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Nachricht vom 19.06.2020    

Hotel Glockenspitze: Wintersport regiert dritte Etage

Die Realisierung ausgefallener Ideen, die den Status der Alleinstellung zur Folge haben, ist ein Markenzeichen des Altenkirchener Hotels Glockenspitze im SRS-Sportpark. Sei es das große Laufschuhe-Graffiti auf der Frontseite, die Beach-Arena, die Boulder-Wand oder die Ausstellung "Hall of Fame des deutschen Sports": Die Herberge glänzt mit Merkmalen, die wahrscheinlich weltweit ihresgleichen suchen. Während des Corona-Lockdowns wurde ein weiterer Part hinzugefügt.

Auch unter dem "Dach" eines Eishockeytores können Gäste schlafen: Josua Asbach und Bastian Jordan (links) hoffen, dass die Wintersport-Etage hilft, das Hotel Glockenspitze besser auszulasten. (Foto hak)

Altenkirchen. Das Hotel Glockenspitze im SRS-Sportpark hat sich inzwischen den Ruf erarbeitet, den Standard einer "normalen" Bleibe extrem weit hinter sich zu lassen. Ganz dem Thema Sport verschrieben, sind es vor allem die Zimmer, die den besonderen Status dokumentieren. Waren es bis vor der erzwungenen Schließung infolge der Covid-19-Pandemie schon 32 Unterkünfte, die dank ihrer Ausstattung Fußball, Boxen, Kanuslalom & Co. jeweils die Ehre erweisen, wurden die noch fehlenden "alltäglichen" 12 (alle auf der dritten Etage) in den zurückliegenden Wochen in den erlauchten Kreis eingegliedert. Ein großes Graffiti auf den Fluren bestätigt: Der bislang noch nicht vertretene Wintersport hat Einzug gehalten.

Schon eine Sensation
Zwischen dem 1. April und dem 5. Juni wurde das Vorhaben gestemmt, informiert Josua Asbach als Hoteldirektor und hat ein leichtes Strahlen in den Augen. "Das Besondere war, dass wir das alles mit eigenen Mitarbeitern, die natürlich über die verschiedensten und erforderlichen Qualifikationen verfügen, realisiert haben. Das ist für mich schon eine Sensation", fügt er an. Und es war nicht einfach mit einem neuen Anstrich oder ausgetauschtem Bodenbelag getan. "Komplett neu", ergänzt Bastian Jordan, IT-Manager, Datenschutzbeauftragter und für die PR zuständig. Heißt im Klartext: Upgrade der Bäder, Einbau von LED-Beleuchtung und Klimaanlage, neue Fenster inklusive elektrisch betriebener Rollläden, Mückenschutzgitter, neue Trittflächen, frische Farbe an Decken und Wänden sowie elegantere und teils extra angefertigte Inneneinrichtung. "Es war die beste Zeit, dass so etwas Schönes entstehen konnte, und gut fürs Team-Building", ziehen Asbach und Jordan ein gleichlautendes Fazit.

Wintersport als Hauptthema
Ein renoviertes Zimmer allein macht jedoch noch nicht den besonderen Touch aus, dokumentiert nicht den Bezug zum Wintersport. So kommt wieder Asbach ins Spiel, in dessen Gedanken viele Aspekte der Renovierung reiften. Die Beziehung zu den immens verschiedenen Disziplinen, die sich zwischen November und März auf der Nordhalbkugel der Erde abspielen, war schnell geknüpft. "Ich habe bekannte deutsche Athleten und mit dem Wintersport verbandelte Firmen angeschrieben und um Ausrüstungsgegenstände sozusagen als ,Spende' gebeten, habe natürlich gleichzeitig den Sinn und Zweck erklärt", blickt er zurück. Völlig im Unklaren, wie die Aktion überhaupt ankommen werde, waren die Antworten überwältigend. "Eine Wahnsinnsresonanz", bringt es Asbach auf den Punkt, und viele hätten sogar ein Kommen in Aussicht gestellt.

