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Nachricht vom 24.06.2020    

Die Nister im Blick: Für mehr Naturschutz und Artenvielfalt

Auf die Nister hat der Naturschutz schon seit einigen Jahren ein sehr intensives Auge geworfen. Als wichtiger Zufluss zur Sieg gehört sie zu den rheinland-pfälzischen Schwerpunktgewässern. Mit Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben soll modellhaft geprüft werden, wie aquatische Biodiversität (biologische Vielfalt) kleiner bis mittelgroßer Fließgewässer erhalten und auch verbessert werden kann.

Fensterfallen vermitteln aus der Ferne den Eindruck, ein abgedecktes Tipi zu sein. Dr. Meike Koester (links) und Dr. Daniela Mewes betreuen die Begleitforschung entlang der Nister bei Helmeroth. (Foto: hak)

Helmeroth. Wanderer, kommst Du bei Helmeroth an die Nister (und nicht laut eines Gedichts von Friedrich Schiller nach Sparta), so fallen Dir aus einiger Entfernung Holzgerüste auf, die durchaus von schützenden Dachzelten befreiten indianischen Tipis gleichen. Erst wenn die Distanz zu den Konstruktionen deutlich verringert worden ist, entpuppen sie sich – dank erklärender Info-Tafeln – als Fensterfallen, die gemeinsam mit ihren auf dem Wasser verharrenden "Brüdern", den schwimmenden Emergenzfallen, die Herzstücke des Projekts "Begleitforschung zur Auswirkung der Gewässersanierung der Nister bei Helmeroth" bilden. Dr. Meike Koester als Projekt-Koordinatorin und Dr. Daniela Mewes, die den Part der Leiterin des Teilprojektes übernommen hat, wollen so die aquatische und terrestrische Emergenz (Schlüpfen der Insekten nach Verpuppung und Verlassen des aquatischen Lebensraums) dokumentieren.

Noch bis in den Oktober
Seit Ende März und noch bis in den Oktober hinein werden alle 14 Tage die Behältnisse, in denen die Mini-Lebewesen gefangen werden, getauscht und anschließend zur statistischen Auswertung zur Uni Koblenz-Landau gebracht, wo Koester und Mewes der Projektgruppe "Fließgewässerökologie" angehören. "Da die aquatische Emergenz eine wichtige und sehr hochwertige Nahrung beispielsweise für Vögel, Fledermäuse oder Spinnen ist, wirkt sie sich potenziell auch auf angrenzende terrestrische Lebensräume und Tiere aus", weiß das Duo. Insgesamt müssen 54 Fallen pro Termin (davon sind 17 vorgesehen) kontrolliert werden.

Zweiter Part folgt
Die aufwendige Arbeit macht nur Sinn, wenn Vergleichsdaten für eine Analyse bereitstehen. Im Jahr 2022 werden Koester und Mewes den zweiten Part - wieder zwischen März und Oktober - in Angriff nehmen. Dann jedoch wird sich die Nister in einem Teilabschnitt verändert haben. Ein alter Graben, der im Bestandsaufnahmeterritorium von ihr abzweigt und anschließend wieder in sie mündet, wird wahrscheinlich schon unmittelbar nach Beendigung der "ersten Halbzeit" vertieft, so dass er immer Wasser führen wird. "Wir werden in knapp zwei Jahren versuchen, die Fallen an exakt denselben Stellen wieder aufzustellen", nennt Mewes eine eminent wichtige Voraussetzung, um tragbare Resultate zu erhalten. Die Auswertung des ersten Zyklus könnte als "vorläufiges Resultat im Winter" vorliegen, die kompletten Daten "in der Mitte des nächsten Jahres".

Etwas Geduld ist gefragt
Belastbare Fakten aus erster und zweiter Sequenz und sich daraus ergebende Schlussfolgerungen sind "2023 oder erst 2024" zu erwarten. Und ihre Erwartung nach Abschluss der Studie? "Möglich ist, dass bestimmte Insektenarten vermehrt auftreten, möglich ist, dass sich sogar neue angesiedelt haben", bleiben Koester und Mewes vage in ihrer Einschätzung. Zudem ist die Möglichkeit vorhanden, die gesamte rund 500 Meter lange Teststrecke, die mit dem Westerwald-Steig in direkter Nachbarschaft verläuft und die sich bereits jetzt in zwei Bereiche gliedert, noch differenzierter zu betrachten. Festgestellt werden kann, wie sich die Renaturierung auf die Zone auswirkt, in der keine Hand angelegt wird.



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Ein positives Feedback
Bislang sind Koester und Mewes sehr zufrieden mit dem Ablauf. Sie erfahren eine "gute Unterstützung von der Bevölkerung von Helmeroth. Wir erhalten ein sehr positives Feedback, die Leute interessieren sich, was wir machen", berichtet Mewes. Vor dem Beginn war das Projekt vorgestellt worden. Keine Klagen braucht Koester aktuell über den Zustand des Equipments zu führen. Niemand hat bislang Fallen beschädigt oder vom Ufer ins Wasser geworfen. "Einmal haben wir ein Stückchen Keks und ein bisschen Alupapier in einer gefunden", ergänzt sie und knüpft die Verbindung zu einem offenbar zu einem Mülleimer umgewidmeten Modul, das, genau wie alle anderen, mit einer Salzlösung, der Glycerin beigegeben ist, gefüllt ist. Lockmittel sind grundsätzlich verpönt. Intensivere Bekanntschaften der Wissenschaftler mit dem kühlen Nass sind ebenfalls Mangelware, obwohl der Tausch der Behältnisse der schwimmenden Einheiten immer mit einem Waten durch die Nister verbunden ist. Grundsätzlich sind sie stationär, nur die unterschiedliche Höhe des Wasserstandes verschiebt sie ein wenig. Für die Fixierung beinahe an Ort und Stelle sorgen 35 Kilogramm schwere Betonklötze, an die die an US-amerikanische Raumkapseln erinnernde Gebilde per sechs bis acht Meter langen Drahtseilen gekoppelt sind.

Teil des Projekts "INTASAQUA"
Koester und Mewes sind mit ihrer Forschung Teil des Projektes „INTASAQUA - Integrativer Artenschutz aquatischer Verantwortungsarten in der Nister“, bei dem in den kommenden Jahren großdimensioniert Maßnahmen zur strukturellen Aufwertung des Gewässers umgesetzt werden. Ziel ist es, in der Nister Lebensraumbedingungen wiederherzustellen, die die Artenvielfalt der Wasserorganismen fördern, und zwar in ihrer gesamten Bandbreite von Fischen bis zu Insekten und Muscheln. So sind die Verbandsgemeinden AItenkirchen-Flammersfeld, Betzdorf-Gebhardshain, Hachenburg, Hamm und Wissen ebenso im Boot wie der Westerwaldkreis, die Arge Nister, das rheinland-pfälzische Umweltministerium und die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, die Universität Koblenz-Landau und das Bundesamt für Naturschutz (BfN).

1,2 Millionen-Projekt bis ins Jahr 2022
Bis September 2022 wird das Projekt mit einem Finanzvolumen von 1,2 Millionen Euro andauern. Das BfN fördert es mit einem Anteil von 66 Prozent mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. 24 Prozent trägt das Land Rheinland-Pfalz über das Umweltministerium, den restlichen Anteil von 10 Prozent teilen sich der Landkreis Altenkirchen und der Westerwaldkreis sowie die beteiligten Verbandsgemeinden. Die Trägerschaft obliegt dem Landkreis Altenkirchen. (hak)



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