die im Herbst in diesem Bereich zur Einpflanzung kommen, vorbereitet sind, wird der neue Charakter der Rathausstraße schon sichtbar werden.

Auch der Verkehr will fließen
Seit Sperrung der Rathausstraße gelten die eingerichteten Umleitungen, die sich besonders im Bereich Burgunder-, Steinbusch- und Hachenburgerstraße als nicht ganz unproblematisch darstellen, wobei der Verkehr unter anderem durch parkende Autos zum Halten kommt. Nach Vorschlägen aus der Verkehrskommission, die am 19. Mai tagte, soll geprüft werden, ob eine Einbahnregelung ab Bergstraße zur Nassauerstraße und Nassauerstraße - Steinbuschstraße zur Hachenburgerstraße Abhilfe schaffen könne. So wäre es möglich, dass der Verkehr aus Richtung Köttingen erst in die Bergstraße abbiegt (Prüfung zur einseitigen Parkmöglichkeit), um in den Bereich Nassauerstraße/Heisterstraße zu gelangen. Da es im unteren Teil der Hachenburger Straße (bergab in Richtung Rathausstraße) immer wieder zu Stockungen kommt, könnte dies mit einem Halteverbot rechtsseitig zwischen 8 und 18 Uhr umgangen werden. Nach Vorlage von Prüfungsergebnissen, wird die Verkehrskommission hierzu erneut beraten. Des Weiteren empfiehlt die Verkehrskommission ab Einmündung Oststraße den Verkehr in der Gerichtsstraße von LKW über 3,5 Tonnen frei zu halten. (KathaBe)


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