Werbung

Nachricht vom 28.08.2020    

Ein Sommer mit Erfolgen und Problemen auf Naturschutzflächen

An einem sonnig-heißen Morgen trafen sich an der ehemaligen Klebsandgrube „Wilhelm“ zwischen Elkenroth und Weitefeld Vertreter der Naturschutzbehörden, des Forstamtes, anerkannter Umweltverbände sowie ein ortsansässiger Landwirt zur Begehung wertvollster Naturschutzflächen im Kreis Altenkirchen.

v.l.: Immo Vollmer (Referent der Naturschutzinitiative), Praktikantin Sophie Ehl, Dr. Andreas Goebel (Siegener Zeitung), Peter Weisenfeld (Biotopbetreuer), , Peter Scholtz (stellvertretender Forstamtsleiter), Michael Wagner (Forstamtsleiter), Muriel Schmitz (SGD-Nord), Olaf Riesner-Seifert (Untere Naturschutzbehörde), Landwirt Gerhard Pfeiffer, Jürgen Lichte (BUND)

Elkenroth/Kreisgebiet. Eingeladen hatte der Biotopbetreuer für den Landkreis Altenkirchen, Diplom- Biologe Peter Weisenfeld, zum Monitoring der Biotoppflegemaßnahmen. Die ehemalige Abbaugrube „Wilhelm“ für sogenannten Klebsand (feuerfester Ton) ist seit 2004 bedeutsamer Teil des naturschutzrechtlich geschützten Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Gebietes „Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes“.

Anhand von alten Karten wurde die Entwicklung des Gebietes und seine schützenswerten Pflanzen- und Tierarten vorgestellt. Zu den besonders bedrohten Tierarten gehören z. B. Amphibienarten wie die Gelbbauchunke oder der Kammmolch, beides prioritäre Arten der FFH-Richtlinie und damit auch außerhalb von Schutzgebieten europaweit streng geschützt.

Um den Lebensraum für diese „Leitarten“ zu erhalten bzw. zu verbessern müssen regelmäßig Maßnahmen zur Offenhaltung durchgeführt werden. Dazu gehören Beweidung mit Schafen, Rückschnitt von Gehölzen und der Erhalt von Rohböden (wie sie im Tagebau immer neu entstanden). Besonders wichtig sind auch Neuanlagen von vegetationslosen Kleingewässern, in denen sich die Kaulquappen der Gelbbauchunken ohne Bedrohung durch Frassfeinde entwickeln können sowie Versteckmöglichkeiten für erwachsene Tiere unter Holz- oder Steinhaufen.

Gefördert durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD-Nord) als Obere Naturschutzbehörde wurden in einem speziellen Artenschutzprogramm für diese Arten im Winter 2019/ 20 zahlreiche neue Tümpel und Versteckmöglichkeiten im Gebiet neu angelegt (s. Foto). Nach zwei sehr trockenen Sommern (2018 + 2019), in denen die Fortpflanzung der Gelbbauchunken mangels wasserführender Tümpel kaum stattfinden konnte, war es ein großer Erfolg für den Artenschutz, dass sich 2020 zahlreiche Tiere in den neuangelegten Tümpeln zur Paarung fanden und erfolgreich Nachkommen hatten.

Aber auch die Probleme wurden angesprochen: z. B. durch den Eintrag von Lupinen und Knöterichgewächsen, sogenannten Neophyten, also nicht gebietstypischen Arten, die sich konkurrenzstark im Gebiet verbreiten und deren Bestand durch Bekämpfungsmaßnahmen möglichst klein gehalten werden soll.



Ein weiteres bedeutendes Problem ist die illegale Freizeitnutzung durch Badegäste, die teilweise von weit her über Internetforen in diese Naturschutzgebiete gelockt werden, obwohl es nach der Rechtsverordnung zur Ausweisung der Gebiete verboten ist, zu baden, zu lagern, zu zelten, Feuer anzuzünden und wildlebende Tiere zu stören. Die Hinweise der Besitzer der Flächen sowie der Pächter, Forstbeamte und Naturschützer – als Vertreter der zu schützenden Natur – auf die bestehenden Verbote führten leider nicht dazu, dass diese eingehalten werden. Es ist daher vereinbart worden, dass die Polizei zukünftig regelmäßig kontrollieren soll.

