Werbung

Nachricht vom 02.09.2020    

Altenkirchen setzt Wortlaut der Menschenrechte auf 29 Tafeln in Szene

Die Zahl der Verstöße gegen die Menschenrechte nimmt weltweit rasant zu. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch auf allen anderen Kontinenten werden sie immer öfter mit Füßen getreten. Die Stadt Altenkirchen möchte die Resolution der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1948 stärker ins Bewusstsein rücken.

So wird die Präsentation der einzelnen Artikel der Menschenrechte im Altenkirchener Stadtgebiet aussehen. (Foto: hak)

Altenkirchen. Wenn der Blick rund um den Erdball geht, ist eines klar zu erkennen: Von Tag zu Tag wird sich weniger um die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" geschert. Die Zahl der Zuwiderhandelnden, auch von höchster Stelle autorisiert, steigt unaufhörlich. Selbst in Demokratien ist immer häufiger Schluss mit lustig, was die Resolution 217 A (III) der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948, die 30 Artikel umfasst, angeht. Die Stadt Altenkirchen wird auf 29 Tafeln (Artikel 30 "Die Auslegung" wird nicht berücksichtigt) die Wortlaute der einzelnen Paragrafen darlegen. Die Standorte der in dunklerem (beruhigend wirkendem) Grün gehaltenen Platten mit weißer Schrift, die auf Grauwackesteinen (Gewicht zwischen 62 und 77 Kilogramm, hin und wieder sogar noch etwas mehr) montiert werden, wurden am späten Mittwochnachmittag (2. September) in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses einstimmig ausgewählt. Sie liegen zwischen August-Sander-Realschule plus und dem Bahnhofsgebäude/Postamt, bilden ideale Anlaufpunkte für einen Rundgang durch die City und sind, wenn möglich, thematisch ihren "Niederlassungen" zugeordnet. Zu scannende QR-Codes sollen ermöglichen, sich über das weltweite Netz weitere Informationen zu besorgen.

Idee aus Projektewerkstatt
Der Hintergrund: Die Idee entstammt einer Projektewertstatt der Ehrenamtsinitiative "Ich bin dabei!", an der die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld teilnimmt. Die Projektgruppe "w40.global" mit "Kümmerer" Jürgen Binder hat sich vorgenommen, sich aktuell drängenden Fragen anzunehmen. Nach den rassistisch motivierten Anschlägen in Hanau (zehn Tote) und Halle (zwei Tote) reifte und entwickelte sich die Idee, auf die Menschenrechte an exponierten Stellen mit Schrifttafeln aufmerksam zu machen. Der Stadtrat stimmte diesem Vorschlag in seiner Sitzung am 17. Juni bereits grundsätzlich zu. In einem Gespräch am 11. August, an dem der Zweite Beigeordnete Rüdiger Trepper, Binder sowie Manfred Pick und Rebecca Seuser (beide Verbandsgemeindeverwaltung) teilnahmen, wurden mögliche Standorte, Verantwortlichkeiten, Kosten und Folgekosten besprochen. Zudem wurden in Abstimmung mit Trepper sich anbietende Positionen in Lagepläne eingearbeitet. Zwei Beispiele (Artikel 1 und Artikel 23), wie die Tafeln gestaltet sind aussehen, sind seit geraumer Zeit am nördlichen Rand des Marktplatzes in unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone im Beet eines Baumes bereits verankert. Die Namen der Sponsoren finden sich jeweils am unteren Rand.



Nachhall aus Schrecken der Kriege
Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt merkte an, dass die Menschenrechte für alle Menschen Gültigkeit haben sollten. Sie seien als Nachhall aus den Schrecken zweier großer Weltkriege entstanden. "Jeder Mensch ist gleich wertvoll", fügte er an, "die Tafeln bereichern unsere Stadt. Ein Dank an das Ehrenamt, wie es Dinge umsetzen kann." Binder ließ kurz Revue passieren, wie das Projekt immer mehr Fahrt aufgenommen habe. "Die Idee ist inzwischen weit über unsere Gruppe hinaus angekommen und hat soviel Kraft, dass sie weitere Ideen anzieht. Wir haben bald einen Menschenrechtsparcours. Ich bin überwältigt, was in so kurzer Zeit möglich ist." Die Standorte vornehmlich an Bäumen seien bewusst gewählt. So werde eine Zeitstruktur geschaffen, denn "Bäume wachsen, und die Menschenrechte können auch wachsen".

