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Nachricht vom 10.08.2020    

Vor heimischem Fußball-Neustart: Konzepte und Maßnahmen beachten

Der Sport versucht trotz Covid-19-Pandemie auf breiter Front, ins "Normalleben" zurückzukehren. Fußball auf höchstem Niveau, Formel 1 oder Leichtathletik sind mit deutlichen Abstrichen als Folge der Abstands- und Hygienevorgaben in ihre Wettkampfarenen zurückgekehrt. Die Fußballer im Kreis Westerwald/Sieg (WW/S) stehen in den Startblöcken. Sie werden in wenigen Wochen wieder um Punkte und Tore kämpfen.

(Symbolbild: Archiv)

Altenkirchen. Die Zwangspause war fast sechs Monate lang. Die Fußballer der heimischen Ligen maßen zum letzten Mal Anfang März ihre Kräfte, ehe die Corona-Pandemie der Fortsetzung der Saison 2019/20 einen dicken Strich durch die Rechnung machte. Der Fußball-Verband Rheinland (FVR) brach letztendlich die Spielzeit Mitte Mai ab. Der Start in die neue Runde 2020/21 beginnt mit Pokalspielen Ende August, es schließt sich der Auftakt der Meisterschaftsrunden an. Klaus Robert Reuter (Betzdorf), Kreisvorsitzendes des Fußballkreises Westerwald/Sieg (WW/S), äußert sich in einem Exklusiv-Interview mit den Kurieren zur Situation im nördlichsten Teilgebiet des FVR. Das Gespräch im Wortlaut:

Die neue Meisterschaftssaison der Senioren soll - eine Pokalrunde vorgeschaltet - am ersten September-Wochenende beginnen. Mit welchem Gefühl sehen Sie dem Start entgegen?
Ich muss vorab sagen, dass sich der Pokalwettbewerb sehr gut für die Amateure entwickelt hat. Mit dem Sponsor Bitburger-Braugruppe haben wir ein tolles Verhältnis aufgebaut, und mit dem Kreisteam gestalten wir zusammen mit dem Ausrichter der Endspiele gerne eine gut besuchte Veranstaltung. Natürlich sehe ich die erste Runde positiv und bin froh, dass es wieder losgeht. Es war schon spannend, wie der Fußballspielausschuss unter Leitung von Björn Birk die Auslosung über das DFBnet vollzogen hat. Wir alle im Kreisvorstand waren sehr gespannt auf die Paarungen, und die Vorfreude ist groß. Ich sehe den Pokal allerdings auch als Auftakt für die Vereine, die Hygiene-Konzepte umzusetzen und ihren ehrenamtlichen Einsatz einzustudieren. Es ist nicht einfach, denn wir sind alle Ehrenamtler und keine Profis, da gibt es noch viel zu klären.

Fast sechs Monate ruhte der Spielbetrieb auch im Kreis WW/S: Welche Folgen haben sich aus der langen Zwangspause ergeben?
Die meisten Vereine hatten Schwierigkeiten, die Aktiven wieder zu erreichen und zu versammeln. Einige Vereine haben die Zeit genutzt, ihre Anlagen zu sanieren, andere haben die Zeit genutzt, um sich organisatorischen Dingen zu widmen. Die neuen Spielgemeinschaften wurden gegründet, und man hat das Beste aus der Situation zu machen versucht.

War die Entscheidung richtig, die Saison 2019/20 abzubrechen?
Ich bin Beiratsmitglied und habe meine Entscheidung dazu treffen dürfen, und da wir einstimmig hierfür gestimmt haben, spricht es für sich, dass ich dies für die beste Lösung gehalten habe. Die Entscheidung fiel mir auch deshalb nicht schwer, weil die Vereine des Kreises in ihrem Internetvoting mit über 80 Prozent Zustimmung hierfür mir auch klar den Auftrag zu dieser Entscheidung gegeben haben.

Klaus Robert Reuter appelliert, Maßnahmen und Konzepte für die neue Fußballsaison zu beachten. (Foto: privat).


Ein Blick auf die neue WW/S-Staffeleinteilung (Senioren) zeigt. Die Zahl hat sich im Vergleich zu den 1980- bzw. 1990er-Jahren von in Spitzenzeiten 14 auf nunmehr 7 halbiert. Beinahe die Hälfte aller Mannschaften in jeder Staffel trägt inzwischen ein SG als "Vornamen". Ist der Seniorenfußball auf dem absteigenden Ast?
Auf den ersten Blick kann man es so deuten. Die Statistik gilt nicht nur für unseren Kreis WW/S, sondern im ganzen FVR. Die Entwicklung im Jugendbereich setzt sich dann halt im Seniorenbereich fort. Wir gehen in die Schulen, stellen AG-Leiter ein und bezahlen diese auch, damit in den Schulen bereits für den Fußball und für Bewegung gesorgt wird. Schon im Juniorenfußball sieht man, dass kaum noch ein Verein alleine bestehen kann. Die Summe der Vereine innerhalb einer JSG wird immer größer und die logistischen Probleme dadurch auch immer umfangreicher. Diese Entwicklung überträgt sich auf die Senioren nach einer gewissen Zeit.

