Picknick-Mitsing-Konzert in Altenkirchen ließ die 1960er aufleben
Wie sagte VG-Bürgermeister Fred Jüngerich richtig entzückt: „ Ich habe ehrlich gesagt nur mit etwas mehr als zehn Besuchern gerechnet, und nun ist der Marktplatz in Altenkirchen voll mit Menschen. Es ist wohl der Wunsch aller, wieder an der Gemeinschaft teilzuhaben.“ Den letzten Satz kann man dick unterstreichen, denn die Stimmung beim Mitsing-Picknick-Konzert auf dem Marktplatz hätte kaum besser sein können.
Altenkirchen. Das Trio „Poesie“ hatte zu einem gemütlichen Abend eingeladen, und war ob des Erfolges, trotz der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen wegen der Corona-Pandemie, sichtlich erfreut. Klar war, dass bei einem Mitsing-Konzert der überwiegende Teil des Publikums aus „Grauschädeln“ bestand, Ü60-Party ist absolut zutreffend, doch auch die zeigten, dass sie sehr wohl in der Lage sind, Stimmung zu erzeugen. Gotthilf Fischer hätte seine helle Freude gehabt. Wenn die Jugend bei Heavy Metal-Konzerten lauthals mitgrölt, dann können auch ältere Herrschaften einen stimmgewaltigen Chor bilden. So war es auch am Markplatz in Altenkirchen, die Veranstalter hatten für jeden Besucher Textvorlagen parat, also gab es keine Ausreden, sich nicht am Gesang zu beteiligen. „Picknick-Konzert“ deshalb, weil die Besucher aufgefordert waren, ihre eigene Verpflegung und Sitzgelegenheiten mitzubringen. Hier ein Schluck Sekt oder ein Glas Prosecco, dort ein Bierchen, dazu Snacks, Chips und Mettwürstchen, der Abend war nicht nur etwas für die Ohren, auch der Magen wollte feiern.
Partystimmung mit Lagerfeuer-Seemanns- und Discoliedern
Bei der Begrüßung des Publikums durch Thomas Wunder, Liedermacher und Kopf von „Poesie“, meinte dieser: „Altenkirchen ist die Kultur-Hauptstadt des Westerwaldes.“ Oje, da werden aber in Montabaur, Wissen und Hachenburg die Ohren gewackelt haben. Sagen wir es mal so, Altenkirchen braucht sich hinter den anderen nicht zu verstecken. Was „Poesie“ den Gästen bot, war ein nostalgischer Ausflug in die Zeit der 1960/70 er-Jahre. Dank der geschickten Auswahl von bekannten Hits, Stimmungs- und Volksliedern, gelang es „Poesie“, die meisten der Zuschauer in ihre eigene „wilde“ Jugend zurückzuversetzen. „Ein Hoch auf den gelben Wagen wehen“, „Wenn die bunten Fahnen wehen“, sowie „Die Gedanken sind frei“, „Über den Wolken“, und von Hannes Wader „Heute hier, morgen dort“ erzeugten wahre Pfadfinder-Lagerfeuerstimmung.
Eine geniale Version von „Let it be“ von den Beatles, stark gesungen von Thomas Wunder, brachte den Übergang zu Shanty- und Seemannslieder: „Wir lagen vor Madagaskar“ musste dran glauben, ebenso „My Bonnie lies over the Ocean“. Der „Griechische Wein“ wurde auf dem Marktplatz getrunken, und Marianne Rosenberg, die Ikone und Diva der 70er, trällerte „Du gehörst zu mir“. Wehmütig schilderte Thomas Wunder die damalige Discozeit, als in einfachen „Disco-Schuppen“ die Disco-Kugel in jedem Raum hing, und man nach dem Tanzen sich auf abgewetzten Sofas und Stühlen ausruhte. Das war die Zeit, als Hosen mit großem Schlag Hochkonjunktur hatten, und die Jungs Nyltest-Hemden trugen, die im Neonlicht so herrlich leuchteten.
„Take me home, Country Roads“ brachte Western-Romantik nach Altenkirchen, weiter ging es auf die Brexit-Insel mit „Streets of London“, dann ab in den Süden mit „Bella ciao“ und dem absoluten Mitsing-Hit der Beatles „Hey Jude“ – „Nanananananana“ ist schließlich ein sehr einprägsamer Refrain. Der wunderschöne Abend endete mit „Kein schöner Land in dieser Zeit“ und „Guten Abend, gut‘ Nacht“. Als hätte der Himmel Erbarmen gehabt, setzten am Ende des Konzertes Wind und Regen ein, was aber der allgemeinen Begeisterung keinen Abbruch tat. Die Lieder von „Poesie“ wurden regelrecht abgefeiert, es wurde nicht nur mitgesungen, auf dem Marktplatz wurde auch das Tanzbein geschwungen. Selbst unter den erschwerten Bedingungen durch die Pandemie, gelang es „Poesie“ den Besuchern das wohlige Gefühl von Glück und Geborgenheit zu vermitteln. Dieses war auch der Gedanke der Musiker, als sie sich zu dem Mitsing-Konzert entschlossen, das Vorhaben war zu 100 Prozent gelungen. Applaus!
„Poesie“ trat in folgender Besetzung auf: Gitarre und Gesang Thomas Wunder, Heribert Blume und Stefan Henn begleiteten ihn sehr melodisch auf ihren Gitarren. (wear)
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