Am Nachmittag wurden noch zwei weitere Naturschutzgebiete bei Kausen besucht, die vom Elkenrother Landwirt Pfeiffer durch schonende Beweidung und durch abschnittsweise Mahd mit Belassen von Säumen vorbildlich im Einklang mit der Natur bewirtschaftet und erhalten werden.

In den Naturschutzgebieten „Im Geraume“ und „Im Seifenwald“ werden so artenreiche Grünlandbestände mit vielen Orchideen und anderen seltenen Pflanzenarten als Lebensraum für viele Schmetterlinge wie die Bläulingsarten, Feuerfalter und Scheckenfalter für kommende Generationen erhalten.

Die negativen Folgen des Klimawandels werden aber auch hier sichtbar: Viele Orchideen haben aufgrund der Trockenheit stark gelitten und im Frühjahr nicht geblüht. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Bestand wieder erholt.

Zum Abschluss dankte der Vertreter der unteren Naturschutzbehörde, Herr Riesner-Seifert, dem Biotopbetreuer Peter Weisenfeld für seinen engagierten Einsatz und das – trotz aller Probleme – sichtbar sehr gute Ergebnis der durchgeführten Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Betzdorf & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Betzdorf-Gebhardshain auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Mehr als nur Action und Streben nach dem Kick

Kreis Neuwied. Als aktuelles Gemeinschaftsprojekt wird ab 2025 eine neue Ausbildung zur Erlebnispädagogin/zum Erlebnispädagogen ...

Altenkirchener Schlossplatz: Erste Eckpunkte der neuen Ausgestaltung festgelegt

Altenkirchen. „Du bist keine Schönheit“ lautet einen Zeile aus Herbert Grönemeyers ewig jungem Gassenhauer „Bochum“. Ohne ...

Diakonie Klinikum Siegen setzt ein starkes Zeichen zum Weltpankreaskrebstag

Siegen. Am heutigen Weltpankreaskrebstag zeigt das Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen starke Solidarität mit den Betroffenen. ...

Landkreis Altenkirchen kooperiert mit Ruanda: Ausbildungsperspektiven für Azubis

Kreis Altenkirchen. Das Projekt „Spa(n)nende Perspektiven“ wurde von Reiner Rudolphi, Geschäftsführer der GOV GmbH + Co. ...

Weltladen Betzdorf unterstützt Projekte mit über 3.800 Euro – Vorstand gewählt

Betzdorf. Die Mitgliederversammlung des Weltladens Betzdorf brachte beeindruckende Ergebnisse: 3.849 Euro werden für verschiedene ...

Erfolgreiche Fördermittelwerkstatt in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld

Altenkirchen. Bereits im Vorfeld zeigte die enorme Resonanz, wie groß das Interesse an diesem Angebot war: Über 80 Bewerbungen ...

Weitere Artikel


Eheleute Sperlich aus Horhausen feierten Eiserne Hochzeit

Horhausen. Seit etwa 30 Jahren leben der frühere Kfz-Elektromeister, der auf 90 Lebensjahre zurückblicken kann, und seine ...

Fast 6600 Unterschriften gegen Schließung der BDZ Wissen

Wissen/Mainz. Die Hausärzte vor Ort hatten sich an den Kosten der Wissener Bereitschaftsdienstzentrale beteiligt. Das BDZ ...

Rollerfahrer flüchtet vor Polizei und rast durch Fußgänger

Mudersbach. Der Rollerfahrer entzog sich der Kontrolle in waghalsiger Art und Weise. Sämtliche Anhaltezeichen wurden ignoriert, ...

Uni Siegen: Große Nachfrage bei Psychologie, Grundschullehramt und Sozialer Arbeit

Siegen. Am 20. August ist die Bewerbungsfrist für die zulassungsbeschränkten Studiengänge abgelaufen – an der Universität ...

Batterien gehören nicht in die Restabfalltonne

Altenkirchen. Im Jahr 2018 wurde ein starker Anstieg der in Verkehr gebrachten Batterien verzeichnet. In Deutschland waren ...

Neuer Polizei-Bezirksdienstbeamter in Daaden stellt sich vor

Daaden. Seit dieser Zeit ist der 56-jährige Polizeihauptkommissar Alt nun in seinem "Beritt" eingesetzt und konnte die ersten ...

Werbung