Aljonas goldenes Kleid
Für alle 12 Zimmer liegen nunmehr Exponate vor, die den jüngeren Werdegang vieler deutscher Topsportler in ihren Metiers präsentieren. Die Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Eiskunstlauf der Paare, Aljona Savchenko, steuerte ihre Schlittschuhe und die ihres Partners Bruno Massot aus dem Jahr 2018 sowie ein nahezu goldenes Kleid, das sie beim einem Wettkampf trug (ist in einer Glas-Vitrine zu sehen), bei. Dazu kommt noch ein Gemälde in der Größe von 2 x 2,20 Meter, das das erfolgreiche Duo zeigt und für das Savchenkos Ehemann Liam Cross verantwortlich zeichnet. Vorzeigerennrodler Felix Loch ist mit einem Wettkampfanzug und einem Helm vertreten. Die Wand über dem Bett ziert ein Rennrodel in Originalgröße. André Lange, mit vier Gold- und einer Silbermedaille der erfolgreichste Bobpilot der olympischen Geschichte, schickte einen Helm.



Lasergewehr und fünf Scheiben
Ein Highlight ist ebenfalls die Biathlonunterkunft. Neben einer Originalstartnummer von Laura Dahlmeier - das Laibchen ist mit vielen Autogrammen versehen und natürlich hinter Glas - hat der Übernachtende die Möglichkeit, einen Teil des winterlichen Zweikampfes an Ort und Stelle auszuprobieren. In einem richtigen Waffenschrank, den zum Beispiel auch Jäger für die sichere Aufbewahrung ihrer Waffen nutzen können, steht ein Lasergewehr, mit dem auf fünf elektronisch reagierende Schreiben der Firma Anschütz (aus dem Weltcup bekannt) geschossen werden kann. Im Eishockeyzimmer bildet ein Tor mit Fanghandschuhen des Goalies ein Teildach über dem Bett, während mehrere Torhüterkellen das Ensemble komplettieren.

Weitere Baustellen beendet
Waren Asbach und seine Mannschaft, die zum Teil für diese Jobs abseits der normalen Tätigkeiten aus der Kurzarbeit geholt wurde, Feuer und Flamme für das Projekt, zeigte sich Geschäftsführer Reinhard Lüling, obwohl er das Okay gegeben hatte, ein wenig skeptisch. "Er war doch fünf- und sechsmal hier, um wohl nach dem Rechten zu schauen", resümiert Asbach, der jedoch gleichfalls weiß, dass der Chef "Visionen für das Objekt" hat, "oft antizyklisch denkt" und er immer Rückhalt bei Lüling findet. Da Stillstand bekanntlich Rückschritt bedeutet, wurden weitere Baustellen in den zurückliegenden Wochen zusätzlich beendet: Die Seminarräume verfügen nunmehr über Klimaanlagen und eine drahtlose Technik (inklusive Apple-TV), die up to date ist. Flachdächer wurden neu eingesandet, 200 Stühle abgeschliffen und wieder lasiert, die Trittkanten jeder einzelnen Stufe im Treppenhaus ersetzt. Sie sind nunmehr fix austauschbar und können bei Bedarf zum Beispiel mit Schriftzügen von Unternehmen "beflockt" werden.

Geschäft läuft zäh an
Und für wen wurde der gesamte Aufwand betrieben? Natürlich für Gäste, die seit dem 8. Juni nur sporadisch wieder einchecken. Laut Asbach liegt die Auslastung in der Woche bei 15, am Wochenende bei 40 Prozent. "Wir sind am Markt, weil wir wieder Belegung haben", erklärt er. Es gebe nichts frustrierender als geöffnet zu haben und dann nichts passiere. Mit einem deutlichen Anstieg der Übernachtungszahlen rechnet er im Herbst, "für 2021 haben wir bereits viele Vorausbuchungen. Das wird ein sehr, sehr gutes Jahr". Über einen anderen Aspekt ist sich Asbach zudem im Klaren. Die Corona-Krise werde gewiss das Geschäft verändern. Inzwischen stehen die Türen des Restaurants Maracana gleichfalls offen. Reservierungen liegen vor. "Die Karte ist ein wenig reduziert, ich glaube, wir haben einen guten Mix gefunden", erwähnt Asbach, ehe er den Blick gen Personal richtet: "Alle Mitarbeiter freuen sich, dass das Geschäft wieder in Schwung kommt." (hak)


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