Zum Gottesdienst im Autokino läuteten sogar die Glocken
Dass sich viele Gottesdienstbesucher derzeit an eine Menge neue Regelungen gewöhnen müssen, ist nach ein paar Wochen „Gottesdienst unter Pandemie-Bedingungen“ nicht überraschend: Abstand halten, Hygieneregeln, Singverbot... Aber „Hupen verboten“? Dafür aber nach Herzenslust mitsingen! Solche Bedingungen gelten halt bei ganz besonderen Gottesdiensten: etwa beim Gottesdienst im Autokino.
Altenkirchen. Die Evangelische Kirchengemeinde Altenkirchen hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sich in der vierwöchigen „Wäller-Autokino-Phase“ auf dem Weyerdamm einen Termin gesichert, um einen besonderen Gottesdienst in großer Gemeinschaft, aber ohne Hygienestress zu feiern. Gut besetzt war das Park-Areal vor der Bühne des Autokinos. 110 Autos mit bis zu fünf Menschen – aus einem Hausstand – hätten hier Platz gefunden. So viele waren es dann letztlich nicht, aber eine große Schar von Besuchern aus der Region hatte die Chance genutzt, im sicheren Umfeld des eigenen Autos einen Gottesdienst zu besuchen. Bei belebendem, aber nicht drückendem Sonnenschein gab es viel Bereicherndes in Wort und Musik.
Gemeindepfarrerin Andrea Ehrhardt freute sich, dass sich das Küsterehepaar Hering früh aufgemacht und die Initiative für einen solchen Gottesdienst ergriffen hatte. Die beiden suchten und fanden Sponsoren dafür und waren auch selbst vielfach im und am Rande des Gottesdienstes aktiv. Ebenso wie viele Freiwillige aus Presbyterium und Gemeinde. Posaunenchor (Leitung: Achim Runge) und Kirchenband (Leitung Martin Schmid-Leibrock) sorgten zudem für Wohlklang und verbreiteten die Gottesdienstfreude auch jenseits von UKW 88,4 über das Areal hinaus.
Lichthupe und Klatschen aus den Autofenstern
Praktischerweise waren die Glocken der Christuskirche auch live gut vernehmbar und mussten nicht zugeschaltet werden. Und so wurde es zu einem „runden“ Gottesdienst, in dem die Geschichte von „Jakob und der Himmelsleiter“ (nach 1. Mose 25-28) verknüpft wurde mit Lebenserfahrungen vom Menschen am Rande der Gesellschaft. „Vor Corona“ hatte die Kirchengemeinde noch eine Autorenlesung „Nur im Dunkeln leuchten dir Sterne“ von und mit Felix Leibrock, der sich mit den Lebenswelten von Obdachlosen beschäftigte. Dass sich deren Leben in „Corona-Zeiten“ noch einmal drastisch veränderte, benannte Pfarrerin Ehrhardt, weswegen auch in den Fürbitten – hier wirkte auch Gemeindemitglied Christa Hillmer, die sich in der hiesigen Tafelarbeit engagiert, mit – appelliert wurde, dass bei aller Sorge, die in Corona-Zeiten jede und jeden quälen, die Menschen nicht vergessen werden dürfen, die besonders Zuwendung und Schutz brauchen.
Die Freude über einen vielfältigen Gottesdienst konnten die BesucherInnen zwar nicht mit einem Kaffeeplausch im Anschluss teilen, aber immerhin über Lichthupe und Klatschen aus den Autofenstern. (PM)
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