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Nachricht vom 11.09.2020    

Konzertkirche Altenkirchen – schon mehr als Zukunftsmusik

Zu einer regelrechten Ideenschmiede zum Thema Konzertkirche wurde eine erste erweiterte Sitzung des gleichnamigen Ausschusses der evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen. Am originären Ort, also der Baustelle Christuskirche, gaben sich Mitglieder des Presbyteriums mit weiteren Persönlichkeiten und Institutionen aus Stadt, Verbandsgemeinde und Kreis ein Stelldichein.

Im Altarraum der Christuskirche Altenkirchen, also am Ort geplanter Taten, sammelt der erweiterte Konzertkirchen-Ausschuss zum Abschluss seiner Sitzung Zukunftsbilder über die konzeptionelle, pädagogische und programmatische Ausgestaltung seines Vorhabens. (Foto: privat)

Altenkirchen. Dabei ging es wesentlich um Fragen der Konzeptionsentwicklung des durch die EU und das Bundesland geförderten Projekts „Erweiterung der Christuskirche Altenkirchen zur Konzertkirche“. Zwei Herausforderungen im Werdeprozess dieses Vorhabens stellte der Vorsitzende, Martin Schmid-Leibrock, ins Zentrum der Arbeit in rotierenden Workshop-Gruppen: Wie kann das geplante Format „Musik zur Marktzeit“ in der Christuskirche Altenkirchen gestaltet werden? Wer wird dazu beitragen können? Und: Welche pädagogischen Angebote können im Zusammenhang mit der Orgelerweiterung unterbreitet werden?

Zahlreich, engagiert und kreativ waren die Ideen und Zukunftsbilder, die von Mitgliedern des Presbyteriums gemeinsam mit geladenen Persönlichkeiten und Institutionen aus Stadt, Verbandsgemeinde und Kreis zusammengetragen wurden. Das Interesse an dem Vorhaben, das Gotteshaus für kulturelle, insbesondere musikalische Impulse weit zu öffnen, bekräftigten Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt ebenso wie Cornelia Obenauer seitens der Verbandsgemeinde. Auch die Fraktion Kirchenmusik präsentierte etliche Einfälle: Neben dem neuen Gemeindekantor, Achim Runge, und den Organisten Dr. Arbeiter und Dr. Werner Buchner beteiligten sich Walter Schütz vom örtlichen Posaunenchor sowie Pfr. Markus Tesch als Kirchenmusik-Beauftragter des Kirchenkreises an der Entfaltung von Handlungsmöglichkeiten.
Vom Bauprozess in der Christuskirche konnten sich die Teilnehmenden selbst ein Bild machen: Die geplanten Licht-Ton-Video-Installationen sind nahezu abgeschlossen. Aber bei der 34-Register-Orgel klafft derzeit eine große Lücke: Ihr wuchtiger Spieltisch ist demontiert und wird aktuell in der Orgelbaufirma Merten, Remagen, wieder in Wert gesetzt und gegen Brandgefahren abgesichert. Anschließend wird das große Orgelwerk insgesamt renoviert und um ein tiefes 16-Fuß-Prinzipalbass-Register erweitert.

Immaterielles Kulturerbe der Menschheit – bewegt in Altenkirchen
Diese Bauphase eignet sich nach Auffassung des Gremiums hervorragend, in das neuerliche „Weltkulturerbe Orgelbau und Orgelspiel“ einzuführen. Entsprechend trägt das UNESCO-Logo für das immaterielle Kulturerbe die drei Verben „Wissen. Können. Weitergeben“. Dazu stehen in Altenkirchen sowohl der Orgelbauermeister Martin Hiltmann als auch die an der Christuskirche aktiven Organisten bereit. Und der Initiator des Weltkulturerbe-Prozesses, Prof. Michael Kaufmann, Heidelberg, hat bereits einen Festvortrag in 2021 zugesagt. Er ist insbesondere gespannt auf den im Frühjahr 2021 zu installierenden zweiten, mobilen Orgelspieltisch, der auch auf dem Schlossplatz bespielt werden kann. Damit wird eine völlig neue Schnittstelle zwischen mechanischem Orgelbau und computergesteuerter, mobiler Spieltisch-Anlage entstehen, mit der die Orgelwerke outdoor gespielt, elektronisch an die Orgel übermittelt und simultan aus dem Klangraum Christuskirche wieder auf den Schlossplatz übertragen werden können – eine wohl weltweit einmalige Konstruktion, die Neugier auf den seltenen Beruf Orgelbauer/Orgelbauerin wecken könnte.



Nun freuen sich die Fachkräfte darauf, Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen sowie Stadtführungsinteressierte mit Ästhetik, Klangfülle und technischen Eigenschaften dieses Instruments samt den Möglichkeiten der Konzertkirche vertraut zu machen und für die Orgel als „Königin der Instrumente“ zu begeistern. Und auch für die Berufszweige Metallbau, Gebläsetechnik, Holzbau und Elektrik bietet das seit 1200 Jahren in Deutschland nachgewiesene Instrument heute spannende Einblicke.

Die Orgel ist neben dem Glockenspiel wohl das einzige Instrument, das begehbar ist und eigentlich aus 34 Instrumenten besteht, vergleichbar einem großen Orchester.

Klangerlebnisse für Stadt und Region
Weitere Impulse für die „lernende Organisation“ Konzertkirche verspricht sich der Ausschuss auch von Alfred Stroh, Organisator der kirchenmusikalischen Angebote in Birnbach, Thorsten Schmehr, kath. Seelsorgebereichsmusiker und Leiter des ökumenischen Kinderchors Altenkirchen, sowie von Klaus Schumacher, stellvertretender Leiter der Kreismusikschule.

Schulen und Chöre sowie der Kreischorverband sind schon seit Jahren willkommene Gäste im Gotteshaus und sollen, so Schmid-Leibrock, nochmals zur Mitwirkung im Ausschuss eingeladen werden.Sie könnten – ebenso wie alle anderen interessierten Musizierenden - dazu beitragen, „Musik zur Marktzeit“ zu einem kleinen, anziehenden Ruhepunkt im Wochenrhythmus der Stadt zu machen.

Der Ausschussvorsitzende, selbst ehrenamtlicher Kirchenmusiker, freut sich, dass dieses Vorhaben der Gotteshaus-Öffnung möglich wurde, weil es in den Rahmen des Entwicklungsprogramms EULLE eingepasst werden konnte - unter Beteiligung der Europäischen Union und des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinlad-Pfalz.

Als außerordentlich hilfreich, so Schmid-Leibrock, habe sich auch die begleitende Beratung durch die Wirtschaftsförderung des Kreises erwiesen.

Nun hat das Presbyterium, beschwingt durch die EU-Förderzusage ein weiteres Projekt beschlossen und weitgehend ehrenamtlich realisiert: Die Installation einer akustischen Induktionsanlage für Hörgeschädigte. (PM)


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