Keine Kosten für die Stadt
Die Projektgruppe übernimmt die Verantwortung für die Realisierung des Vorhabens und stellt sicher, dass der Stadt keine Kosten für die Beschaffung der Steine und Schrifttafeln einschließlich ihres Einbaus und ihrer Montage entstehen. Vor diesem Hintergrund ist eine Vereinbarung, ein "Gentlemen's Agreement", zwischen Stadt und Projektgruppe (sie hat keine Rechtsform) getroffen worden. Die Ausgaben werden aus einem gut gefüllten Topf von Sponsorengeldern gedeckt. Da die Corona-Krise den Sitzungskalender der lokalen Gremien erheblich durcheinandergewirbelt hat und Beschlüsse nunmehr erst verspätet gefasst werden können, musste auf die Schnelle die Lagerstätte der Steine im August geräumt werden. Sie sind nunmehr auf dem Areal des Bauhofes der Verbandsgemeinde in der Altenkirchener Heimstraße deponiert. Das wiederum zieht Kosten nach sich. Die 300 Euro teilen sich die Verbandsgemeinde und die Stadt zu gleichen Teilen, wie Trepper und der Zweite Beigeordnete der Verbandsgemeinde, Rainer Düngen, festlegten. Da deutlich mehr als 29 Interessenten sich gemeldet haben, ist angedacht, die Aktion in die Peripherie Altenkirchens auszudehnen und auf privatem Grund und Boden oder an Häuserwänden fortzusetzen. (hak)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Winterliche Bedingungen führen zu vier Verkehrsunfällen im Kreis Altenkirchen

Kreis Altenkirchen. Im Zeitraum von Mittwoch (20. November) 16 Uhr bis Donnerstag (21. November) 13 Uhr waren die winterlichen ...

Klimaschutz mit starken Wurzeln: VR-Banken setzen auf nachhaltiges Engagement

Dattenberg. Mit der bundesweiten Klima-Initiative "Morgen kann kommen" bündeln die Genossenschaftsbanken ihre Klimaschutzaktivitäten ...

Öffentlichkeitsfahndung: Vermisster 10-Jähriger aus Bad Neuenahr

Bonn/Bad Neuenahr. Die Bonner Polizei ist auf der Suche nach einem vermissten 10-jährigen Jungen aus Bad Neuenahr, der seit ...

Kinderklinik Siegen ehrt langjährige Mitarbeiter

Siegen. Dagmar Klingauf, Martina Muesse und Antina Ohrendorf wurden für beeindruckende 45 Jahren Dienstzeit prämiert, acht ...

Mehr als nur Action und Streben nach dem Kick

Kreis Neuwied. Als aktuelles Gemeinschaftsprojekt wird ab 2025 eine neue Ausbildung zur Erlebnispädagogin/zum Erlebnispädagogen ...

Altenkirchener Schlossplatz: Erste Eckpunkte der neuen Ausgestaltung festgelegt

Altenkirchen. „Du bist keine Schönheit“ lautet einen Zeile aus Herbert Grönemeyers ewig jungem Gassenhauer „Bochum“. Ohne ...

Weitere Artikel


Kein Martinsmarkt 2020 in Wissen, aber „Heimat shoppen“

Wissen. Stattfinden wird hingegen die Aktion „Heimat shoppen“ am 11. und 12. September. Ziel der Aktionstage ist es, die ...

Auch in diesem Jahr nicht ganz ohne Betzdorfer Schützenfest

Betzdorf. Am Schützenfest-Samstag ab 18 Uhr wird zum „Schlager Sit-In“ geladen, bei dem DJ Nico die größten Hits in deutscher ...

Wanderspaß mit einer „Perle“ an der Sieg

Kirchen. Wandern ist die vollkommene Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will, denn es ist der Weg der ...

Jägerprüfung im Kreis Altenkirchen: Grünes Abitur in der Tasche

Kreis Altenkirchen. Unter anderem standen regelmäßiger Unterricht, Übungsschießen und Mithilfe bei Revier- und Hegemaßnahmen ...

SPD: Kreis in der Verantwortung für Schülerbeförderung

Kreisgebiet. Bei einer kommunalen Pflichtaufgabe könne der Landkreis nur noch über die Ausgestaltung der Aufgabenerfüllung ...

Provinzial Rheinland fördert Projektgruppe w40.global

Altenkirchen. w40.global ist eine Arbeitsgruppe innerhalb der Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei“ des Landes Rheinland-Pfalz ...

Werbung