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Jüdisches Museum Berlin zu Gast am Wissener Gymnasium
Auf der Tour durch Rheinland-Pfalz machte das Jüdische Museum Berlin mit dem Museumsbus Station am Kopernikus-Gymnasium in Wissen. Einen Vormittag lang gab es Werkstätten zum Thema jüdisches Leben nach 1945 in Deutschland und eine höchst interessante Ausstellung zur Geschichte und Kultur des Judentums. Die mobile Ausstellung mit einem breiten Spektrum sorgte für großes Interesse bei den Jugendlichen.
Wissen. Der kleine blaue Bus sieht eher unspektakulär aus, aber es hat es in sich. Das jüdische Museum Berlin, kurz JMB, hatte den Museumsbus am Montag am Kopernikus-Gymnasium in Wissen geparkt und den Inhalt entladen. Im Rahmen der Sommertour 2010 "on.Tour - Das JMB macht Schule" ist der Bus zurzeit in Rheinland-Pfalz unterwegs. Zu den fünf Städten, die das JMB besucht, gehörte auch Wissen. Die Dauerausstellung eines Raumes mit der Thematik "So einfach war das" wurde in die Klassenzimmer transportiert. Im Atrium der Schule ging es lebhaft zu, hier waren die großen roten Würfelelemente, die die mobile Ausstellung bilden und ein Ausstellungstisch aufgrund des Wetters aufgebaut. In der Pause war die Ausstellung bereits dicht belagert.
Das JMB nach Wissen geholt hatte mit einem Antrag Oberstudienrätin Susanne Rosenbaum. Jüdische Geschichte müsse auch im ländlichen Raum lebendig gehalten werden, denn schließlich sei jüdisches Leben auch Gegenwart, so Rosenbaum. Sie freute sich sehr, dass der Antrag positiv beschieden worden war. Mit der Klasse 5 ging es in die Ausstellung die JMB-Mitarbeiter Johannes Schwarz betreute. In den robusten Würfeln sind in den Vitrinen unterschiedliche Ausstellungsstücke eingearbeitet und mit Texten versehen. "Jüdischer Alltag" - in diesem Würfel ist unter anderem eine Menora, (siebenarmiger Leuchter) verschiedene Kippot, ein jüdischer Kalender, Gegenstände, wie Gummibärchen die den Begriff "koscher" erläutern, jeweils mit Texten untergebracht. "Leben und Überleben" ist ein weiteres Thema, in den Vitrinen ist auch das Modell des Libeskind-Gebäudes in Berlin zu sehen. "Chancen und Diskriminierung" - dieser Würfel zeigt die Erfolgsstory der Jeans von Levi Strauss, Kondome der Firma Julius Fromm, die Geschichte Albert Einsteins und die heute weltberühmte Nivea-Creme, deren Erfinder Juden waren. "Feste feiern" - dieser Würfel erzählt die Geschichte der traditionellen Feste und ihres Ursprungs.
Für die Schülerinnen und Schüler gab es nicht nur die Möglichkeit, sich mit all diesen Dingen visuell zu beschäftigen, sie sollten auch arbeiten, sich ein Thema suchen und dazu ihre eigenen Gedanken aufschreiben. Die Texte zu jedem Ausstellungsstück halfen und erläuterten die ausgestellten Objekte. Für alle Fragen standen die Museumsmitarbeiter bereit. Eine Kippa tragen und mehr über einen Gebetsschal erfahren wollten Christian, Lukas und Christof. Sie durften die Kleidungsstücke tragen und erhielten die Erläuterungen.
Während die jungen Schüler sich munter mit der mobilen Ausstellung beschäftigten, ging es im Grundkurs Geschichte der Klasse 13 im Workshop um jüdisches Leben nach 1945. "So einfach war das" - unter diesem Thema gab es Geschichten von jüdischen Frauen und Männern unterschiedlicher Generationen, die nach 1945 in Deutschland aufwuchsen und leben. Die Kurzbiografien und die Lebensgeschichte wurde mit dem I-pod gehört, dazu gab es Fotomaterial. Im Unterricht wurde eine Wandzeitung erarbeitet, die im Anschluss mit Alexander Green vom JMB und Lehrerin Karin Wilhelmi diskutiert wurde. Völlig unterschiedliche Biografien galt es zu analysieren, so etwa die Geschichte von Tsafir Cohen, der 1966 in Tel Aviv geboren wurde und heute in Deutschland lebt. Oder die Geschichte der Musikerin Ekaterina Kaufmann, 1981 in St. Petersburg geboren und im Auffanglager Helbra lebte.
Nicht nur die Beschäftigung mit der deutsch-jüdischen Geschichte unter dem Aspekt des Nationalsozialismus sei wichtig, auch die Gegenwart mit all ihren Facetten sei ein wichtiges Thema. Seit drei Jahren geht das JMB an die Schulen im ganzen Land, mit großem Erfolg. Die Diskussionen und Fragen, die mit dem Besuch aufgeworfen werden, zeigen ein lebhaftes Interesse der Kinder und Jugendlichen, das war auch in Wissen der Fall. Und mit mehr Wissen um vorhandene aber doch fremde Kulturen und Religionen sterben vielleicht dann viel schneller althergebrachte Vorurteile. Vielleicht brauchen dann Synogogen irgendwann keinen Polizeischutz in Deutschland mehr. (hw)
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