Wilde Müllhalden im Wald schaden Umwelt und Natur
Als hätten Umwelt und Natur nicht schon genug mit dem Klimawandel zu kämpfen, häufen sich immer mehr Fälle der illegalen Müllentsorgung in Wäldern. Aktuell zeigt sich in einem bei der Polizei am 30. Juni angezeigten Fall an der L 279 von Katzwinkel nach Niedergüdeln ein Ausmaß von mehr als 20 Müllsäcken mit Baumüll, die dort mitten in der Natur entsorgt wurden – obwohl es genügend Möglichkeiten zur legalen Entsorgung im Kreis gibt.
Region. Ob bei dem aktuellen Fall der gesunde Menschenverstand ausgesetzt hat oder wie es zu diesem dreisten Fall von Müllfrevel kam, darüber kann man nur spekulieren. Fakt ist: Nach Recherchen wurden im Zeitraum von etwa Freitag (26. Juni) bis Montag (29. Juni) Unmengen von Bauschutt an der L 279 von Katzwinkel nach Niedergüdeln abgeladen. So viel, dass das Hinbringen mit einem normalen PKW nicht möglich gewesen sein kann. Darunter auch Dämmmaterial wie Glas- und Mineralwolle, die zu den „gefährlichen Abfällen“ gehören, ihr Staub ist unter anderem krebserregend.
Dr. Franz Straubinger und Revierförster Reinhard Zens (Hatzfeldt-Wildenburg`sche Forstverwaltung) erläuterten das Ausmaß dieser illegalen Müllentsorgung und weiteren Fällen in den Wäldern und Fluren. Immer wieder kommt es in letzter Zeit verstärkt zu Müllentsorgung im Wald, auch lassen die Waldbesucher oftmals ihren Abfall einfach fallen und liegen. Dieser aktuelle Fall sei jedoch eine echte „Sauerei“, erläutert Straubinger. Hier sei ein halber Umbau abgeladen worden und wie den Fotos zu entnehmen ist, handelt es sich tatsächlich um weit mehr als 20 Säcke mit Haus- und Sondermüll.
Auf die Frage hin, ob es besondere Hotspots für Wilde Müllentsorgung gebe, nennt Straubinger mehrere Orte allein in der Wissener Region: So etwa an der L 278 von Wissen Richtung Morsbach, weiter auf der Strecke von Wissen nach Birken-Honigsessen am Abzweig „Vater und Mutter“, ebenfalls im Bröhlthal bei Mühlenthal in der Nähe des Wanderparkplatzes und auch von Rübengarten Richtung Altenhofen – hinunter ins schöne Wippetal – wird Müll einfach über die Leitblanke den Hang hinab geworfen. Beim Forsthaus in Oberbirkholz (Birken-Honigsessen) habe man bereits schon lange Zeit einen Müllcontainer aufgestellt. Hier entsorgen Förster und Jäger kontinuierlich den in Wald und Flur eingesammelten Unrat. Der aktuelle Fall übersteige jedoch diese Kapazitäten.
Nicht nur schädlich für Mensch und Umwelt, sondern auch strafbar
Das rücksichtslose Verhalten, Müll in jeder Art im Wald und in den Fluren zu entsorgen, ist gefährlich und verantwortungslos. Bauschutt, Batterien, Altreifen, Zigarettenstummel, Gartenabfälle – es gibt kaum etwas, das nicht illegal entsorgt wird. Die größte Gefahr geht dabei von Bauschutt, Batterien, Elektrogeräten und auch lackierten Altholz aus. Darin sind z.B. chemische Bestandteile, Giftstoffe, Asbest, Blei und Öle enthalten. Diese giftigen Stoffe gelangen über den Regen in den Boden und damit letztendlich ins Grundwasser.
Gleiches gilt für Zigarettenstummel. Grundsätzlich ist in vielen Bundesländern das Rauchen aufgrund der Waldbrandgefahr im Wald verboten,. Werden dann auch noch die Stummel achtlos auf den Boden geworfen, gelangt hierbei das Nervengift Nikotin durch Auswaschung ebenfalls ins Grundwasser. Die Filter zersetzen sich erst nach Jahrzehnten, genauso bei Plastikmüll (hier kann es bis zu 450 Jahre dauern). So landen die Mikroplastikpartikel ebenfalls wieder im Grundwasser.
Ebenso ist die Entsorgung privater Gartenabfälle kritisch. Über die mit fortgeschafften Samen gebietsfremder Pflanzenarten, breiten sich die sogenannten Neophyten aus und verdrängen die heimische Flora und es entstehen Ungleichgewichte in der Natur.
Solch illegale Müllentsorgung ist auch im Auge der Gesetzgebung kein Kavaliersdelikt. Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten und es drohen teilweise saftige Bußgelder, je nach Bundesland. Dies gilt auch für achtlos entsorgte Plastikflaschen oder Bananenschalen. Selbst das Wegwerfen eines Zigarettenstummels oder eines Pappbechers kann schon mit bis zu rund 25 Euro Strafe einhergehen. Bei Schutt und Baumaterialien fallen schon zwischen 500 und 2600 Euro an. Bei illegaler Entsorgung von „einzelnen Gegenständen größeren Umfangs“, wie zum Beispiel Waschmaschinen, liegen die Strafen zwischen 100 und 410 Euro.
Um die Täter zu belangen, ist es natürlich erforderlich diese auch zu ermitteln, was leider bei illegaler Entsorgung gar nicht so einfach ist. Selten werden sie auf frischer Tat ertappt, da uneinsichtige oder wenig frequentierte Ablagestellen gesucht und leider gefunden werden.
Eigentlich nicht notwendig – Natur ist ein Kreislauf
In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, Müll und Abfälle kostenlos oder kostengünstig auf Wertstoffhöfen und Deponien zur Entsorgung abzugeben. Auskünfte hierzu bekommt man bei den Abfallwirtschaftsbetrieben. So auch auf der Internetseite des Abfallwirtschaftsbetriebes für den Landkreis Altenkirchen. Auch wird eine Abfall-App angeboten, auf der direkt auf dem Smartphone aktuelle Geschehnisse, Umwelttipps und auch ein Abfall-ABC zu finden sind. Ebenfalls können Termine, wann das Umweltmobil zur Entsorgung umweltgefährdeter Stoffe (z.B. Lacke und Farben) an welchen Orten steht, hier eingesehen werden.
Im Hinblick auf jegliche illegale Entsorgung von Müll bleibt zu beachten, dass die Natur ein Kreislauf ist, dem gleichermaßen wir Menschen angehören. Am Ende landen die Giftstoffe wieder auf unseren Tischen, sei es über das Grundwasser, als Mikroplastik in unseren Mägen. (KathaBe)
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