Keine Angst vor Schlangen im Garten!
Von Helmi Tischler-Venter
Zurzeit lassen sich öfter Schlangen im heimischen Garten beobachten. Das ist kein Grund zur Panik sondern zur Freude, denn Schlangen sind ganz besonders scheu. Sie brauchen naturnahe Gärten mit ruhigen Versteckmöglichkeiten und Wasser. Fast immer ist es die ungiftige Ringelnatter, die einem begegnet.
Dierdorf. Die schwarzgefleckte Ringelnatter (Natrix natrix) mit hellem Bauch und gelben Kopfflecken ist tagaktiv und auch eine versierte Schwimmerin, daher kann man sie auch schlängelnd durch Weiher schwimmen sehen. Ringelnattern können bis zu zwei Meter lang werden. Auf Ihrem Speiseplan stehen Frösche, Fische und Molche. Im Sommer legt das Weibchen zehn bis dreißig Eier, die Jungtiere schlüpfen im September. Die Schlange ist harmlos, bei Gefahr gibt sie allerdings ein stinkendes Sekret ab.
Die eng verwandte Barren-Ringelnatter (Natrix n. helvetiva) wurde erst vor drei Jahre als eigene Art klassifiziert. „Sie ist in Deutschland sehr selten und nur im Westen Deutschlands zu finden“, Moritz Franz-Gerstein von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die größte der heimischen Schlangen ist die olivgrüne bis grauschwarze Äskulapnatter (Elaphe longissima), die eine Länge von bis zu 1,60 Meter erreicht und ihre ovalen Eier in einen feuchtwarmen Kompost- oder Grashaufen legt. Die inzwischen seltene Art ist aus der griechischen Mythologie heraus bis heute Symbol der Ärzte und Apotheker. Die besten Chancen einer Sichtung hat man an der Nahe zwischen Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein, wo sich die Tiere auf dem Nahe-Uferweg gern sonnen. Auf ihrer Beutejagd schlängeln sich die Äskulapnattern sogar auf Bäume. Das Weibchen legt im Juli fünf bis zehn Eier ab, die Jungtiere schlüpfen im September.
Die Schlingnatter (Coronella austriaca) ist eine kleine, zierliche Schlange, die häufig mit der Kreuzotter verwechselt wird. Sie ist ebenfalls ungiftig und tagaktiv. Die bis zu 80 Zentimeter lange Schlangenart lebt im offenen, sonnigen und trockenen Gelände und hält sich hier gern in Büschen, Hecken oder Steinbrüchen auf. Auch die Schlingnatter spritzt, wenn sie gereizt wird, ein übelriechendes Sekret aus. Sie ist meist braun oder graubraun mit zwei bis vier Reihen dunkelbrauner Flecken. Sie ernährt sich von Mäusen und Reptilien.
Die tagaktive Würfelnatter (Natrix tessellata) zählt zu den seltensten Schlangenarten in Deutschland. Sie steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und ist vom Aussterben bedroht. Zu finden ist sie nur noch in Rheinland-Pfalz an den Nebenflüssen der Lahn, Mosel und Rhein sowie an der Elbe in Sachsen. Die hervorragenden Schwimmer ernähren sich von Fischen und Amphibien. Die Würfelnatter ist an ihrem charakteristischen namensgebenden Würfelmuster auf ihrem Rücken zu erkennen.
Alle fünf der in Deutschland heimischen Natternarten sind ungiftig. Giftig sind Kreuzotter (Vipera berus) und Aspisviper (Vipera aspis). Sie sind jedoch auch nicht wirklich gefährlich, denn Bisse sind selten und das Gift ist nicht tödlich, kann jedoch allergische Reaktion hervorrufen.
Kreuzottern erkennt man an dem dunklen Zickzack-Muster auf ihren Oberseiten. Sie erreichen eine maximale Länge von 90 Zentimetern. Die Färbung variiert nach Geschlecht und kann braun, grau und auch schwarz sein. Die Pupillen haben einen senkrechten Schlitz. Ihren Lebensraum finden Kreuzottern auf feuchten Wiesen, Waldrändern und Mooren. In Gärten ist die Kreuzotter sehr selten vorzufinden.
Die bis zu 90 Zentimeter lange giftige Aspisviper kommt in Deutschland nur noch im Südschwarzwald vor. Auch ihr Biss kann eine allergische Reaktion hervorrufen. Man erkennt die Aspisviper an ihrem dreieckigen Kopf und der charakteristischen Schnauzenspitze. Die Grundfärbung reicht von hellgrau bis rotbraun oder auch komplett schwarz. Im Nacken befinden sich vom Kopf bis zum Schwanz dunkle Querbinden.
„In aller Regel schlängeln sich die Wildtiere schnell davon, sobald man sich ihnen nähert. „Schlangen sind sensibel, nehmen jede noch so kleinste Bodenerschütterung wahr und suchen dann das Weite“, so Franz-Gerstein.
Nützliche Gartenbesucherinnen sind Schlangen auch. „Da, wo sich eine Schlange aufhält, sind weniger Mäuse und auch viel weniger Ratten zu finden“, sagt der Artenschützer. Sogar der Geruch der Häutungsreste einer Schlange vertreibt Ratten und Mäuse. Und das, obwohl Schlangen sehr genügsam sind, was ihre Speisekarte angeht: „Hat eine Schlange eine Maus oder einen Frosch verspeist, kommt sie problemlos drei Monate ohne erneute Mahlzeit aus; Schlangen sind virtuose Energiesparer – um nicht zu sagen elegante Faulenzer.“
Da Schlangen in Deutschland selten geworden sind, stehen sie allesamt unter besonderem Schutz. Nur sieben von weltweit 3.000 Schlangenarten leben bei uns, mit abnehmender Tendenz, weil auch ihr natürlicher Lebensraum beständig abnimmt. Naturnahe Gärten mit Steinhaufen, offenem Kompost oder einem Teich als Biotop bieten Ersatz-Lebensraum. Daher ist eine Schlange im Garten ein positives Zeichen! htv
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