Sidewalk begeistert Publikum in Wissen mit „Acoustic Rock“
Dominik Weitershagen bewies einmal mehr ein richtiges Händchen, als er die überregional bekannte Band Sidewalk zu einem Konzert in das Kulturwerk nach Wissen einlud. Es ist der Versuch, sich langsam aus der Schockstarre zu befreien, die durch die überflüssige Pandemie entstanden ist.
Wissen. Nach diesem Plan erhalten nach fast sechs Monaten absoluter Ruhe viele Künstler aus der Region Rhein, Sieg, Westerwald die Gelegenheit, sich endlich wieder einem dürstenden Publikum zu präsentieren. Dankbar nutzen Besucher und Musiker, wenn auch in abgespeckter Form, die Chance, sich wieder langsam der Normalität zu nähern. Nach dem erfolgreichen Konzert von „Streetlife“ vor zwei Wochen im Kulturwerk in Wissen, schlug nun Sidewalk auf.
Wer kennt sie nicht, die sechs Musikanten, die sich wie ein Schutzwall um ihre Frontfrau Anita Kunkel legen? Zum Corona-Vertreibungskonzert in Wissen kam Sidewalk etwas ungewöhnlich daher, sie spielten nicht ihr erfolgreiches Kirmes- und Open-Air-Konzert „Disco Rockerz“, sondern ließen es etwas ruhiger mit einer „Acoustic Session“ angehen. Sicherlich stand der Gedanke im Raum, das Publikum langsam, aber kontinuierlich, wieder an die gewohnte Partystimmung heranzuführen. Bereits das eher gemütlich wirkende Bühnenbild, bei dem viele Lampen im Stile der 1960/70er Jahre, versehen mit Goldfransen und Brokat, eine entspannte Kaffeehausatmosphäre schufen, ergab einen ungewöhnlichen ersten Anblick. Auch während des Konzertes wurde auf flackernde und blitzende Discobeleuchtung verzichtet, so dass sich die Gäste total relaxed dem Zuhören hingeben konnten.
„Acoustic Session“ brachte alles, was das Herz begehrte
Die „Acoustic Session“ ist ein halbakustisches Musikprogramm ohne technischen Schnick-Schnack. Bei diesem Programm werden die musikalischen Qualitäten jedes einzelnen Bandmitgliedes in den Vordergrund gestellt, sei es im gesanglichen oder instrumentalen Bereich. Wer Sidewalk, wie der Autor dieses Artikels, mehrfach bei Open-Airs und Kirmesveranstaltungen gesehen hat, der weiß, dass Anita Kunkel und Jürgen Hallfel bei diesen Konzerten an vorderster Front die Massen rocken. Ohne despektierlich zu sein, können beide als „Rampensäue“ bezeichnet werden. Dieser Ausdruck gilt in der Rockszene sozusagen als Ritterschlag, drückt lediglich aus, dass die Musiker/innen praktisch mit dem Publikum verschmelzen, zum Beispiel wie Mick Jagger von den Stones, oder Dave Grohl von den Foo Fighters. Die übrigen Bandmitglieder haben damit kein Problem, denn ihr eigenes instrumentales Können ermöglicht Anita und Jürgen erst diese Rolle.
In dem über zwei Stunden dauernden Konzert in Wissen erlebte das Publikum ein Wechselbad der musikalischen Genres und den damit verbundenen Emotionen. Bei „Oft gefragt“ von AnnenMayKantereit durfte Christian Decker mit seiner Reibeisenstimme den Sologesang übernehmen, der sehr stark an Hans Harz erinnerte. Weitere deutsche Songs erklangen zu Lea’s „Zu dir“ und „Junimond“ von Echt. Anita und Jürgen kündigten die meisten Songs an, reichten noch einige interessante Anekdoten dazu. So schrieb zum Beispiel Alanis Morisette ihren Welthit „You oughta know“ voller Wut, als sie von Ryan Reynols, einem Hollywoodstar verlassen wurde, weil dieser sich Scarlett Johansson, ebenfalls Filmstar, zu wandte. Anita Kunkel legte ihre ganze Energie und Stimme in diesen Song, begleitet von einer ausdrucksvollen Mimik, die spürbar die Wut und Enttäuschung in den Saal übertrug. Im Laufe des Konzertes brachte Sidewalk immer wieder ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, dass sie endlich wieder vor Publikum spielen durften.
Das Konzert lebte von der Ausgewogenheit des Repertoires, nach einem umjubelten Beatles-Medley, mit Hits wie „Help“, „A hard days night“, „Twist and shout“, „She loves you“ und „Hey Jude“, folgten A-capella-Versionen von den Beach Boys, nämlich „I get around“ sowie „Sweet dreams“ von den Eurythmics. Schlag auf Schlag ging es weiter: „Valerie“ von Amy Winehouse, „So lonely“ von Sting, und „Don’t stop believing“ von Journey sind nur einige der vielen musikalischen Höhepunkte des Konzertes. Wer sich dann noch an die schwer zu spielenden Klassiker von QUEEN wagt, der muss nur so vor Selbstbewusstsein strotzen. „Don’t stop me now“ und „Crazy litte thing called love“ begeisterten total, als jedoch „Bohemian Rhapsody“ auf ganz spezielle Art interpretiert wurde, kannte der Jubel keine Grenzen. Krönender Abschluss eines fulminanten Konzertes war das Rock-Opus „Purple Rain“ des unvergessenen Prince.
Ein überaus zufriedenes und glückliches Publikum dankte der Band mit stehenden Ovationen. Die Musiker sogen den Beifall regelrecht auf, denn auch für sie war es kein normales Konzert, das konnte man an ihrer Spielfreude und Begeisterung spüren, und das nach über 20 Jahren Bandgeschichte. (wear)
Sidewalk spielte in folgender Besetzung:
Anita Kunkel und Jürgen Hallfel (Gesang), Christof Winkel (Gitarre), Christian Benner (Drums), Christoph Grotejohanns (Keyboard) und Christian Decker (Bass)
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