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Wolf-Garten: Diskussionsphase hat begonnen
Nach der Informationsphase folgte nun die Diskussionsphase und hoffentlich folgt dann auch die Wahrheitsphase des amerikanischen MTD Konzerns, der das Traditionsunternehmen Wolf Garten Betzdorf schließen will. Am Dienstagmittag wurde die anwesende Belegschaft von der IG Metall, dem Betriebsrat und der Technologie-Beratungsstelle (TSB) vor dem Werkstor zum aktuellen Sachstand informiert. Die anwesende Firmenleitung scheute erneut die Öffentlichkeit.
Betzdorf. Die Wolf-Garten Belegschaft muss weiterhin um die Arbeitsplätze bangen. Entscheidungen gab es auch nach dem mehrstündigen Gespräch mit der Firmenleitung der MTD Products AG, dem Betriebsrat, der IG Metall, der Technologie Beratungsstelle (TBS) Mainz und den Rechtsanwälten nicht.
Allerdings ist man jetzt aus der Informationsphase in die Diskussionsphase getreten. Am Dienstagmittag um 12 Uhr versammelten sich die Werksangehörigen vor dem Tor und wurden von der IG Metall, dem Betriebsrat und Winfried Ott von der TSB informiert. Die Firmenleitung stand für eine Stellungnahme nicht bereit, Vorstandsvorsitzender Peter Janssen und Vorstandmitglied Stefan Marr scheuten erneut die Öffentlichkeit und die Kameras.
Ott gab einiges zum Sachstand um die beabsichtigte Werksschließung. "Wir haben ein Problem, es gibt die juristische und die politische Bewertung des Standortes. Juristisch ist es ein Betriebsänderungsverfahren und es gibt keine Chance auf eine Klage", sagte Ott. Jetzt zählten die Sachargumente und es gelte die entscheidenden Pakete zu schnüren. Da seien die Bereiche Logistik, Verwaltung, Montage und Entwicklung/Forschung über die man am Standort Betzdorf reden müsse. Die geplante Auslagerung der Logistik ins französische Wallmond, die Montage soll nach Ungarn, über all dies müsse man reden und vor allem rechnen. Die Logistik am Standort Betzdorf sei deutlich besser, mit der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung gebe es ein Alleinstellungsmerkmal im MTD-Firmenverbund. In den jetzt anstehenden Gesprächen gehe es um Optimierungen. "Die Verfahren müssen ordentlich laufen und in der kommenden Woche wird es in die Wahrheitsphase gehen", sagte Ott.
Der 1. Bevollmächtigter der IG Metall Betzdorf, Leonard Epping, schloss auch einen Arbeitskampf nicht mehr aus. Er hofft allerdings, dass der MTD-Vorstandsvorsitzende sein Wort hält und keine Entscheidungen trifft. "Das hier ist kein Spiel", sagte Epping an die Adresse der Firmensprecher gerichtet. Er warb für Unterstützung der gesamten Betriebsbelegschaft. "Wir wollen den Standort Betzdorf erhalten, uns hat die Geschäftsleitung noch nicht nahegebracht, wie und wo Einsparungen sinnvoll sind", führte der Gewerkschafter aus. Man wolle auch eine Betriebsversammlung vorbereiten, kündigte Epping an. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Tolmien und Betriebsratsmitglied Uli Hüsch zeigten sich vorsichtig optimistisch. „Wir reden noch miteinander“, sagte Tolmien zur Atmosphäre der Gespräche. Es könne nur ein Gesamtkonzept für Betzdorf geben, daran ließ der Betriebsrat keinen Zweifel. Die Logistik sei am Standort deutlich besser als der externe Logistiker, Forschung und Entwicklung in Betzdorf zukunftsfähig, die Montage und Verwaltung müsse man in einem Gesamtkonzept unterbringen. Ob es zum Standort Wolf Garten Betzdorf womöglich nur um eine reine Strategieentscheidung des amerikanischen Mutterkonzerns geht – dazu wollte sich vorerst niemand äußern. Einen Gruß an die gebeutelten Mitarbeiter brachte der Betriebsrat der benachbarten Schäfer-Werke, die aus eigener leidvoller Erfahrung wissen, wie so ein Arbeitsplatzabbau funktioniert. (hw)
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Wolf-Garten Manager in Betzdorf werden - kein Job mit Zukunft. So pfiffig das Plakat auch sein mag, die Stimmung in der Belegschaft ist alles andere als gut. Fotos: Helga Wienand
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