Raubüberfall auf Daaden von 1798 wird vertont
Ein Blick in die Geschichte wird vertont: Vor 200 Jahren zeigten sich die Daadener äußerst wehrhaft, als sie von Räubern überfallen wurden. Der Überfall scheiterte kläglich. Dieses Ereignis wird von der Daadetaler Knappenkapelle musikalisch umgesetzt. Die Welturaufführung ist am 14. November in der Betzdorfer Stadthalle.
Kreis Altenkirchen/Daaden. Am 17. Mai 1798 wurde die Gemeinde Daaden von 22 schwer bewaffneten Räubern überfallen. Der nächtliche Angriff auf ein Haus in der heutigen Lamprechtstraße scheiterte jedoch kläglich - und auf einen Schlag wurden 20 in Frankreich, Deutschland und Holland langjährig gesuchte Schwerverbrecher verhaftet.
Planung "Im weißen Turm"
Die Planung des Unternehmens nahm seinen Ausgangspunkt in Neuwied. In der Wirtschaft "Zum weißen Turm" wurde der Überfall minutiös geplant. Gastwirt Nikolaus Belz war ein guter Kundschafter für die Ganoven und hatte erfahren, dass der Neuwieder Bankier Bruckmann sein Geld und seine Wertsachen nach Daaden im Westerwald schaffen wollte. Hier wohnte der Schwiegervater des Bankiers und im Daadetal schienen Gold und Silber vor den Kriegswirren wesentlich sicherer zu sein als im unruhigen Rheinland.
Ein "muthiger Schlag Leute"
Gastwirt Belz informierte den berüchtigten Räuber Adolf Weyers aus Mörs über die Chance, durch einen Raub in Daaden einen großen Coup zu landen. Als Reisender getarnt, fuhr Weyers kurzerhand zum Auskundschaften nach Daaden. Weyers verstand sich auf das Rotgerben und der Daadener Schwiegervater von Bankier Bruckmann ging diesem Gewerbe nach. So konnte der Ganove unter einem Vorwand sogar das Hausinnere ausbaldowern. Er sah, dass sich im Haus viele Kisten und Verschläge befanden -die Information von Belz schien richtig zu sein. Nach zwei Tagen informierte Weyers seinen Kumpanen im Gasthof "Zum Weißen Turm" über die Lage in Daaden. In dem Buch "Die actenmässige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins" von Johann Nikolaus Becker aus dem Jahre 1804 wird der Bericht wiedergegeben: "Das Ziel liegt in einem großen und vollreichen Orte. Die Bewohner desselben und der umliegenden Gegend sind ein muthiger Schlag Leute. Es gibt eine Menge Wildschützen unter ihnen, die mit Feuergewehr auf das Beste umzugehn wissen, und Mut genug haben, dem Teufel zu stehen. Unsere erste Sorge muss daher seyn, uns zu einer förmlichen Bataille gefasst zu machen, uns mit Pistolen und Flinten zu versehen, Patronen zu verfertigen, und so mit Muts und Tapferkeit unser Anschlag vollführen zu können."
In der Nacht des 17. Mai 1798 und unter Führung der Räuber Adolf Weyers und Augustin Overtüsch begann der Überfall auf Daaden. Zwei Köhler, die zufällig in der Ortsnähe des Weges kamen, wurden von den Ganoven geknebelt und in den Wald getragen. Die Räuber sollen über den "Silberberg" nach Daaden eingedrungen sein. Die Nachtwache wurde überrannt und geknebelt. Eine Abordnung der Räuber verstopfte das Schlüsselloch der Kirchentür, damit nicht durch das Läuten der Kirchenglocke Alarm gegeben werden konnte.
Daadener schlugen die Räuber in die Flucht
Mit einem Rammbaum bewaffnet stießen die Räuber unter Leitung von Weyers die Haustür des Zielobjektes auf. Aber: Das Haus war völlig leer. Weyers hatte sich in der Dunkelheit geirrt und das Haus auf der falschen Straßenseite ausgewählt. Die Räuber waren über diesen Irrtum entsetzt. In ihrer Wut wurde das erstbeste Haus daneben überfallen. Das Kampfgetümmel war inzwischen im ganzen Ort zu hören. Die bewaffnete Daadener Bürgerschar zog herbei, um den Räubern Paroli zu bieten. Fluchtartig verließen die Räuber das wehrhafte Daaden. Sie zogen sich lärmend und mit Pistolen feuernd, schwer mit Beute beladen in die Hügel um den Ortskern zurück. In Daaden wurde "Sturm geläutet" und die Suche nach den Räubern begann. Die Nacht war mondlos und die Ganoven hatten in der unbekannten Gegend völlig die Orientierung verloren. Als sich am nächsten Morgen der Frühnebel im Daadetal lichtete, erblickten die Räuber zu ihrem Entsetzen die Zwiebelturmspitze der Daadener Barockkirche. Auf den Feldern und Wiesen wimmelte es inzwischen von bewaffneten Daadenern. Auch französisches Militär, das zufällig in der Daadener Gegend im Quartier lag, kam zu Hilfe. Als die Räuber in verzweifelter Gegenwehr alles Pulver verschossen hatten, fielen die Verfolger über sie her und entrissen ihnen die Beute. Einige Räuber hatten sich unter Laub und Sträuchern versteckt. Das ganze dauerte von 6 bis 8 Uhr. Schwer gefesselt wurden die Räuber dann nach Dillenburg geführt und anschließend auf die Festung Wesel gebracht.
Der Anführer Adolf Weyers aus Mörs brach im Juli 1800 aus der Weseler Festung aus, wurde nach einigen Raubzügen wieder gefasst und in ein Bergwerk nach Sibirien zur Zwangsarbeit verbracht. Der zweite Anführer, Augustin Overtüsch aus Brügge, konnte ebenfalls aus der Festung Wesel ausbrechen und wurde später in Lüttich hingerichtet.
Musikstück zum Raubüberfall wird am 14. November uraufgeführt
Der bekannte österreichische Komponist Otto M. Schwarz war von dieser spannenden Geschichte begeistert. Er erstellt derzeit eine Auftragskomposition für die Daadetaler Knappenkapelle. In verschiedenen Sätzen wird das Musikgemälde lautmalerisch erklingen. Zahlreiche Spenden aus Unternehmen und der Bevölkerung ermöglichen dieses Werk. Schwarz ist heute für Werbung, Filmmusiken und Erkennungsmelodien für den ORF und diverse andere Sender verantwortlich. Die Welturaufführung des neuen Werkes ist am 14. November in der Stadthalle Betzdorf. Der Komponist selbst wird anwesend sein. Es spielt das PJO Projektorchester unter der Leitung von Marco Lichtenthäler. Für die Auftragskomposition werden weiterhin Spenden erbeten. Der Titel des Werks lautet voraussichtlich "The white tower", also "Der weiße Turm", so wie die berüchtigte Herberge, in der die Planung des Überfalls auf Daaden erfolgte. (Wolfgang Märker)
Karten für die Welturaufführung im Internet unter www.pjo-projektorchester.de.
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