Gerüchte, Schließung, Pop-Up-Store: Es tut sich was in Wissen
Von Regina Morkramer
Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Baustelle in der Rathausstraße beutelt die Wissener Innenstadt in diesem Jahr. Doch so aussichtslos, wie viele viele es darzustellen versuchen, ist die Lage gar nicht. Citymanager Ulrich Noß weiß Positives zu berichten und hat Pläne für die Siegstadt – auch wenn einige alteingesessene Geschäfte in diesem Jahr schließen.
Wissen. „Die schließen doch, hab ich gehört“ – in diesen Tagen ist diese Aussage in Wissen keine Seltenheit. Im Falle von beispielsweise PK Fashion, Optic Schröter, Tedi und Kodi handelt es sich dabei eindeutig um Gerüchte. Andere Geschäfte wiederum werden zwar in diesem Jahr noch dichtmachen. Von übermäßigem Leerstand in der Innenstadt kann jedoch keine Rede sein. Entgegen vieler Erwartungen ist die Stimmung im Wissener Einzelhandel derzeit gar nicht so schlecht. Als „verhalten gut“ beschreibt sie Citymanager Ulrich Noß.
So sei die Baustelle in der Rathausstraße gar nicht so ein großes Problem, wie viele sie in den vergangenen Wochen und Monaten darstellen wollen, erklärt Noß. Die Umsatzeinbrüche seien längst nicht so hoch wie erwartet. Und überhaupt liege die Baustelle nicht nur sehr gut in der Zeit, sondern sogar vor Plan. Ohne Frage belaste sie die Innenstadt und das auch noch bis ins Jahr 2022. Aber der Mehrwert, der die Umgestaltung schafft, wird sich auf lange Sicht auszahlen. Schließlich handele es sich bei der Rathausstraße um eine „1-A-Lage“, die letztlich mit einem ansprechenden Außenbereich ins rechte Licht gerückt wird – wovon der Einzelhandel profitieren wird. Im Idealfall könnten dann auch neue Händler angelockt werden.
Juwelier Schneider, Büro Hoffmann, Bäcker Müller schließen
Dennoch kann der positive Blick in die Zukunft nicht darüber hinweg täuschen, dass gerade auch alteingessene Geschäfte in den kommenden Monaten schließen. Das Büro Hoffmann wird zum Ende des Jahres den Bereich Schreibwaren aufgeben – das Geschäft lohnt sich nicht mehr. Der Juwelier Schneider an der Kreitz Ecke schließt ebenfalls. Die bisherigen Inhaber gehen in den Ruhestand, das Haus wurde verkauft. Nun läuft die Suche nach einem Nachfolger, gerne auch im Bereich Schmuck. Der Laden sei dafür prädestiniert, so Noß, ein Tresor sei dort schließlich vorhanden, ebenso wie Sicherheitsglas und Alarmanlage. Auch Bäcker Müller gibt den Standort direkt an der Altstadtbrücke auf und verlegt seine Backstube nach Katzwinkel. Hier ist man laut Noß ebenfalls auf der Suche nach einem Nachfolger; die Filiale in Köttingen bleibt außerdem bestehen. Ob Blumen Leonards das Geschäft in der Mittelstraße für immer schließt, ist dagegen noch nicht sicher. Hier wartet man zunächst den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und die Baustelle ab. Das Stammhaus mit Gärtnerei und Blumenverkauf bleibt zudem auch weiterhin geöffnet. Das momentane Sorgenkind Germania hofft man übrigens schnellstmöglich wieder öffnen zu können. Derzeit laufen Gespräche mit Brauereien, die als Pächter in Betracht kommen.
Fest steht, dass der Standort Wissen auch von Gästen und Touristen gut angenommen wird, weiß Noß. Deswegen sei es wichtig, eine lebendige Innenstadt als zusätzlichen Anziehungspunkt zu schaffen. Klar habe es Verschiebungen im Käuferverhalten gegeben, räumt Noß ein. Durch die Online-Konkurrenz befindet sich der Einzelhandel mitten im Wandel, neue Ideen und Lösungen seien gefragt. Deswegen hat der Citymanager aber auch schon Pläne für die Zukunft.
So soll ein „Pop-Up-Store“ in der Siegstadt entstehen. Dieser bietet Händlern die risikoarme Möglichkeit, sich und seine Geschäftsidee auszuprobieren: Für 99 Euro die Woche können sich Interessenten einmieten, um ihr Sortiment an den Käufer zu bringen und erste Erfahrungen im Einzelhandel zu sammeln, bevor gleich ein eigener Laden mit langfristigen Verpflichtungen eröffnet werden muss. Interessant sei das beispielsweise für Händler, die jetzt von zu Hause verkaufen, oder für Hofläden, die auch in der Stadt ihre Produkte vorstellen und Tastings veranstalten wollen oder auch für auswärtige Einzelhändler, um einen Warenverkauf über einige Wochen in Wissen zu realisieren. Von einem regelmäßigen Flohmarkt, vielleicht sogar einem wöchentlichen Street-Food-Markt spricht Noß außerdem. Diese Pläne seien in diesem Jahr, vor allem in der nun anbrechenden kalten Jahreszeit aber natürlich nicht mehr zu verwirklichen. Dafür lohnt sich der Blick in die Zukunft also umso mehr. Es spreche nichts dagegen, das Wisserland als „Wohlfühlregion“ zu etablieren, ist sich Noß sicher.
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