Ein Sommer mit Erfolgen und Problemen auf Naturschutzflächen
An einem sonnig-heißen Morgen trafen sich an der ehemaligen Klebsandgrube „Wilhelm“ zwischen Elkenroth und Weitefeld Vertreter der Naturschutzbehörden, des Forstamtes, anerkannter Umweltverbände sowie ein ortsansässiger Landwirt zur Begehung wertvollster Naturschutzflächen im Kreis Altenkirchen.
Elkenroth/Kreisgebiet. Eingeladen hatte der Biotopbetreuer für den Landkreis Altenkirchen, Diplom- Biologe Peter Weisenfeld, zum Monitoring der Biotoppflegemaßnahmen. Die ehemalige Abbaugrube „Wilhelm“ für sogenannten Klebsand (feuerfester Ton) ist seit 2004 bedeutsamer Teil des naturschutzrechtlich geschützten Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Gebietes „Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes“.
Anhand von alten Karten wurde die Entwicklung des Gebietes und seine schützenswerten Pflanzen- und Tierarten vorgestellt. Zu den besonders bedrohten Tierarten gehören z. B. Amphibienarten wie die Gelbbauchunke oder der Kammmolch, beides prioritäre Arten der FFH-Richtlinie und damit auch außerhalb von Schutzgebieten europaweit streng geschützt.
Um den Lebensraum für diese „Leitarten“ zu erhalten bzw. zu verbessern müssen regelmäßig Maßnahmen zur Offenhaltung durchgeführt werden. Dazu gehören Beweidung mit Schafen, Rückschnitt von Gehölzen und der Erhalt von Rohböden (wie sie im Tagebau immer neu entstanden). Besonders wichtig sind auch Neuanlagen von vegetationslosen Kleingewässern, in denen sich die Kaulquappen der Gelbbauchunken ohne Bedrohung durch Frassfeinde entwickeln können sowie Versteckmöglichkeiten für erwachsene Tiere unter Holz- oder Steinhaufen.
Gefördert durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD-Nord) als Obere Naturschutzbehörde wurden in einem speziellen Artenschutzprogramm für diese Arten im Winter 2019/ 20 zahlreiche neue Tümpel und Versteckmöglichkeiten im Gebiet neu angelegt (s. Foto). Nach zwei sehr trockenen Sommern (2018 + 2019), in denen die Fortpflanzung der Gelbbauchunken mangels wasserführender Tümpel kaum stattfinden konnte, war es ein großer Erfolg für den Artenschutz, dass sich 2020 zahlreiche Tiere in den neuangelegten Tümpeln zur Paarung fanden und erfolgreich Nachkommen hatten.
Aber auch die Probleme wurden angesprochen: z. B. durch den Eintrag von Lupinen und Knöterichgewächsen, sogenannten Neophyten, also nicht gebietstypischen Arten, die sich konkurrenzstark im Gebiet verbreiten und deren Bestand durch Bekämpfungsmaßnahmen möglichst klein gehalten werden soll.
Ein weiteres bedeutendes Problem ist die illegale Freizeitnutzung durch Badegäste, die teilweise von weit her über Internetforen in diese Naturschutzgebiete gelockt werden, obwohl es nach der Rechtsverordnung zur Ausweisung der Gebiete verboten ist, zu baden, zu lagern, zu zelten, Feuer anzuzünden und wildlebende Tiere zu stören. Die Hinweise der Besitzer der Flächen sowie der Pächter, Forstbeamte und Naturschützer – als Vertreter der zu schützenden Natur – auf die bestehenden Verbote führten leider nicht dazu, dass diese eingehalten werden. Es ist daher vereinbart worden, dass die Polizei zukünftig regelmäßig kontrollieren soll.
Am Nachmittag wurden noch zwei weitere Naturschutzgebiete bei Kausen besucht, die vom Elkenrother Landwirt Pfeiffer durch schonende Beweidung und durch abschnittsweise Mahd mit Belassen von Säumen vorbildlich im Einklang mit der Natur bewirtschaftet und erhalten werden.
In den Naturschutzgebieten „Im Geraume“ und „Im Seifenwald“ werden so artenreiche Grünlandbestände mit vielen Orchideen und anderen seltenen Pflanzenarten als Lebensraum für viele Schmetterlinge wie die Bläulingsarten, Feuerfalter und Scheckenfalter für kommende Generationen erhalten.
Die negativen Folgen des Klimawandels werden aber auch hier sichtbar: Viele Orchideen haben aufgrund der Trockenheit stark gelitten und im Frühjahr nicht geblüht. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Bestand wieder erholt.
Zum Abschluss dankte der Vertreter der unteren Naturschutzbehörde, Herr Riesner-Seifert, dem Biotopbetreuer Peter Weisenfeld für seinen engagierten Einsatz und das – trotz aller Probleme – sichtbar sehr gute Ergebnis der durchgeführten Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen.
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