Was sind die Gründe für die gerade aufgezeigte Entwicklung?
Es gibt eine Entwicklung, die einerseits von der demographischen Entwicklung geprägt ist, als auch vom mittlerweile großen breiten Freizeitangebot für die Sportler. Allerdings ist es in den Städten teilweise genau entgegengesetzt, hier konzentriert sich der Bedarf durch eine Landflucht und auch dadurch, dass dort die Angebote und Sportstätten moderner und besser erreichbar sind. Tatsache ist es, dass wir im Verband uns schon mit dem Online-Soccer beschäftigen. Die Zeiten ändern sich halt, und wir müssen als Verband uns dem anpassen.



Bundesweit werden immer häufiger Schiedsrichter verbal und auch handgreiflich attackiert. Ist die Zahl der Unparteiischen im Fußballkreis WW/S ausreichend, um einen geordneten Saisonablauf zu gewährleisten?
Wir haben hier keine Probleme, denn wir können auf eine gut ausgebildete und zahlreiche Schiedsrichtergilde zurückgreifen. Hier machen Obmann Detlef Schütz und seine Kollegen/innen eine sehr vorbildliche Arbeit. Die im Kreis aufgetretenen Situationen sind hart bestraft worden und sicher abschreckend für Nachahmer. Die mittlerweile getroffenen Maßnahmen (Gelb und Rot) gegen Trainer, Verantwortliche etc. halten sich in Grenzen, schrecken aber auch ab, und das war der Sinn der Einführung.

Wie ist es um die Nachwuchsgewinnung bei den Referees bestellt?
Wir waren hier auf einem sehr guten Weg, jedoch konnten die neu gewonnenen Schiedsrichter über ein halbes Jahr keine Praxis sammeln. Jetzt gilt es, die gewonnenen Neuzugänge wieder zu motivieren und die Freundschaftsspiele zu nutzen. Generell haben unser Nachwuchs-Referent Janik Schütz und der Lehrwart Matthias Vogel eine nimmer aufhörende Aufgabe zu erledigen, denn die Höhe der Abbrecher ist sehr hoch. Das liegt natürlich auch an dem Verhalten des gesellschaftlichen Umfeldes. Die älteren Kollegen haben hier Patenschaften übernommen und beraten und begleiten die jungen Kollegen väterlich und schützen diese auch bis zur Erlangung einer gewissen Souveränität, eine gute und menschliche Geste, die erfolgreich auf die Quote der Abbrecher einwirkt.

Zurück zu Corona: Experten erwarten einen sehr deutlichen Anstieg der Infektionen im Herbst/Winter. Glauben Sie, dass die neue Saison wie geplant ausgetragen werden kann?
Ich will es hoffen, denn vieles hängt in der nächsten Zeit von der Disziplin der Menschen ab. Man muss die Maßnahmen und Konzepte im Fußball beachten und umsetzen, allerdings ist der Fußball nur ein kleiner Teil der Gesellschaft. Unsere Vereine müssen alles dafür tun, dann tragen wir einen Teil dazu bei, dass alles gut wird.

Oder anders: Würde eine weitere verordnete Zwangspause dem Fußball im Kreis WW/S erheblich schaden?
Die ehrenamtlichen tätigen Vereinsmitglieder könnten dann teilweise ans Aufgeben denken, da die Vereine ein halbes Jahr ohne Einnahmen dagestanden sind und viele Ausgabenpositionen weiter bestehen blieben, sind die Reserven verbraucht. Ich denke, es werden kritische Tage kommen. Sollte in den Kreisen WW oder AK die Erkrankungsquote so steigen, dass ein lokaler lockdown mit Verboten für Zusammenkünfte angeordnet wird, dann wird auch eine gewisse Resignation bei den Vereinen eintreten.

Und zum Schluss: Was ist Ihr größter Wunsch als Kreisvorsitzender für den Fußball (Senioren und Jugend) im Kreis WW/S?
Bleibt alle gesund und helft durch Eure Disziplin, eine weitere Unterbrechung zu verhindern! (hak)



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